Rätsel um manipulierte Bankomaten

700.000 Euro hat ein Kärntner Bankangestellter durch die Manipulation von Bankomaten ergaunert. Wie, das lässt derzeit noch viele Fragen offen. Der Betrug durch den Täter - er war einst Opfer eines Raubes geworden - blieb ein Jahr unentdeckt.

Bisher ist bekannt, dass der Bankangestellte die Geldscheine in den Bankomatfächern durch Kartonstücke ergänzte. Der Geldausgabeautomat nahm die Kartons als Geldscheine wahr und erkannte daher auch keinen Fehler – mehr dazu in Bankomattricks: Banker stahl 700.000 Euro. Der Fall lässt derzeit noch viele Fragen für die Ermittler offen. Zum Beispiel ist unklar, wie es der Bankangestellte vermeiden konnte, dass der manipulierte Bankomat den Kunden Kartonstücke statt Geldscheine ausgab.

Österreichische Bankomathersteller wollten sich am Donnerstag auf Anfrage des ORF Kärnten nicht offiziell äußern. „Off records“ hieß es von den Experten aber, der Fall sei sehr eigenartig, und eigentlich sei nur ein Weg vorstellbar: Vorne im Bankomaten habe der Bankangestellte die Geldscheine eingelegt, hinten den Karton. Dann habe er eben immer rechtzeitig wieder Geld nachgefüllt.

Interne Kontrolle könnte versagt haben

Weil jede Bank ihre Geldautomaten mit sichtbaren und unsichtbaren Sicherheitseinrichtungen ausstattet und die Software Manipulationen eigentlich verhindern soll, gibt es laut Experten eigentlich nur eine Möglichkeit: Der Bankangestellte sei über einen längeren Zeitraum nicht kontrolliert worden bzw. dürfte er sich selbst überprüft und so auch die Buchhaltung hineingelegt haben. Was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass das interne Revisionssystem der Bank nicht funktionierte. Wie der Bankangestellte so lange mit seinen Tricks durchkam, werden aber endgültig wohl nur die Ermittlungen der Polizei klären können.

Vom Raubopfer zum spielsüchtigen Täter

Der Bankangestellte war wie berichtet vom Opfer zum Täter geworden: Er war bei einem Überfall vor fast zwei Jahren bei einem Raubüberfall mit einer Gaspistole bedroht und vom Täter angeschossen und verletzt geworden. Danach wurde der Bankangestellte, möglicherweise als Folge eines Traumas, spielsüchtig, das ergaunerte Geld gab er in Spielcasinos aus. Die betroffene Bank spricht von einem extrem tragischen Fall, der bisher so noch nie vorgekommen sei. Vom Trauma und der Spielsuchterkrankung des Angestellten nach dem Überfall habe man jedenfalls nichts bemerkt.

Dass der Überfall eine Spielsucht bei dem Mann auslöste, sei absolut möglich, sagt Expertin Renate Clemens-Marinschek vom Krankenhaus De La Tour. Eine Waffe an den Kopf gesetzt zu bekommen, das sei eine massive Traumatisierung: „Aus Angst kann unerträgliche Spannung entstehen, diese versucht man mit Drogen, Alkohol oder Glücksspiel abzubauen.“

Als Spielsüchtiger in einer Bank zu arbeiten stellt natürlich eine doppelte Verlockung dar und erklärt vielleicht auch, warum der Mann vom Opfer zum Täter wurde.