Facebook-Mobbing: 15-Jährige wieder verurteilt

Gefährliche Drohungen, eine Prügelattacke und Diebstahl: Dienstagnachmittag haben sich in Klagenfurt eine heute 15-Jährige und ein 17-Jähriger vor Gericht verantworten müssen. Die damals 14-Jährige wurde zu neun Monaten teilbedingter Haft verurteilt.

Über Monate hinweg beschimpfte und bedrohte die Angeklagte einen 15-Jährigen über verschiedene soziale Medien, schlussendlich rief sie sogar dazu auf, ihn zu verprügeln, was auch passierte. Im Mai wurde die Schülerin in Untersuchungshaft genommen und zwei Monate später wegen gefährlicher Drohung zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt - mehr dazu in Mobbing: 14-Jährige bald wieder vor Gericht.

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Viele junge Leute waren als Zuschauer im Gerichtssaal

Bereits kurz nach dieser Verurteilung hatte sie über das Internet erneut Schlägern Geld für Attacken gegen ihr 15-jähriges Opfer geboten. „Als sie in Haft gegangen ist, haben diese Botschaften aufgehört“, sagte Richter Michael Schofnegger. Das Opfer der Jugendbande leidet immer noch unter den Folgen der teils massiven Drohungen - mehr dazu in Mobbing-Martyrium trotz Verhaftungen.

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Tägliche Drohungen erhielt das 15-jährige Opfer

Richter warnte Angeklagte

Die Schülerin hatte sich in der Verhandlung am Dienstag geständig gezeigt. Mit ihrer Aussage entlastete sie auch einen mit ihr angeklagten 17-Jährigen: Sie hatte Onlineprofile mit dessen Namen angelegt und ihr Opfer auch von diesen Profilen aus bedroht. Aus diesem Grund war der 17-Jährige unschuldig auf der Anklagebank gesessen, er wurde freigesprochen. Die Schülerin wurde wegen gefährlicher Drohung und Bestimmung zur Körperverletzung zu neun Monaten Haft verurteilt, sieben wurden bedingt ausgesprochen. Da ihr die U-Haft angerechnet wurde, konnte sie das Gericht verlassen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Richter Schofnegger sagte, es gelte nun, außerhalb des Gefängnisses ein Netz zu errichten, das verhindern soll, dass die 15-Jährige wieder straffällig wird. Er gab der Jugendlichen eine Warnung mit auf den Weg: „Wenn sie wieder kriminell werden, dann sitzen sie bald wieder hier drin. Dann kommen sie aber nicht mehr so schnell heraus.“

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Verein „Neustart“ betreut Jugendliche

Die beiden Jugendlichen werden von den Bewährungshelfern des Vereins „Neustart“ betreut, sie wollen diese beiden und andere Jugendliche wieder auf den rechten Weg bringen. Laut Verein sei es wichtig, möglichst früh in Kontakt mit „schwierigen Jugendlichen“ zu kommen. Zum konkreten Fall dürfen keine Details genannt werden.

Aber für Alfred Gschwendner von „Neustart“ ist Präventionsarbeit der effektivste Weg der Verbrechensbekämpfung, gerade bei jungen Straftätern. Denn Haftstrafen würden das Verhalten Jugendlicher meist weiter verschlimmern. Ein wesentlicher Punkt für die Bewährungshelfer sei, immer im Gespräch mit den Klienten zu bleiben. Um neuerliche Straftaten zu verhindern, „müssen die Täter Verantwortung für ihr Handeln übernehmen“, so Gschwendner.

„Müssen verstehen was sie getan haben“

Sie müssten verstehen, was sie getan haben: „Die Täter müssen mit ihren Straftaten konfrontiert werden, vor allem bei Hasspostings in sozialen Medien. Es muss auch zur Konfrontation mit Betroffenen kommen, denn für diese ist das oft mit schweren emotionalen Verletzungen verbunden.“ Diese Auseinandersetzung sei wichtig, damit sie Empathie entwickeln können und sehen, was ihr Verhalten beim Opfer auslöse.

Nur fünf Prozent kriminell

Insgesamt betreut Neustart an die 800 Fälle in Kärnten, darunter 150 Jugendliche. in manchen Fällen dauert die Betreuung drei Jahre: "Für uns gibt es keine hoffnungslosen Fälle, wir haben eine Rückfallsquote in der gesamten Bewährungshilfe in Kärnten von 30 Prozent. 70 Prozent würden also nicht mehr rückfällig, so Gschwendner, das zeige wie wichtig die Betreuung sei. Laut Einschätzung von „Neustart“ werden 50 Prozent aller Straftaten von nur fünf Prozent der Jugendlichen begangen.