Ernteschäden geringer als befürchtet

Vor fast genau einem Monat hatten Frost und Schnee Kärnten fest im Griff. Mittlerweile zeigt sich, dass die Schäden in der Landwirtschaft weniger schlimm sind, wie befürchtet - zumindest, was die Maiskulturen angeht. Totalausfälle gibt es hingegen im Obst- und Weinanbau.

Nach der extremen Wetterwoche mit Frost und Neuschnee Ende April bangten die Bauern um ihren Mais und das Wintergetreide. Mittlerweile steht fest, dass die Schäden nicht so groß sind, wie befürchtet - zumindest, was diese Bereiche angeht. In Kärnten mussten bis zu 800 Hektar Mais neu angebaut werden, der Großteil davon – mit etwa 500 Hektar - im Lavanttal. Bei den Obst- und Gemüsekulturen gibt es hingegen Ernteeinbußen bis zu 100 Prozent.

Ernteeinbußen

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Ein Jahr ohne Obsternte, drei Jahre ohne Ertrag

Die Hoffnung vieler Lavanttaler Bauern, heuer doch noch Obst zu ernten, war noch vor wenigen Wochen lebendig. Jetzt hat sie sich zerschlagen. Jene Blütenstände, die noch übrig sind, fallen bei der geringsten Berührung von den Bäumen. Obstbauern wie Hans Köstinger müssen einem Jahr ganz ohne Ernte ins Auge sehen. „Es ist ein 100 Prozent Ausfall – einfach deswegen, weil die Blüten die nach dem Frost geblüht haben, ebenfalls abfallen und nicht brauchbar sind.“

Besonders bitter: Die Bäume in den Streuobstwiesen tragen nur alle zwei Jahre Früchte, heuer wäre es ein gutes Ertragsjahr geworden. Im nächsten Jahr werden die Bäume ruhen. Für einzelne Bauern bedeutet das, ganze drei Jahre ohne Obst-Ertrag auskommen zu müssen - was bei lagerfähigen Produkten wie Essig oder Obstwein weniger zum Tragen kommt, sehr wohl aber bei der Saftproduktion: „Der Konsument wird es vielleicht weniger spüren, weil die Industrie ohnedies alles aus dem asiatischen Raum bekommt, das ist allerdings ein anderes Produkt. Für uns ist die große Gefahr da, wenn wir zwei bis drei Jahre kein Produkt haben, dass wir in diesem mühsam aufgebauten Markt zumindest einen Einbruch erleiden werden und vielleicht wieder von vorne anfangen müssen.“

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Die Blütenstände an den Obstbäumen werden braun und fallen vom Baum, sie haben keine Fruchtknoten gebildet.

Geld aus dem Katastrophenfonds?

Die Landwirtschaftskammer hofft, mit Geld aus dem Katastrophenfonds zumindest einen Teil der Schäden abfedern zu können. Markus Tschischej von der Landwirtschaftskammer: "Stark betroffen sind natürlich auch der Weinbau, der Gemüse- und Gartenbau und das Baumschulwesen. Auch hier haben wir relativ große Schäden zu verzeichnen.“

Weniger schlimm wie befürchtet sind dagegen die Schäden im Ackerbau ausgefallen. Für das Stift St. Paul bewirtschaftet Erwin Schildberger 210 Hektar Ackerfläche, kleinere Frostschäden gibt es bei der Wintergerste.

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Mais hat sich zu 70 Prozent erholt

Beim Mais haben etwa 70 Prozent der Pflanzen den Frost überlebt - auch wenn es anfangs gar nicht danach ausgesehen hat. Weil das Wetter auch nach dem Frost sehr schlecht blieb, konnten die Bauern die Felder nicht gleich wieder neu bestellen - was für viele ein Glück war.

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Bauern waren zum Warten verurteilt - zum Glück

Erwin Schildberger: „Dadurch, dass das Wetter so schlecht war und wir 100 Liter Niederschlag hatten, war es für uns nicht möglich, neu anzubauen. Wir mussten alle warten und dadurch haben wir erst gesehen, dass der Mais sich doch wieder selber weiter entwickelt. Für mich ist der Mais mittlerweile eine echte Wunderpflanze.“

500 von insgesamt 3.500 Hektar Mais mussten im Lavanttal neu angebaut werden. Durch den späteren Anbau wird allerdings befürchtet, dass der Ertrag nicht so üppig ausfällt. Der Grund: Die Erntefeuchte ist höher. Tschischej: "Dass man auf gut Deutsch mehr Wasser spazieren führt, es entstehen zusätzliche Trocknungskosten, die sich in der betriebswirtschaftlichen Bilanz negativ niederschlagen.“

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Der Unterschied zwischen den alten und neugesetzten Maispflanzen ist leicht zu erkennen. Die Neusaat verspricht zehn bis 15 Prozent weniger Ertrag.

Die Schadenshöhe wird momentan mit fünf Millionen Euro beziffert. Letztendlich wird aber erst der Herbst zeigen, was dieses Frühjahr den Bauern beschert hat.

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