Pasterze wird wieder vermessen

Die Veränderungen der Gletscher zu kennen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. In dieser Hinsicht ist die 138 Jahre alte Datenreihe zur Pasterze weltweit einzigartig. Jetzt haben die alljährlichen Messungen wieder begonnen.

Am 29. September jährt sich zum 138. Mal der Tag, an dem der Klagenfurter Bergbaudirektor Ferdinand Seeland zum ersten Mal den Eisrand der Pasterze markierte. Sein Ziel war es, das Zurückweichen des Eises zu messen. Gerhard Lieb, Professor für Geografie an der Universität Graz: „Damit hatte er den Grundstein einer bis heute - von drei Einzeljahren abgesehen - nicht unterbrochenen Messreihe gelegt, die zu den längsten und geschlossensten der Alpen gehört.“

Gletschermessung Pasterze

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Geograf Gerhard Lieb von der Karl Franzens-Universität Graz

Auf dem Gletscher liegt schon der erste Neuschnee

Die Pasterze als größter Gletscher Österreichs wird für den Alpenverein seit dem Jahr 1958 von der Universität Graz betreut. Auch heuer sind die Wissenschaftler zu den Messungen aufgebrochen und siehe da - auf dem Gletscher ist schon der erste Schnee gefallen. Lieb: „Es werden die Längen– und Höhenänderungen des Gletschers, die Oberfläche und die Fließgeschwindigkeit gemessen. Das geschieht einmal im Jahr, immer im September – der Termin heuer ist halt nicht ganz vom Wetter begünstigt.“

Gletschermessung Pasterze

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Die Längenmessungen werden jedes Jahr von etwa 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern durchgeführt

Vermessung der Pasterze hat „Geschichtsvorsprung“

Diese ersten Marken des Jahres 1879 stammten aus einer Zeit als sich die Glaziologie gerade erst als Wissenschaft etabliert hatte. Die Anerkennung als Wissenschaft sei mit dem Bewusstsein einher gegangen, dass Gletscher ihr Aussehen in Abhängigkeit zum Klima verändern. Dennoch seien Seelands Messungen eine „innovative Leistung“, so der Wissenschaftler. Erst zehn Jahre später sei der Österreichische Gletschermessdienst als wichtiger Baustein des weltweiten Gletschermonitorings entstanden. Lieb: "Mit anderen Worten - gegenüber den meisten anderen Alpengletschern hat die regelmäßige Beobachtung und Vermessung der Pasterze einen beachtlichen „Vorsprung“.

Gletschermessung Pasterze

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Die Wissenschaftler müssen für die Vermessung der Pasterze schon jetzt im September durch den Schnee stapfen

Gletscherschwund beeinträchtigt Glockner-Anstieg

Abgesehen von einer Verflachung in den 1920er Jahren des 20. Jahrhunderts weisen die Daten in der Summenkurve „steil nach unten“, so Lieb. Der Gletscherschwund sei vor allem unterhalb der Hofmannshütte im Querprofil sehr deutlich erkennbar. Der klassische Glockner-Anstieg über das Hofmannskees beginne heute - „nach einem Höhenverlust von 220 Metern“ über ausgesprochen unangenehmes Schuttgelände hinunter zur Pasterze.

Großglockner Pasterze Heiligenblut

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„Zurückweichen auf Jahre vorprogrammiert“

„Der Zerfall der Gletscherstirn und die zunehmende Bildung von aperen Stellen bestätigen unzweifelhaft, dass der Eisnachschub aus dem klein gewordenen Nährgebiet nur mehr ganz bescheiden ist und selbst bei bloßem Fortdauern der ‚gegenwärtigen‘ Witterungsbedingungen ein weiteres Zurückweichen des Gletscherrandes noch auf viele Jahre hinaus vorprogrammiert ist - ganz zu schweigen von der prognostizierten fortschreitenden Erwärmung der Atmosphäre“, so der Geograf.

Größe nach wie vor „beeindruckend“

Trotzdem sei die Größe des Gletschers nach wie vor „beeindruckend“, so der Wissenschaftler: Noch 2002 wies die Pasterze eine Länge von 8,4 Kilometern, eine Fläche von 18,5 Quadratkilometern und ein Eisvolumen von 1,8 Kubikkilometern auf.

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