Neuerlicher Hypo-Prozess gestartet

Am Landesgericht Klagenfurt hat am Dienstag ein neuer Hypo-Strafprozess begonnen. Es geht um zwei Immobilienprojekte in Kroatien und Serbien. Angeklagt sind sechs Personen, darunter Ex-Hypo-Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger.

In dem Schöffenverfahren unter Vorsitz von Richterin Lisa Kuschinsky soll bei den beiden Projekten laut Anklage ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein. Fünf der sechs Angeklagten bekannten sich „nicht schuldig“, der sechste war krankheitshalber nicht erschienen.

Drei kroatische Geschäftsleute angeklagt

Angeklagt sind die beiden Ex-Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger, der Steuerberater Hermann Gabriel sowie drei kroatische Geschäftsleute, die von den Deals profitiert haben sollen. Beim Projekt „Hilltop“ hatte die Hypo Consultant Liechtenstein im Jahr 2003 die „Hilltop Holding“ - laut Anklage um mehr als 37 Mio. Euro gekauft. Asset der Gesellschaft war ein 1,4 Mio. Quadratmeter großes Grundstück auf der kroatischen Insel Pag, das zu dem Zeitpunkt eine Schafweide war. Die Umwidmung erfolgte erst drei Jahre später, realisiert wurden die hochfliegenden Pläne nie.

Hypo Prozess Auftakt Kulterer Striedinger

APA/Gert Eggenberger

Günter Striedinger

Komplex von Wohnblocks in Belgrad

Das zweite Projekt, „Blok 67“, ein Komplex von Wohnblocks in Belgrad, bei dem es stets Gerüchte um Geldwäsche gab, soll laut Staatsanwalt Andreas Höbl ein Schaden von mindestens neun Mio. Euro entstanden sein. Hier trat der der frühere Steuerberater Hermann Gabriel als Immobilienentwickler auf. Die Hypo gab einen Kredit von drei Mio. Euro, dazu übernahm sie Garantien in der Höhe von 54 Mio. Euro.

Anwälte sehen Mandanten als nicht schuldig

Kulterers Anwalt Josef Weixelbaum wies alle Vorwürfe zurück, sein Mandant werde quasi „automatisch“ bei jedem Projekt beschuldigt, nur weil er Vorstand gewesen sei. Der Verteidiger von Striedinger meinte, die Anklage bestehe lediglich aus Behauptungen der Staatsanwaltschaft. Roland Grilc, Anwalt des erkrankten kroatischen Angeklagten, erklärte, sein Mandant plädiere auf „nicht schuldig“.

Hypo Prozess Auftakt Kulterer Striedinger

APA/Gert Eggenberger

Wolfgang Kulterer

Der Verteidiger von Hermann Gabriel, Alexander Todor-Kostic, kündigte an, man werde den Sachverständigen ablehnen, weil dieser schon für die Staatsanwaltschaft tätig gewesen sei. Dieser habe bei der Überprüfung der Bauträgergesellschaft für „Blok 67“ einen falschen Maßstab angewendet. Auch die Anwälte der beiden anderen kroatischen Angeklagten wiesen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück, diese habe etwa den Schaden bei „Hilltop“ viel zu hoch angesetzt.

Der Prozess wurde auf Donnerstag vertagt, dann soll Kulterer befragt werden. Eine Woche später ist dann Striedinger an der Reihe. Die Vernehmung der Angeklagten wird sich laut Prozessfahrplan bis in den November ziehen, mit einem Urteil in dem Großverfahren ist frühestens Mitte Jänner zu rechnen.

Frühere Urteile rechtskräftig

Für Kulterer gIBT es gerichtlich gute und schlechte Nachrichten. Die schlechte Nachricht: Beim Vorzugsaktien-Prozess erhielt er eine Zusatzstrafe von sechs Monaten, die gute: In den Causen „Paradiso“ und „Amfora maris“ sind die Freisprüche für ihn und Günter Striedinger rechtskräftig geworden.