Nach Rücktritt: Geiger neuer Stadtrat

Der Klagenfurter ÖVP-Stadtrat Otto Umlauft hat am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben - weil es hier schwierig sei, Sachpolitik zu betreiben. Schon am Abend stand mit Stadtparteiobmann Markus Geiger sein Nachfolger fest.

Unternehmer, Faschingsakteur, Politiker und jetzt Ex-Stadtrat. Umlauft kam als Quereinsteiger in die Stadtpolitik und war nicht einmal zwei Jahre Stadtrat für die ÖVP. Als er im April 2015 das Amt übernommen habe, habe er Aktenordner mit Gutachten und Plänen übernommen, sagte Umlauft am Mittwoch im ORF-Gespräch. Nichts davon sei zuvor verwirklicht worden und er habe sich vorgenommen, dies alles umzusetzen. „Ich bin aber immer in den politischen Ränkespielen hängen geblieben.“ Die Politik und Demokratie funktionieren nicht so einfach wie das Führen einer Firma, offenbar sei nicht jeder damit einverstanden, dass jemand etwas vorantreibe. Er habe sich manchmal gefühlt wie Sisyphos, „dem wollte ich es nicht mehr nachmachen.“

Streitkultur Gemeinderatswahlen Kandidaten Klagenfurt Umlauft

ORF

Ex-Stadtrat Otto Umlauft

K&Ö nur „letzter Tropfen“

In den vergangenen Wochen war Umlauft immer wieder Kritik ausgesetzt - dabei ging es um eine mögliche Ansiedlung von „Kastner & Öhler“ in Klagenfurt. Für Unmut hatte gesorgt, dass der von dem Modehaus bevorzugte Standort direkt neben dem Innenstadt-Einkaufszentrum City Arkaden liegt - unter anderem hatte die Klagenfurter Wirtschaftskammer durch die Ansiedlung ein Aussterben der restlichen Innenstadt befürchtet.

Mit der sich schon lange hinziehenden Ansiedlung der Firma Kastner und Öhler (K&Ö) habe sein Rücktritt nichts zu tun, meinte Umlauft. Das sei vielleicht nur noch ein weiterer Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, so Umlauft. Die Diskussion über K&Ö habe ihn aber zusätzlich motiviert, den Rücktritt bekannt zu geben. Vorgehabt habe er es aber schon seit rund zwei Wochen.

„Das muss ich mir nicht antun“

Er habe auch ein gewisses Misstrauen in der ÖVP und im Klub gegen seine Person gesehen. Er sei enttäuscht, dass alles so schwierig und von gegenseitigem Misstrauen getragen werde. Das mache Entscheidungen enorm belastend. „Das muss ich mir nicht antun.“ Er werde sich völlig aus der Politik zurückziehen. „Ich bin angetreten, weil ich dachte, ich kann etwas ändern. Ich bin frohen Mutes in das Abenteuer gegangen, aber in der Politik ist schon sehr im Vordergrund, wer welchen Posten hat und wer was über wen sagt und wer mit wem arbeitet.“

Geiger wird Umlaufts Nachfolger

Die Suche nach Umlaufts Nachfolger dauerte nicht einmal einen Tag. In einer Sondersitzung des ÖVP-Klubs wurde der 44-jährige Stadtparteiobmann und Landwirt Markus Geiger am Abend als neuer Stadtrat nominiert. Ersatzmitglied Siegfried Wiggisser rückt für die ÖVP in den Gemeinderat nach. Geiger bedauerte zuvor in einer Reaktion Umlaufts Rücktritt, der für ihn überraschend gekommen sei. Zugleich meinte Geiger aber „Jeder in unserer Fraktion wäre fähig, diesen Sessel zu übernehmen.“ Umlauft selbst sprach sich übrigens dafür aus, dass Geiger sein Nachfolger wird.

Otto Umlauft tritt zurück ÖVP Klagenfurt Markus Geiger

ÖVP Klagenfurt

Markus Geiger

Geiger startete seine politische Karriere als Bezirksobmann der Jungen ÖVP Klagenfurt, seit 2012 war er Gemeinderat. Nach dem Rückzug von Peter Steinkellner als Stadtparteiobmann kam es zu einer Kampfabstimmung um seine Nachfolge. Klubobmann Markus Geiger setzte sich mit knapp zwei Drittel der Stimmen gegen den scheidenden Stadtrat Herbert Taschek durch. Geiger ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Auf die ÖVP-SPÖ-Grüne Arbeitskoalition in der Landeshauptstadt werde die Personalrochade keine Auswirkungen haben, sagte die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ): „Das ist eine interne Angelegenheit der ÖVP.“

Rathauspolitik bedauert Umlaufts Rücktritt

Alle Rathausparteien bedauerten am Mittwoch Umlaufts Rücktritt. FPÖ-Vizebürgermeister Christian Scheider sagte, die Zusammenarbeit mit Umlauft sei von einem sachlichen Stil geprägt gewesen. Die genaueren Hintergründe für seinen Rücktritt würden wohl noch zu Tage treten. Auffallend sei, dass in der Sache Kastner und Öhler immer mehr Kritik aus eigenen ÖVP-Kreisen laut geworden sei.

Auch die Grünen bedauern Umlaufts Ausscheiden aus der Stadtpolitik. Er habe eine erfrischende, unkonventionelle Art gehabt und ein sachpolitisches Verständnis, meinte Stadtrat Frank Frey. Verwunderlich sei, dass das Thema „Kastner & Öhler" den letzten Ausschlag gegeben habe. Klaus-Jürgen Jandl (Neues Klagenfurt - Liste Jandl) meinte in einer Aussendung, er habe Umlauft als „einzigen integrativen“ Teil der Koalition erlebt, der immer bemüht gewesen sei, auch die kleine Opposition informiert zu halten und die Anträge und Meinungen zu akzeptieren bzw. zu übernehmen.

Links: