Görtschitztal wagt den Neustart

Der HCB-Skandal hat das Görtschitztal wirtschaftlich schwer getroffen. Nun wagen viele Betriebe einen Neustart. Erste Initiativen, wie „Görtschitztal Reloaded“, starteten bereits. Die Untersuchung der HCB-Belastung anhand von Fichtennadeln zeigte wie erwartet, dass diese rund um das Zementwerk Wietersdorf am größten ist.

Der HCB-Skandal traf das Görtschitztal und seine rund 10.000 Bewohner schwer. Nach wochenlanger Krisenstimmung wollen viele Bewohner aber nun einen Neustart wagen. Einer von ihnen ist Bergbauer Walter Jobst. Seine 25 Kühe produzieren etwa 600 Liter Milch am Tag. Im Dezember ließ er die Milch entsorgen, jetzt, nachdem das Ersatzfutter eingelangt ist, darf seine Milch wieder in den Handel und er blickt zuversichtlicher in die Zukunft. Auch die schwer getroffene lokale Molkerei „Sonnenalm“ will in einigen Wochen wieder produzieren – mehr dazu in HCB: Neustart für Molkerei Sonnenalm.

„Tal hat diesen Ruf nicht verdient“

Die Aufbruchsstimmung sei deutlich bemerkbar, sagt die Obfrau der Norischen Region, Gabriele Dörflinger. Und diese neue Zuversicht müsse nun genutzt werden. Geplant sei ein Regionalfonds für das Görtschitztal, auch sollen wieder EU-Fördermittel lukriert werden.

Künftig soll der sanfte Tourismus im Tal ausgebaut und regionale Lebensmittel mit einer Gesundheitsmarke versehen werden. Die Besonderheiten des Görtschitztales sollten überregional vermarktet werden, sagt Landwirt und Direktvermarkter Ronald Kogler: „Die größte Aufgabe wird sein, den Menschen außerhalb die Schätze des Tales zu zeigen. Das Görtschitztal hat diesen Ruf nicht verdient.“

Internet-Initiative sammelt Ideen

Auch Görtschitztaler, die nicht mehr im Tal leben, machten sich Gedanken über einen Neustart. Ed Wohlfahrt startete im Internet die Initiative „Görtschitztal Reloaded“, mit der er „einen Stein ins Rollen bringen“ wollte, sagt. Zum ersten Treffen kamen viele Interessierte. Nun soll ein Verein gegründet und Ideen für einen Neustart im Görtschitztal gesammelt werden.

HCB-Belastung um Wietersdorf am stärksten

Rund um den Jahreswechsel wurden 51 Proben von 27 Fichten im Bereich des Görtschitztals auf ihren HCB-Gehalt untersucht. Untersucht wurde die Belastung an Fichtennadeln, weil sie eine große Oberfläche und eine dicke Wachsschicht haben. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Rund um das Zementwerk in Wietersdorf ist die Belastung am größten, sagte Kurt Hellig von der Umweltabteilung des Landes: "Die HCB-Belastung beginnt südlich von Hüttenberg anzusteigen, hin zum Werk in Wietersdorf. Dort finden sich in der näheren Umgebung die höchsten Belastungen.“ Das Belastungsmuster entspreche in etwa den Hauptwindrichtungen in diesem Bereich, erklärte Hellig. Östlich und westlich des Görtschitztales sei HCB kaum noch nachzuweisen.

Quecksilbermessungen folgen

Zwischen Brückl und Eberstein werden jetzt noch weitere Proben genommen. Mit einem speziellen Verfahren wird die HCB-Konzentration in der Luft gemessen. Mit Quecksilbermessungen werde man weitere Aufschlüsse über die Schadstoffbelastung in diesem Bereich bekommen, sagte Hellig.

Ein Vergleich der Testergebnisse mit jenen aus Futtermitteln, Obst und Gemüse sei nicht zulässig, hieß es. Denn Fichtennadeln sind im Unterschied zu anderen Stoffen das ganze Jahr, nicht nur Wochen oder Monate der HCB-Belastung ausgesetzt.

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