Behindertenanwalt intervenierte 7.100 Mal

Am 3. Dezember ist der internationale Tag der Menschen mit Behinderung, einen Tag zuvor die Landesenquete in Velden. Viel Arbeit für Behindertenanwältin Isabelle Scheiflinger und ihr Team. 2015 intervenierten sie 7.100 Mal für die Rechte ihrer Klienten.

Laut Scheiflinger sei die Arbeitssituation extrem wichtig. Sehr lange sei diskutiert werden, dass Menschen mit Behinderung zu wenig qualifiziert seien, aber wir sehen, dass gar nicht wenige gut Qualifizierte keine Chance bekommen: „Es gibt immer noch viele Vorurteile, viele glauben, dass Menschen mit Behinderung nicht leistungsfähig sind.“ Die Erfahrung zeigt das Gegenteil.

Isabelle Scheiflinger Anwältin Menschen mit Behinderung

ORF

Viele Firmen antworten nicht auf Bewerbungen

Menschen mit Behinderung seien hoch motivierte Mitarbeiter, sagt Scheiflinger. Nicht einmal die Förderungen für die Einstellung behinderter Menschen biete genug Anreiz. Viele gut ausgebildete Menschen schreiben bis zu 100 Bewerbungen, die meisten Firmen antworten nicht einmal. Die zweithäufigste Problematik in der Anwaltschaft ist die Armut. Das trifft vor allem behinderte Menschen im Pensionsalter: „Das gesamte Fördersystem ist viel mehr auf Menschen, die berufstätig sind, ausgerichtet. Wenn man aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr arbeiten kann oder früher in Pension geht, fällt man um viele Förderungen um, das ergibt Armut.“

Wer arm ist, zieht sich zurück

Wer aber an Assistenzleistungen spart oder auf Therapien verzichtet, oft sogar auf Hilfsmittel, um im Alltag zurecht zu kommen, der zieht sich zurück, sagt Scheiflinger. Die Konsequenz aus Armut sei soziale Isolation, denn wer gebe denn schon zu, dass er sich mit Freunden nicht mehr treffen könne, weil man sich Kaffee und Kuchen oder Kino nicht mehr leisten könne. Menschen wollen ihre Würde erhalten.

7.100 mal intervenierte die Anwaltschaft im Vorjahr, um die Lebenssituation für behinderte Menschen zu verbessern. Es klappt in 71 Prozent der Fälle, aber nicht immer, so Scheiflinger. Sie sei nicht immer glücklich mit den gesetzlichen Vorgaben, aber für viele sei schon wichtig, dass man ihnen zuhöre. Manchmal könne aber sie nicht nach Hause gehen und abschalten, so Scheiflinger. Schicksale beschäftigen sie weiter.

Land stellt Zwischenergebnis vor

Die Enquete des Landes Kärnten findet am 2. Dezember ab 9.00 Uhr im Casineum Velden statt. Seit 2013 arbeitet das Land daran, die Rechte der Menschen mit Behinderungen auszubauen. Interessenvertreter, persönliche Betroffene und Entscheidungsträger bildeten Arbeitsgruppen und erstellten einen Landesetappenplan mit insgesamt 73 Maßnahmen, die bis 2020 umzusetzen sind. Dieser Landesetappenplan wird bei der Enquete präsentiert.

Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, Arbeit sei für den Selbstwert wichtig, idealerweise sollen Menschen mit Behinderung am ersten Arbeitsmarkt einen Platz finden. Die finanziellen Mittel des Landes seien beschränkt, daher haben manche Punkte Priorität.

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