Bachmannpreistexte im Wandel der Zeit

Die Texte, die bei den Lesungen rund um den Ingeborg-Bachmann-Preis vorgetragen werden, sind ein Spiegelbild der Zeit. Was ist in der Welt los, was beschäftigt die Menschen. All das spiegelt sich in der Literatur wider.

2017 waren die Themen Weltuntergang, Flüchtlingskrise in mehreren Texten, Klimawandel. Es gibt kaum noch Texte, in denen ein „Ich“ spricht, das nicht mehr zu tun hat, als darüber nachzudenken, wie es ihm gerade gehen könnte oder ob ihm vielleicht einfach nur langweilig ist. Es gab auch keinen Text wie „Rabenliebe“ von Peter Wawerzinek, in dem ein Autor seine schwere Kindheit zu Literatur machte. Auch kein Text wie „Das Zimmermädchen“ von Markus Orths, in dem eine junge Frau hinter den Hotelgästen hinterherschnüffelt.

Heute geht das anders: In Barbi Markovics Text werden die Wohnungen vom Vermieter per Video überwacht. Schön daran ist, dass auch die Videos nicht erklären können, warum mehrere Menschen gestorben sind. Die Wohnung hat alle diese Menschen zu Tode gebracht hat. Am Ende ist der Parkettboden wieder glatt und die nächsten Mieter können kommen.

Text mit dem Thema „es stimmt etwas nicht“

„Es stimmt etwas nicht“ ist das Motto, das viele der in diesem Jahr gelesenen Texte verbindet. Bei Eckhart Nickel fängt es vermeintlich ganz harmlos mit den Himbeeren an und bald gerät die ganze Welt eines Menschen aus den Fugen. Auch der Eismann im Text von Bachmann-Preisträger Ferdinand Schmalz denkt sich nichts Böses und plötzlich soll er eine gefrorene Leiche statt Rehragout transportieren.

Texte wie Maja Haderlaps Roman „Engel des Vergessens“ bleiben im Gedächtnis. Literatur, in der es um mehr geht als um eine schwierige Kindheit, nämlich um dunkle Kapitel der Kärntner Geschichte. Sie gewann den Bachmannpreis 2011.

Sprache spielt immer eine Rolle

Schon 1977 gewann mit Gert Jonke ein Kärntner den Bachmann-Preis, er war der allererste Gewinner. Seinen „Ersten Entwurf zum Beginn einer sehr langen Erzählung“ verbindet mit dem Bachmann-Preisträger 2017, dass nicht einfach eine Geschichte erzählt wird, sondern dass die Sprache selbst eine Hauptrolle spielt und damit auch die Literatur.

Heute schneidet sich kein Autor mehr wie Rainald Goetz die Stirn während der Lesung auf. Niemand sagt mehr wie Marcel Reich-Ranicki zu Karin Struck, dass ihr Text „ein Verbrechen“ sei. Der junge Kärntner Björn Treber musste sich in diesem Jahr nur anhören: „Soo grottenschlecht ist sein Text nicht. Treber lässt für die Zukunft etwas hoffen.“

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