Wie schafft es Kärnten aus der Krise?

Wo steht Kärnten? Wie schafft es den Weg aus der Krise? Was muss sich insgesamt in Österreich und in Europa verändern, um auf einem globalisierten Markt bestehen zu können? Fragen, denen Samstagabend im Rahmen der Veranstaltung „Kärnten 2015 - Ein Gedenkjahr“ nachgegangen wurde.

100 Jahre nach Beginn des 1. Weltkriegs steht das Land vor großen Herausforderungen. Diese lassen sich im Blick zurück auf die Geschichte besser bewältigen, war eine Erkenntnis des festlich begangenen Abends im Großen Wappensaal des Kärntner Landhauses. Gedenken sei „Denken und Handeln in der Gegenwart“. In Anlehnung an Günther Grass hieß es dazu von Moderatorin Katja Gasser: „Wir schulden den Opfern der Geschichte Gerechtigkeit und das Bemühen um Aufklärung“.

Kaiser: Werden diese Krise meistern

Kärnten habe schon in der Vergangenheit viele Krisen gemeistert und werde das auch in Zukunft tun. Landeshauptmann Peter Kaiser, SPÖ: „Wir werden vielleicht da und dort mit ein wenig Bescheidenheit noch mehr anpacken müssen aber ich bin sicher, dass wir es schaffen, denn Kärnten ist ein starkes Bundesland.“

Gedenkveranstaltung Wappensaal

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Landeshauptmann Peter Kaiser bei der Festrede

Zu viel Bürokratie, zu wenig Kreativität

In ganz Österreich gebe es zu viel Bürokratie und Regeln, zu wenig Innovation und Kreativität, hieß es vom Festredner Erhard Busek, ÖVP. Österreich verliere neben seinen Begabten und Unternehmen auch an Kultur. „Die Bedingungen stimmen offenbar nicht, wo muss sich etwas ändern?“ Die einstige „Insel der Seligen“, wie Österreich von Papst Johannes Paul II genannt worden war, gebe es in dieser Form nicht mehr. Österreich sei heute in hohem Maße von den großen Welt-Märkten abhängig.

Kärnten 1915 - 2015

2015 ist ein besonderes Gedenkjahr für das Land Kärnten. Trotz der geistigen und materiellen Zerstörung durch die beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert hat es sich vom Kriegsschauplatz zu einer Friedensregion gewandelt.

In einer globalisierten Welt müsse der Umgang mit Problemen und Konflikten als Möglichkeit zur Weiterentwicklung betrachtet werden. Um aus der jetzigen Krise zu kommen, müsse sich auch Kärnten ändern, kreativ werden und seine Bevölkerung verstärkt mobilisieren, so Busek: „Es gibt auch in Kärnten tief eingelagerte alte Systeme, die zu überwinden sind, ein gewisses Denken in Distanzen und auch gewisse Feindschaften – die führen einfach nicht weiter.“ Die typische ‚Valossn bin I‘-Mentalität führe zu nichts, denn: „Wer das sagt ist noch mehr verlassen.“

Festredner Erhard Busek bei der Gedenkveranstaltung Kärnten 1915-2015 im Wappensaal des Landhauses

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„Die Wahrheit ist den Menschen zuzumuten“, so Festredner Erhard Busek in Anlehnung an Ingeborg Bachmann. Kärnten könne, wenn es sich seinen Wahrheiten stelle, „ein Beispiel für Österreich“ werden.

„Wir haben nur eine Zukunft wenn wir es wollen“

„Senza Confini“ dürfe nicht als bloße „Verkaufsüberschrift“ betrachtet, sondern müsse gelebt werden. Es brauche ein echtes Überwinden von Grenzen und „mehr Sprachtüchtigkeit“, denn die Gegenwart lebe vom Austausch, so Busek. Für die Zukunft sei es wichtig, eine ähnliche Gesinnung zu mobilisieren, wie sie nach 1945, in den Gründerjahren des Aufbaus geherrscht habe. Eingedenk Leopold Figls legendären Satzes „Österreich ist frei“ sei festzustellen: "Österreich ist nur frei und hat Zukunft wenn wir daran glauben und es wollen.“

Austausch der „klügsten Köpfe“ nötig

Gemeinsamer Tenor bei einer Podiumsdiskussion an diesem Abend: Die Chancen Kärntens lägen vor allem in der verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Alpen Adria Raum und in der Region. Auch ein Austausch der klügsten Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Kultur sei nötig.

Podiumsdiskussion mit Botschafterin Ursula Plassnik, Historiker Stefan Karner und Hellwig Vallentin

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Mehr Solidarität vom Bund eingefordert

Landeshauptmann Peter Kaiser erneuerte zudem seinen Wunsch nach Unterstützung von Seiten des Bundes. „Kärnten hat in seiner Geschichte immer wieder auch in den schlimmsten Situationen seine Treue und untrennbare Verbundenheit mit der Republik Österreich dargestellt – ich wünsche mir, dass mit dem selben Respekt auch Kärnten gegenüber tritt in einer Situation, in der wir Partnerschaft und gemeinsames Handeln brauchen.“

Gedenkveranstaltung Wappensaal

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Finanzen: Nächste Gesprächsrunde am Dienstag

Die nächste Gesprächsrunde zwischen dem Land Kärnten und dem Finanzministerium über den dringend benötigten Kredit in Höhe von 343 Millionen Euro von der Bundesfinanzierungsagentur ÖBFA soll es am Dienstag geben. Das Land hofft auf einen raschen Abschluss der Gespräche, da die Liquidität nicht mehr lange reicht. Ob es noch eine politische Verhandlungsrunde geben wird, ist vorerst offen.

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