Auf dem Weg zur Schule der Zukunft

Das Land will die Digitalisierung in den Schulen vorantreiben. E-Learning-Beauftragter Edmund Huditz sieht viele Chancen für Unterricht in verschiedensten Fächern. Bis Schüler Dinosaurier per Virtual-Reality-Brille live erleben können, wird es aber noch dauern.

Das Land will beim Projekt „Schule 4.0“ gemeinsam mit Bildungsministerium und Landesschulrat leistungsstarkes Breitband und WLAN sowie Tablets und entsprechende Software bereitstellen. Mit E-Learning ist nicht der klassische EDV-Unterricht, sondern die Integration von Computern oder Tablets in jedes Schulfach gemeint. Edmund Huditz von der ARGE Education sieht vor allem die Ausbildung der Lehrer als vordringlich. Hier arbeite man mit der Pädagogischen Hochschule zusammen, die auch Sommerkurse anbietet.

„Didaktisch sinnvoller Einsatz“

Bisher fehle eine selbstverständliche Einbindung digitaler Hilfsmittel im Unterricht aus verschiedenen Gründen, vor allem mangelt es an technischer Ausrüstung. Geschult müssten außerdem Lehrer aller Fächer werden, in denen der Einsatz didaktisch sinnvoll erscheint und den Kindern Vorteile bringe.

Mit Tablets und Computern könnten Kinder in allen Fächern selbst recherchieren, auch Schulbücher könnte es als E-Books geben. „Recherche muss aber nicht nur in der Schule stattfinden, das könnte als Hausaufgabe gemacht werden. Die Schule kümmert sich dann verstärkt um Gruppenarbeiten und soziale Interaktion“, sagte Huditz. Das sei eine Vorbereitung für das Berufsleben. Lehrer seien nicht mehr reine Wissensvermittler, sie seien Bezugspersonen, vor allem in den Volksschulen. „Diese Beziehungsebene muss gefördert werden“.

Von Internetgefahren bis Fakenews

Draußen halten könne man die Elektronik aus den Klassenzimmern ohnehin nicht mehr, so Huditz. Wichtiger sei es, den Kindern einen richtigen und verantwortungsvollen Umgang mit Handy, Tablet und Co. beizubringen. Das reicht von Gefahren des Internets bis zum Erkennen von Fakenews. „Die herkömmliche Vermittlung von Allgemeinbildung ist ein veraltetes Modell.“

Besondere Chancen sieht Huditz bei Integrationskindern und Kindern mit Teilleistungsschwächen. Die Software kann individuell auf jedes Kind eingestellt werden, kann mit Belohnungen Motivation bieten, aber auch einfachere Aufgaben wählen, wenn das Kind zuviele Fehler macht. Der Lehrer bekommt eine Auswertung und sieht, wo jedes Kind steht. Somit könnten die Computer Lehrer entlasten.

Jedes Kind hat anderes Lerntempo

Denn bei herkömmlicher Klassengröße von 20 und mehr Kindern könne eine Lehrkraft alleine beim besten Willen nicht immer auf jedes Kind einzeln eingehen und individuell fördern, so Huditz, der selbst Mathematik an einem Gymnasium unterrichtet. Mit Tablets etwa können Kinder, die zum Beispiel in Mathematik den anderen voraus sind, schwierigere Aufgaben lösen, während schwächere Kinder gleichzeitig Wiederholungen machen, bis der Stoff sitzt. So bleibt jedes Kind motiviert, der Bessere langweilt sich nicht, während der schwächere Schüler nicht überfordert wird.

Elternbeiträge nicht erlaubt

Das Bildungsministerium arbeitet laut Huditz derzeit an verschiedenen Stufen der Medienausbildung für angehende Lehrer. Bisher gebe es auch keine Lehrpläne, in denen die digitale Nutzung vorkäme, jede Schule macht das individuell. In vielen Schulen gebe es Lehrer, die sich mit der Materie befassen und sehr engagiert seien, aber sie werden oft alleine gelassen, so Huditz. Schulen haben für Lernsoftware kein eigenes Budget, so ist der Ankauf eine Frage des Geldes. Da es in Österreich kein Schulgeld gebe, seien dafür auch keine Sonderbeiträge von den Eltern erlaubt. Teilweise helfen Elternvereine, teilweise sprechen Schulen Sponsoren an. Es gebe in Kärnten aber rund 500 Schulen, das sei noch viel Arbeit.

Mit Hannibal virtuell über die Alpen

So ist es noch weit entfernte Zukunftsmusik, die Huditz durchaus vorschwebt: „Stellen sie sich vor, im Geschichtsunterricht arbeiten die Kinder mit Virtual Reality. Da sind sie dann bei den Höhlenmenschen mittendrin oder marschieren mit Hannibal über die Alpen.“ Huditz sieht in Gesprächen mit Lehrern aber auch, dass vor allem im Volksschulbereich Eltern Angst hätten. Viele wollen die digitale Welt von ihren Kindern fernhalten. Besser wäre aber schon in diesem frühen Schulbereich, die Kinder spielerisch aufzuklären, auch Elternschulungen wären hilfreich.

Huditz sieht aber auch die Gefahren: „Ein großes Thema sind Sicherheit und Datenschutz. Individualisierte Programme, mit denen die Schüler arbeiten, müssen sicher sein und dürfen nicht nach außen dringen.“ Hier müssten die Schulen Server erneuern und sich um die Absicherung von außen kümmern, denn Schuldaten seien sensibel.

Petra Haas, kaernten.ORF.at

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