Damit nach der Hochzeit das Glück lange währt

Die Ehe hat wieder mehr an Bedeutung gewonnen, immer mehr wollen offiziell den Bund fürs Leben schließen. Paartherapeutin Jutta Menschik hat Erfahrung, wie eine Ehe gelingen kann, wie man auch im Streit die Würde des anderen bewahren kann.

Die Expertin sagt, am häufigsten kommen Paare zur Therapie, wenn einer fremd gegangen sei. Untreue sei für die meisten eine sehr tiefe Kränkung und doch so erschütternd, dass viele den Weg in die Therapie finden, so Jutta Menschnik: „Wenn wir einen Partner wählen, dann wählen wir meistens richtig, weil wir die tiefe Sehnsucht haben, dass der andere das in uns heilt, was sich nach Heilung sehnt. So suchen wir und finden wir. Wir merken aber, dass der andere im Alltag überfordert ist und nicht immer erahnen kann, was wir uns wünschen.“ Dann komme es zu Enttäuschungen und es gebe Konflikte. Statt rechtzeitig darüber zu sprechen, beginnen sie zu streiten.

Heiraten Buquet Blumen Hochzeit

Pixabay

Der richtige Zeitpunkt für eine Paartherapie sei nach dem ersten großen Streit, um zu erkennen, was schief gelaufen sei. Da könne man verhindern, in Verbitterung vor sich hin zu brüten. Eine Therapie beginne so, dass beide anwesend sein sollten, damit sie lernen, wieder zu sprechen. Man schaffe eine Atmosphäre der Ruhe und Entschleunigung. Durch Interventionen können die Menschen einander wieder zuhören. Beim Streit gehe es ja darum, den anderen möglichst schnell schachmatt zu setzen.

Gegensätze ja, aber Übereinstimmung in wichtigen Fragen

„Menschen, die streiten, auch Paare, die sich lieben, sind oft besessen vom Gedanken, der andere muss genauso denken und fühlen wie man selbst. Man will den anderen überzeugen. Wenn es gelingt, sich für den anderen zu interessieren, ist viel gewonnen. Man hat ja jemanden genommen, der für einen interessant war. Warum sollte das nicht mehr so sein, nur weil es im Alltag ein bisschen verloren geht.“

Zum Spruch Gegensätze ziehen sich an meinte die Expertin, sie finde Gegensätze spannend, aber in wichtigen Punkten sollte mehr Übereinstimmung herrschen. Zum Beispiel in der Kindererziehung oder großen Geldausgaben wie ob man ein Haus baue oder nicht. Auch bei der Urlaubsplanung sollte man versuchen eine Übereinstimmung finden. Ansonsten seien Gegensätze aber spannend. Übereinstimmung in wichtigen Lebensentscheidungen könne man in einer Paartherapie auch erreichen.

Beliebteste Hochzeitstage

Die beliebtesten Tage für Hochzeiten sind heuer der 7.7. und der 17.7. sagte die Leiterin des Klagenfurter Standesamts, Evelin Burgstaller. Auch der 18.8. wird schon stark nachgefragt. Gewisse Daten haben für Menschen besondere Bedeutung, sie erhoffen sich mehr Glück. Die Menschen heiraten immer später, das Durchschnittsalter vor 20 Jahren lag zwischen 20 und 30 Jahren. In Klagenfurt ist das Standesamt bis September bereits ausgebucht.

„Männer fühlen sich oft beschämt“

Sind Frauen eher bereit, eine Therapie zu machen? „Das stimmt, es sind in der Mehrzahl Frauen, die den ersten Schritt machen und den Männern das Messer an die Brust setzen. Männer schämen sich, denken sich, warum soll man über Gefühle reden. Was bringt das alles. Ich empfehle den Frauen, ihre Männer einmal einzuladen. Wenn sie dann sehen, dass das keine Gerichtsverhandlung ist, sondern verstehen will, wie es zur Krise kam und dass sie nicht verurteilt oder beschämt werden, dann kommen sie recht gerne.“ In einer Therapie könne man auch von sich selbst eine neue Seite kennenlernen und sich wieder geistig mehr zu bewegen.

Heiraten Hochzeit Kuchen Torte

Pixabay

Die Feier mit Freunden und Familie zeigt allen, dass man zusammengehört

„Oft wird eine Beziehung zu schnell beendet“

Die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen, die Möglichkeit, selbst arbeiten zu gehen, gebe ihnen auch die Chance, eine unerträgliche schon, dass die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen, dazu verführt, Konflikte nicht zu bearbeiten, sondern dass man einfach sage Schluss und auf ein neues Glück hoffe. Das bedaure sie oft, dass die Menschen so schnell aufgeben, so Menschik. „Wenn man nicht darüber nachdenkt, was zum Scheitern der alten Beziehung geführt hat und nach seinem Beuteschema gleich wieder einen ähnlichen Partner findet, sieht man die Krise schon vorprogrammiert.“ Daher solle man sich mit dem Partner überlegen, wie man einander gegenseitig sehe, was man erwarte, welche Bilder von Beziehungen man habe. Wie man die Familie des anderen erlebe.

Heiraten Buquet Blumen Hochzeit

Pixabay

Mit der Hochzeit sind viele Hoffnungen verbunden

Wertschätzung in einer Konfliktsituation sei schwierig, weil man dann zum kleinen Kind werde und nur noch Wut und Unrecht sehen, so Menschnik. „Paare im Streit sind oft wie Dreijährige im Kindergarten. Das ist mein Eimer, das ist meine Schaufel, du darfst das nicht haben. Wir fühlen uns verletzt und werden innerlich dadurch klein. Das auf eine Erwachsenenebene zu heben wäre auch eine Aufgabe der Paartherapie.“

Vor einem Streit das Zimmer verlassen

Sie empfiehlt im Streit, sich zuerst einmal eine Aussituation zu schaffen, aus dem Zimmer gehen und durchatmen bevor man losschreit. Niemand solle sich zu schade sein, den ersten Schritt zu machen und wieder auf den Partner zugeht. „Es gibt aber Beziehungen, die sind tot. Dann sage ich, überlegen sie einmal, sich zu trennen und welche Lebensqualität es geben könnte. Auch eine Trennung zu begleiten kann Aufgabe der Therapie sein. Denn man kann sich nicht im Hass trennen, da bleibt man in der Wut verbunden.“ Wenn man sich trennt und an das Gute erinnert, dann kann man sich voneinander verabschieden.

Ehe hat wieder neue Bedeutung

„Die Ehe wird heute wieder ganz ernst genommen. Damals, als ich vor 40 Jahren geheiratet habe, war das fast spießig. Nun nehmen es auch Männer wieder sehr ernst, vor der Partnerin auf die Knie zu gehen.“ Der Philosoph Adorno habe gesagt, „geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen kannst ohne Stärke zu produzieren“. Wenn man schwach sein kann, ohne dass der andere das in irgendeiner Form ausnützt, dann wird man geliebt, so die Paarexpertin.