„FremdenZimmer“ - Verlorene Heimat in Bildern

Bärenwirtin Elisabeth Steiner, die in ihrem Haus in Weitensfeld seit 2014 Asylwerber beherbergt, hat mit dem Fotografen Gerhard Maurer ein Buch herausgegeben. „FremdenZimmer“ zeigt kritisch, ehrlich und hoffnungsvoll die Realität der Integration.

In Weitensfeld im Gurktal leben rund 2.500 Einwohner, seit 2014 auch Flüchtlinge. Damals gab es große Widerstände. Eine FPÖ-Petition wurde aufgelegt, der Vize-Bürgermeister befürchtete, dass die Flüchtlinge das kulturelle Leben beeinträchtigen - mehr dazu in Widerstand gegen Flüchtlingsquartiere. Ein Jahr später waren 16 Asylwerber eingezogen, es gab im Ort immer mehr Verständnis. Nicht zuletzt wegen der Bemühungen von Wirtin und Quartiergeberin Elisabeth Steiner.

Sie betreibt den Bärenwirt als Gasthaus der besonderen Art. Gäste und Asylwerber treffen ganz direkt aufeinander, als offenes Haus der Begegnung. Kommunikation ist der erste Schritt zur Integration, sagte Steiner.

Buch Fremdenzimmer Elisabeth Steiner Gerhard Maurer Bärenwirt Weitensfeld

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Elisabeth Steiner und Gerhard Maurer

Buch Fremdenzimmer Elisabeth Steiner Gerhard Maurer Bärenwirt Weitensfeld

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Kritischer, ehrlicher Blick

Zusammen mit dem Fotografen berichtet die ehemalige „Standard“-Journalistin im Buch „FremdenZimmer“ kritisch, ehrlich und voller Hoffnung, wie Integration funktionieren kann. 25 Mal war der Fotograf in Weitensfeld. Seine Motive sind bewusst anders, keine Porträts, aber dafür die Geschichte eines Lebens im Warteraum. Es sei Einsamkeit, verloren sein in einem Transitraum, so der Fotograf.

Buch Fremdenzimmer Elisabeth Steiner Gerhard Maurer Bärenwirt Weitensfeld

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Das Buch zeigt Erinnerungen an die Familie, an ein anderes Leben in einem anderen Land, es geht um traumatisierte Menschen.

Buch Fremdenzimmer Elisabeth Steiner Gerhard Maurer Bärenwirt Weitensfeld

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Auch Kärnten ist schwierige Heimat

Der Klagenfurter beschäftigte sich immer wieder in verschiedenen Projekten mit Kärnten. Alle sind weit weg von Hochglanzbildern einer schönen, heilen Welt. Fotos von einer schwierigen Heimat, die Gerhard Maurer trotzdem nicht loslässt. Das gilt auch für die Bilder, die in Weitensfeld für das Buch entstanden: „Es erzählt von einer Heimat, die aus vielen Brüchen und Unsicherheiten besteht.“

Buch Fremdenzimmer Elisabeth Steiner Gerhard Maurer Bärenwirt Weitensfeld

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„Zeigen, wie man mit Konflikten umgeht“

Beim Bärenwirt arbeiten in der Küche alle zusammen. Im Gastraum wird gegessen und getrunken, wie in jedem anderen Gasthaus. Der Bärenwirt ist das Elternhaus von Elisabeth Steiner. Ein offenes Haus in dem Klartext geredet wird: „Wo Menschen sind, gibt es auch Konflikte, auch bei uns. Mir geht es darum, zu zeigen, wie man mit Konflikten umgehen kann“, so Steiner.

Ausstellung zum Buch im MMKK

Das Museum Moderner Kunst Kärnten in Klagenfurt zeigt derzeit auch eine Ausstellung zum Buchprojekt „FremdenZimmer“. Verleger Achim Zechner sagt, es sei eines der wichtigsten Bücher der Verlagsgeschichte, ein Buch zum richtigen Zeitpunkt und ein politisch notwendiges Buch. Es stelle die Antithese zur zu Recht gescholtenen Saualm (Asylheim für straffällige Asylwerber, initiiert von der FPÖ, Anm.) dar, so Zechner. Die Installation ist noch bis Sonntag zu sehen.

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