Bär in Villach-Warmbad gesichtet

In der Nacht auf Sonntag ist ein Bär im Bereich des ÖBB-Geländes Heizhausstraße in Villach gesehen worden. Einsatzkräfte konnten das Tier dazu bringen, sich in den Waldbereich nach Warmbad zurückzuziehen. Vermutlich wurde dieser Bär schon mehrfach gesichtet.

Gegen 1.35 Uhr meldete ein Anrainer, dass sich im Bereich des ÖBB-Geländes gegenüber dem ehemaligen Westbahnhof ein Bär herumtreibe, woraufhin sich die Einsatzkräfte auf den Weg machten. Auch Nino de Roja sah das Tier in der Nähe des Westbahnhofs von seinem Auto aus: „Ich dachte mir zuerst, dass ein Hund über die Straße läuft und bin langsamer geworden. Er blieb vor meinem Auto kurz stehen und lief dann in der Nähe eines Hauses zwischen Mülltonnen durch.“

De Roja sagte, er hätte nicht gedacht, dass es ein Bär sei. Da werde einem schon etwas anders, wenn man mitten in der Stadt einen Bär sehe Tatsächlich wurde das Tier während des folgenden Polizeieinsatzes auch von den Beamten immer wieder gesichtet. Die Einsatzkräfte des Stadtpolizeikommandos konnten durch gemeinsames Vorgehen das Tier in Richtung Warmbad und die dortigen Wälder drängen.

Bärensichtung Villach Gleise ÖBB Westbahnhof

ORF/Petra Haas

Das weitläufige ÖBB-Gelände an der Heizhausstraße. Vis a vis hinter dem Gebäude die Italiener Straße.

Auf Gleisen Richtung Wald getrottet

Major Stephan Brozek sagte Sonntagfrüh gegenüber dem ORF, es seien fünf Streifenwagen im Dienst gewesen, die Beamten hätten den Bären zum ersten Mal auf den Gleisen im Bereich der Baustelle Kilzerbrücke gesichtet und dann immer wieder kurze Momente lang. Das Gelände sei mit Scheinwerfern ausgeleuchtet worden, aus Gründen der Eigensicherung habe man das Tier aber nur vom Streifenwagen aus begleitet.

Bärensichtung Villach Gleise ÖBB Westbahnhof

ORF/Petra Haas

Blick über das Gelände Richtung Stadtmitte

„Er hat sich dann auf den Gleisen Richtung Warmbad bewegt, dann haben wir ihn nicht mehr gesehen.“ Laut Brozek dürfte es ein jüngeres Tier gewesen sein, er sei zwar kein Experte, aber ausgewachsen sei er ihm nicht erschienen.

Bärensichtung Villach Gleise ÖBB Westbahnhof

ORF/Petra Haas

In Richtung der dichten Wälder Richtung Warmbad machte sich der Bär davon

Bärenanwalt: Vermutlich auf Reviersuche

„Es ist nicht typisch, dass ein Bär durch so ein besiedeltes Gebiet geht. Es gab zwar schon die eine oder andere blöde Aktion, aber das waren eher kleine Ortschaften“, so Bärenexperte Bernhard Gutleb. Er sei überzeugt, dass es sich um jenen jungen Bären handle, der in letzter Zeit öfters gesehen wurde, wenn auch zuletzt in einer anderen Gegend, da das Tier vermutlich auf Reviersuche sei. Auch die fehlende Scheu des Tieres lasse darauf schließen.

Die Bären würden auf einer Route über Norditalien, Friaul, und über das Gailtal bis nach Villach kommen: „Es gibt oft Bären, die bis Villach-Warmbad gehen, dort kapieren aber die meisten, dass sie umdrehen sollten. Der hat aber vielleicht gedacht, ‚ich schau‘, ob es nicht doch weiter geht’“, versuchte der Bärenanwalt die Motive des vierbeinigen Abenteurers zu ergründen. Es könne durchaus sein, dass ein Tier zwischen 30 und 40 Kilometer in einer Nacht zurücklege.

Gutleb wurde von der Polizei noch in der Nacht verständigt und blieb mit den Beamten der fünf Streifen während der gesamten Aktion in Kontakt. „Der Bär hatte unglaublichen Stress durch die Scheinwerfer und den Lärm, da ist zu hoffen, dass sich das Erlebte negativ einprägt und er nicht so schnell wieder eine Siedlung aufsucht“, erläuterte der Bärenanwalt.

Bei Begegnung mit Bär Schutz suchen

Für Menschen bestehe im Wald nicht wirklich eine Gefahr durch Bären, da diese eher weglaufen würden. In einem Wohngebiet sei das allerdings anders: „Da würde ich schon schauen, dass ich in einem Haus oder im Auto bin. Allein beim Wegrennen kann einen so ein Bär verletzten“, warnte der Experte.

Freitagabend war - vermutlich derselbe Bär - im Bereich der Windischen Höhe (Gemeinde Paternion) gesichtet worden. Einem Forstwart gelang es gemeinsam mit seinen Kindern, das Tier zu fotografieren und zu filmen - mehr dazu in Familie begegnet Bären. Dass der freche Jungbär in nächster Zeit wiederkommt, glaubt Gutleb nicht. „Der liegt jetzt irgendwo, verschnauft und denkt sich, dass das ziemlich knapp war“, war der Bärenanwalt nach der turbulenten Nacht überzeugt.