Nur noch 37 Prozent der Kinder geimpft

Immer weniger Eltern lassen ihre Kinder gegen Krankheiten impfen, beim Jahrgang 2005 sind es nur noch 37 Prozent mit Vierfachimpfung. Somit nimmt der „Herdenschutz“ bei riskanten Krankheiten ab. Das Land will nun gegensteuern.

Die Kärntner seien impfmüde geworden, das zeigen die Statistiken, sagte am Montag Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Beim Geburtenjahrgang 2003 betrug die Impfrate bei der Vierfachimpfung 47 Prozent, beim Geburtenjahrgang 2005 nur noch 37 Prozent. Um wieder mehr Eltern für die Gratisimpfungen zu motivieren, wurden deswegen einige Änderungen vorgenommen. Neu ist, dass bis zum 15. Lebensjahr Gratisimpfungen nicht nur in den Schulen und Gesundheitsämtern, sondern auch in den Arztpraxen der niedergelassenen Ärzte durchgeführt werden können.

„Herdenschutz“

Dieser Effekt tritt auf, wenn Immunität gegen eine Krankheit in der Bevölkerung durch Impfung (oder auch Infektion) erworben wurde, sodass auch Nichtgeimpfte geschützt sind, weil sie sich nirgends mehr anstecken können. Je weniger Menschen sich impfen lassen, desto größer wird wieder die Ansteckungsgefahr. Diphterie, Meningokokken, Pneumokokken, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern und auch Röteln sind meldepflichtig.

Bis dato erhielten Kinder bis zum sechsten Lebensjahr Gratisimpfungen bei den Kinderärzten, danach an Schulen und in den Gesundheitsämtern. Jetzt werden Gratisimpfungen auch im Alter von sechs bis 15 Jahren in den Arztpraxen durchgeführt. Und das nicht nur bei Kinderfachärzten, sondern auch bei den Allgemeinmedizinern. Das betrifft die Vierfachimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Kinderlähmung und Keuchhusten.

Ärzte rüsten mit Impfstoffen auf

Die Kinder- und Jugendfachärzte begrüßen das neue Konzept, so ihr Vertreter Martin Rupitz. Denn vor allem im Schulalter sei es bisher nicht zu der erwünschten Durchimpfung gekommen: „Die Durchimpfungsrate bei Kleinkindern beträgt 90 Prozent – zwischen sechs und 15 Jahren rasselt sie dann aber markant in den Keller.“ Die Apotheken müssen die Impfstoffe wie bisher vorrätig haben, Ärzte können die Impfstoffe jetzt auch auf Lieferschein anfordern. Ärzte können nun jede Woche eine Anforderung für ein gewisses Kontingent stellen, um in den Ordinationen ausreichend Impfstoffe vorrätig zu haben.

Gratis HPV-Impfung ab 2018

Bis zum Jahr 2018 wird das Impfkonzept noch einmal erweitert und zwar um eine gratis HPV-Impfung (Humane Papillom Viren - Anm.), gegen Gebärmutterhalskrebs für alle Neun- bis Zwölfjährigen. Neu ist auch eine elektronische Impfcard, diese wird Eltern von Neugeborenen ab sofort statt des Gutscheinheftes zugesandt.

Kinderkrankheiten nicht harmlos

Ärzte sind der Meinung, dass die meisten jungen Eltern vergessen haben, was Mumps, Masern oder Keuchhusten bedeuten können, weil sie selbst mit den Krankheiten nie in Berührung kamen. Diese Krankheiten sind nur deswegen auf dem Rückzug, eben weil sich viele impfen ließen. Masern und Keuchusten sind potenziell tödliche Krankheiten. Bei Masern kann es Jahre später zu einer tödlichen Gehirnkrankheit kommen (SSPE), gegen die es keinerlei Therapie gibt.

Impfreaktionen sind keine Impfschäden

Viele Eltern fürchten so genannte Impfschäden, unterstützt von vielen Seiten im Internet. Die meisten Reaktionen nach Impfungen sind aber keine „Schäden“ sondern die Antwort des Immunsystems. Dazu gehören Rötungen an der Einstichstelle, Schwellungen oder auch Fieber. Impfungen sind Medikamente und können, zum Beispiel bei Allergien gegen einen Stoff in der Impfung, zu Reaktionen führen.

Man muss hier den Nutzen abwägen: Riskiert man die schwere Krankheit oder nimmt man eine Impfreaktion in Kauf. Es entscheiden immer noch die Eltern, denn Impfzwang gibt es in Österreich keinen. Im Zweifel sollte man mit dem Arzt seines Vertrauens sprechen. Auch Erwachsene sollten auf ihren Impfschutz achten, viele Impfungen muss man alle zehn Jahre auffrischen oder einen Titertest machen, um festzustellen, ob man noch immun ist.

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