Erste Bürgermeisterin für Klagenfurt

Die bisherige Vizebürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) ist Klagenfurts erste Bürgermeisterin. Sie setzte sich am Sonntag gegen den amtierenden Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ) in der Stichwahl durch. Sie holte auch nach 42 Jahren den Sessel für die SPÖ zurück.

Von Anfang an war Mathiaschitz in Führung und entschied letztlich die Stichwahl für sich. Die Stimmenverteilung: 53,31 Prozent für Mathiaschitz, 46,69 Prozent für Scheider. Insgesamt wurden 41.745 Stimmen abgegeben.

Mathiaschitz Kaiser Feier Wahlsieg Klagenfurt

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LH Peter Kaiser gratuliert der frischgebackenen Bürgermeisterin

Mathiaschitz möchte Dreierkoalition

Wahlberechtigt waren 79.318 Klagenfurterinnen und Klagenfurter. Nach 42 Jahren errang die SPÖ wieder den Bürgermeistersessel. Zudem ist Mathiaschitz die erste Frau überhaupt an der Spitze der Landeshauptstadt. Sie hatte vor der Wahl erklärt, nach dem Vorbild der Landesebene eine Koalition mit ÖVP und Grünen eingehen zu wollen, um eine stabile Mehrheit zu sichern, und bekräftigte diese Absicht nach ihrer Wahl. Eine Zweierkoalition hätte - außer mit der FPÖ - keine Mehrheit, eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen schloss die künftige Bürgermeisterin im Vorfeld allerdings kategorisch aus.

Scheider will weiterarbeiten

Mathiaschitz meinte nach dem Wahlsieg, das sei der Lohn für die Arbeit der vergangenen sechs Jahre. Die Klagenfurter Bevölkerung habe sich für eine Veränderung entschieden. Sie will nun Koalitionsgespräche führen, ihre Präferenz ist eine rot-schwarz-grüne Zusammenarbeit wie auf Landesebene.

Scheider führte seine Niederlage auf die „schwierigen Rahmenbedingungen“ zurück, zumal diesmal die SPÖ starken Rückenwind verspürt habe, die FPÖ hingegen Gegenwind, sagte Scheider und nannte auch den Austritt von Albert Gunzer. Zurücktreten wolle er nicht, er sei zwar kein Sesselkleber, wolle aber gerne für Klagenfurt weiterarbeiten.

Mathiaschitz Scheider Wahlsieg Klagenfurt

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Amtsübergabe in Klagenfurt: Mathiaschitz und der abgewählte Christian Scheider

Politische Quereinsteigerin

Die 58-jährige Ärztin Mathiaschitz ist nun endlich am Ziel. 2003 als Quereinsteigerin vom damaligen SPÖ-Stadtchef Ewald Wiedenbauer in die Stadtregierung geholt, stieg sie nach Wahlbetrugsvorwürfen bei einem Bezirksparteitag gegen Wiedenbauer selbst zur Parteichefin auf. 2009 kandidierte sie bereits für das Bürgermeisteramt, holte sich aber eine deutliche Abfuhr: Sie kam nur auf rund ein Drittel der Stimmen, Scheider gewann, damals noch als beim BZÖ, die Wahl.

Mathiaschitz trat nach der Niederlage nicht zurück, sondern ging eine Koalition mit den Freiheitlichen ein und wurde Vizebürgermeisterin. Nach zweieinhalb Jahren ließ sie die Koalition platzen und wurde zur schärfsten Kritikerin Scheiders. Parteiintern gelang ihr die Stabilisierung, unterstützt auch durch den Wahlerfolg der SPÖ bei der Landtagswahl 2013.

Gebürtige Lavanttalerin

Mathiaschitz wurde am 27. Jänner 1957 in St. Georgen im Lavanttal geboren. Sie machte in Villach die Matura und studierte anschließend Medizin. Nach ihrer Promotion 1982 absolvierte sie den Turnus, anschließend wurde sie Umweltärztin in der Stadt Klagenfurt und danach im Land Kärnten, bis sie 2003 als Klagenfurter Gesundheitsstadträtin in die Politik wechselte. Sie gilt als eher wenig kumpelhaft, Stammtische sind ihre Sache nicht. Das versucht sie zu ihrem Vorteil auszunutzen, bei Sachthemen wirkt sie dadurch nämlich kompetenter.

Mathiaschitz ist mit dem Leiter der Umweltabteilung des Landes Kärnten, Harald Tschabuschnig, verheiratet, nach ihrem Einstieg in die Politik legte sie den bis dahin geführten Doppelnamen ab. Sie hat zwei Kinder, als ihre Hobbys nennt sie Lesen, Bergsteigen und Laufen.

Kaiser: „Befreiungsschlag für Klagenfurt“

In einer Aussendung der SPÖ sprach Landeshauptmann Peter Kaiser von einem „historischen Erfolg“ für die SPÖ. Vor allem für Klagenfurt sei die Wahl von Mathiaschitz ein Befreiungsschlag. Er sei „felsenfest“ davon überzeugt, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen werde, damit Klagenfurt den Staub, den die vielen offenen Baustellen hinterlassen hätten, abschütteln und als Landeshauptstadt im Vergleich zu den anderen Landeshauptstädten wieder glänzen könne.

Gratulanten aus Wien

SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Werner Faymann und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos sprachen in einer Aussendung von einem „großartigen Ergebnis“ und gratulierten Mathiaschitz zu ihrem herausragenden Erfolg. Es sei „ein großer Tag für die Kärntner Sozialdemokratie“, sagten Faymann und Darabos.

Sie sprachen auch Landeshauptmann Kaiser ihre Glückwünsche dafür aus, dass die SPÖ bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Kärnten deutlich als stärkste Partei hervorgegangen sei. Von landesweit 36,94 Prozent der Stimmen im Jahr 2009 verbesserte man sich 2015 auf über 40 Prozent.

FPÖ-Ragger: Großer Einsatz nicht belohnt

In einer ersten Reaktion sagte FPÖ-Obmann Christian Ragger, der große Einsatz Scheiders sei leider nicht belohnt worden. Die FPÖ werde als zweitstärkste Partei in Klagenfurt „die Ärmel aufkrempeln“ und weiter für die Bürger arbeiten, so Ragger.

Grüne: „Wende soll gelingen“

Frank Frey (Grüne) sagte in einer Reaktion, es sei zu wünschen, dass nun auch in Klagenfurt eine Wende gelinge, so wie 2013 im Land Kärnten. Der Stillstand in der Landeshauptstadt müsse endlich beendet werden. Wichtig sei nun, dass alle Fakten auf den Tisch kommen und die Finanzlage der Stadt transparent werde.

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