Wietersdorfer reduziert Abgase weiter

Das Wietersdorfer Zementwerk im Görtschitztal ist nach dem HCB-Skandal weiter um eine bessere Umweltbilanz bemüht. Am Freitag wurde die Nachverbrennungsanlage vorgestellt. Die Emissionen sollen damit um bis zu 90 Prozent reduziert werden.

13 Millionen Euro investierte das Unternehmen nach eigenen Angaben in den Bau der Nachverbrennungs- sowie der integrierten Staubfilteranlage. Kohlenmonoxid und organische Kohlenstoffe, die bei der Zementerzeugung entstehen, werden reduziert, durch die RTO-Anlage (Regenerative Thermische Oxidation) von Staub gereinigt und anschließend mit einer Temperatur von 850 Grad behandelt. Bis zu 90 Prozent können diese Emissionen mit der Nachverbrennung reduziert werden, hieß es am Freitag. „Alles was übrig bleibt, ist weit unter den Grenzwerten“, meinte Werksleiter Florian Salzer.

Wietersdorfer HCB Umwelt Nachverbrennungsanlage

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Die neue Nachverbrennungsanlage

Die Abgase werden in zwei Türme mit vorgewärmten Keramiksteinen geleitet, dort werden sie auf 850 Grad Celsius erhitzt. Dann wird die Abluft in zwei weiteren Türmen abkühlt. So kann der Energiebedarf, der mit Erdgas gedeckt wird, minimiert werden. Die Funktionsfähigkeit der Anlage wird in der zentralen Steuerung überwacht, die Nachverbrennung selber kommt ohne Bedienung aus. Für die Anlage gebe es außerdem Sicherungseinrichtungen, so Salzer: „Ein Störfall kann damit nicht auftreten.“

Dritte Anlage in Österreich

Die RTO-Anlage in Wietersdorf ist die dritte in Österreich, sagte Werksleiter Salzer. Die Wietersdorfer-Anlage besteht aus 52.000 keramischen Regeneratorsteinen mit insgesamt 300.000 Quadratmeter Oberfläche, ist 22 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 660 Quadratmetern.

Ehrgeiziges Ziel des Unternehmens ist, das Zementwerk zum saubersten seiner Branche zu machen. Bereits in Betrieb gingen eine Quecksilberreduktions- und eine Staubfilteranlage – mehr dazu in Wietersdorfer investiert in Umweltmaßnahmen. Die Quecksilberanlage ist weltweit einzigartig und wurde patentiert. Für das nächste Jahr ist auch eine SNCR-Anlage (Selective Non Catalytic Reduction) geplant, damit kann unter anderem die Stickoxide-Emission reduziert werden.

Investition in die Zukunft

Dank der besseren Konjunktur läuft auch der Zementabsatz gut, 500.000 Tonnen werden heuer das Werk in Wietersdorf verlassen. Die neue Nachverbrennungsanlage sei eine wichtige Umweltinvestition und solle auch den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens langfristig sichern, sagte Geschäftsführer Lutz Weber, der das Werk seit April führt.

Wietersdorfer HCB Umwelt Nachverbrennungsanlage

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Werksgelände Zementwerk

Wäre die Umweltinvestition schon vor ein paar Jahren getätigt worden, hätte der HCB-Skandal vermieden werden können. Nun werde an der weiteren Absicherung gearbeitet, sagte der Geschäftsführer. „Die getätigten Investitionen sind ein klares Bekenntnis zum Zementwerk", sagte auch Eigentümervertreterin Christina Fromme-Knoch.

HCB-Skandal: Ermittlungen laufen

In die Schlagzeilen geriet das Werk durch den Skandal um das Umweltgift HCB, ausgelöst durch die Verbrennung von HCB-hältigem Blaukalk. Dieser Blaukalk wird im Werk mittlerweile nicht mehr verbrannt, er lagert nun auf einer Deponie in Brückl, diese Kalkdeponie wurde mittlerweile versiegelt – mehr dazu in Kalkdeponie wird baulich versiegelt.

Ausgestanden ist der Skandal um das Umweltgift aber noch lange nicht. Anfang September wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Klagenfurt in Zusammenhang mit dem HCB-Skandal gegen acht Personen und gegen die Firma Wietersdorfer selbst ermittelt - mehr dazu in HCB: Ermittlungen gegen acht Personen. Bei den Personen handelt es sich um Mitarbeiter des Zementwerkes und des Landes Kärnten.

Für die nächsten Tage wird auch das Ergebnis der seit Jahren laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung erwartet. Diese wurde nötig, um im Werk weiter Ersatzbrennstoffe, wie Klärschlamm und Plastikmüll, verbrennen zu dürfen. Bei Verbot der Ersatzbrennstoffe sei das Werk nicht mehr wirtschaftlich zu führen, hieß es von Wietersdorfer - mehr dazu in Zementwerk droht mit Schließung.

Kaiser: Symbiose von Industrie und Lebensraum

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) meinte am Freitag bei einem Tag der offenen Tür im Werk, dass man aus dem Görtschitztal gemeinsam wieder ein Paradies machen werde: „Es wird kein leichter Weg und es werden Skeptiker zu überzeugen sein", dennoch könne die Symbiose von Industrie und Lebensraum gelingen. „Dass biologische Landwirtschaft und Industrie nebeneinander existieren können, ist möglich – wenn man genau darauf schaut“, betonte auch Umweltreferent Rolf Holub (Grüne).

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