Teure Nachhilfe für Fünfer-Kandidaten

Rund 2.000 Kärntner Schülerinnen und Schüler müssen eine Nachprüfung machen. In den Lerninstituten herrscht jetzt - zwei Wochen vor Schulbeginn - Hochbetrieb. Für Eltern sind die Nachhilfestunden eine finanzielle Belastung.

Am 11. September beginnt in Kärnten das neue Schuljahr. In der ersten Schulwoche heißt es für viele: Nachprüfungen machen um aufzusteigen. In den Nachhilfeinstituten herrscht deshalb Hochbetrieb. Brigitte Steinwider, Leiterin eines Nachhilfe Instituts in Klagenfurt, spricht von einem großen Andrang für Nachhilfeunterricht: „Bei den Prüflingen ist natürlich mehr Druck dahinter. Wir sind seit Anfang August dabei, den Lernstoff vom Schuljahr aufzuteilen, damit man den Stoff in täglichen Lerneinheiten aufarbeiten kann“, sagt Steinwider.

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Nachhilfe ist für viele Kinder kein Fremdwort mehr

Es gäbe aber auch sehr viele Schüler, die nicht für Nachprüfungen lernen, sondern ihr Wissen in verschiedenen Gegenständen auffrischen wollen. Die gefragtesten Nachhilfefächer sind wie jedes Jahr Mathematik gefolgt von Englisch.

Günstige Angebote für Einkommensschwache

Im Schnitt kostet die Sommernachhilfe in Kärnten 570 Euro. Isabella Penz, pädagogische Leiterin der Volkshochschulen sagt, dass die Kosten fast immer eine große Rolle spielen würden. Daher bietet die Arbeiterkammer zusammen mit den Kärntner Volkshochschulen Nachhilfekurse für Schüler der Neuen Mittelschulen und gymnasialen Unterstufen an. Das Angebot gilt aber nur für einkommensschwache Familien. Das Haushaltsbruttoeinkommen darf 2.500 Euro nicht übersteigen.

Verkehrszeichen Schulkinder

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Für viele Eltern sind teure Nachhilfestunden eine Herausforderung.

Beim Angebot muss man, sagt Penz, ausschließlich eine Einschreibgebühr von zehn Euro bezahlen. „Dann können die Eltern ihre Kinder hier bei uns in jedem Bezirk in den Volkshochschulen anmelden und dieses Angebot so lange in Anspruch nehmen, bis die Kinder gut auf die Nachprüfung vorbereitet sind“, so Penz.

Nachprüfung als „Schule fürs Leben“

Das Lernen für Nachprüfungen während der Ferienzeit ist für Eltern und Schüler eine Belastung. Solche Nachprüfungen seien aber auch „eine Schule fürs Leben“, sagt Schulpsychologe Peter Zernig. Der oder die Betroffene müsse lernen, diese „Kränkung weg zustecken, seine Freizeit zu opfern und mit Selbstdisziplin zu arbeiten. „Das sind alles Dinge, die fürs spätere Leben keine schlechte Vorbereitung sind“, sagt Zernig.

Zentralmatura Mathematik Fünfer

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Nach Zernig haben Nachprüfungen auch positive Effekte für die Kinder

Ab 2018 in der Oberstufe kein Sitzenbleiben mehr

Ab dem Schuljahr 2018/19 soll es aber mit dem Sitzenbleiben in der Oberstufe vorbei sein, heißt es vom Landesschulrat. Nachprüfungen zum Ausbessern der Fünfer soll es trotzdem geben, allerdings könne man die Prüfungen mehrmals und wann man will machen. Bei einer negativen Prüfung könne man trotzdem in die nächste Klasse aufsteigen, erklärte Rudolf Altersberger, Präsident des Kärntner Landesschulrats. „Es gibt keinen fixen Prüfungstermin. Wenn man noch nicht bereit ist, kann man die Prüfung auch später machen“, sagte Altersberger.

Bis zum Maturajahr sollten allerdings alle Nachprüfungen positiv abgelegt sein. Damit das auch wirklich passiert, sollen Lerncoaches an den Schulen die Schüler unterstützen. Ganze Schulstufen müssten nur mehr in Ausnahmefällen wiederholt werden. Einige Berufsschulen erproben dieses neue System bereits. Kommenden Herbst sollen 20 bis 25 allgemein bildende höhere Schulen (AHS) in Österreich in den Versuch einsteigen.