Die Rabenjagd regt weiter auf

20.000 Rabenvögel sind derzeit in Kärnten zum Abschuss freigegeben. Bis zu einem Drittel Ernteeinbußen beklagen Bauern durch die Tiere. Eine „sinnlose und nicht zielführende Aktion“ halten Tierschützer entgegen.

Taucht am Himmel eine größere Gruppe von Rabenvögeln auf, so ist das meist ein sogenannter Junggesellentrupp. Dabei handelt es sich um Tiere, die noch keinen Partner haben und damit auch kein Nest oder fixes Revier besetzen. Diese Vögel, darunter neben Raben- und Nebelkrähen auch Eichelhäher und Elstern, sind in Kärnten seit Mitte Juli für Jäger per Verordnung zum Abschuss freigegeben. Die Politik will damit den Klagen von Bauern nachkommen, weil die Vögel zunehmend Schäden in der Landwirtschaft anrichten würden. Tierschützer stellen die Maßnahme allerdings in Frage.

„Krähen regulieren sich selbst“

„Wenn solche Junggesellentrupps bejagt werden, kann es sogar sein, dass noch mehr Vögel auftauchen“, sagt Andreas Kleewein, der Geschäftsführer von birdlife Kärnten. Junggesellentrupps sorgen laut ihm für eine Regulation innerhalb des Krähenbestandes, indem sie wie Kannibalen Jungvögel von anderen Paaren fressen oder aus dem Nest stoßen. „Dadurch ist nur ein geringer Prozentsatz an Schlüpflingen pro Nest erfolgreich und wird zu flüggen Krähen“, sagt Kleewein.

Bejagung problematisch für weitere Arten

Laut Kärntner Jägerschaft sei die Zahl der Rabenvögel trotz Bejagung nicht angestiegen. „Krähen sind zwar immer schon bejagt worden, aber wenn man die Verordnung mit 20.000 zum Abschuss freigegebenen Vögeln, zu denen auch Elstern und Eichelhäher gehören, so umsetzt, könnte das problematisch für deren Population werden“, sagt Kleewein. Auch den Einzug der sogenannten norwegischen Krähenfalle in der Bejagung der Rabenvögel sei für den birdlife Geschäftsführer kritisch zu sehen. Dabei handelt es sich um einen großen Drahtkäfig, der laut Kleewein nicht selektiv sei. „Teilweise sind auch schon Vogelarten, die auf der roten Liste stehen, in diese Falle gegangen.“

Krähen bevorzugen Biogetreide

Den Tieren nachzustellen, ist aber alles andere als einfach. Rabenvögel sind nicht nur intelligent, sie sind auch Feinschmecker, haben beispielsweise herausgefunden, dass Biogetreide bekömmlicher ist, als gebeiztes Saatgut. Bestätigt wird diese Annahme durch die Beobachtung, dass Biolandwirte die größten Schäden verzeichnen.

Ein Drittel weniger Ernte

„In den vergangenen Jahren konnte festgestellt werden, dass die Ausfälle sich vergrößern. Wir haben heuer auf Feldern teilweise 30 bis 35 Prozent Ernteausfälle gehabt. Das ist auch mit freiem Auge zu sehen“, sagt Biolandwirt Markus Mossegger aus Grafenstein. Die größten Probleme bestehen laut Mossegger im Frühjahr nach dem Anbau von Mais, wenn die Vögeln kommen und die jungen Maispflanzen herauspicken. Er steht hinter den Vergrämungsmaßnahmen wie das Schießen auf Rabenvögel von der Jägerschaft genannt wird. Eine Alternative, wie von Tierschützern gefordert, gebe es für Mossegger nicht.

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