„Safe“-Programm für werdende Eltern

Zum ersten Mal gibt es in Kärnten ein Safe-Programm für werdende Eltern. „Safe“ bedeutet in diesem Fall „Sichere Ausbildung für Eltern“ und wendet sich an künftige Mütter und Väter, die selbst eine schwierige Kindheit hinter sich haben.

„Rettet das Kind“ und das Land Kärnten finanzieren zwei Trainerinnen, die versuchen, traumatische Erfahrungen künftiger Eltern aufzulösen. Das Ziel: Eltern sollen schon vor der Geburt eine enge Bindung zu ihren Kindern aufbauen. Maria Jordan ist eine der Safe-Mentorinnen: "Wenn sie ein Baby erwarten, dann werden sie den Wunsch haben, eine gute Mutter zu werden. Wenn man es vielleicht selbst nicht so gut gehabt hat in der Kindheit, kann man sich da etwas schwerer tun. Wir können das mit unserem Safe-Elternprogramm super unterstützen. Und zwar besteht es aus zehn Sonntagen, an denen wir uns mit Gleichgesinnten treffen, die auch das Abenteuer des ersten stürmischen Jahres mit einem Baby vor sich haben.“

Feinfühligkeit wird trainiert

Die zweite Mentorin ist Gudrun Drussnitzer. Auch sie weiß von den Ängsten, die werdende Eltern bewegen, Fragen wie: „Was für Veränderungen wird dieses kleine Wesen in die Familie bringen? Die Hauptaufmerksamkeit richten wir aber darauf, wie werdende Eltern ihre Feinfühligkeit gegenüber dem Baby trainieren können. Das ist eine wesentliche Basis zum Aufbau einer sicheren Bindung. Wir wissen aus der Forschung, dass diese Basis für ein gelungenes Leben wesentlich ist. Das heißt, das Kind ist gewappneter gegen Stress und psychische Erkrankungen und hat viel mehr soziale Fähigkeiten.“

Ängste der Eltern werden zu Kinderzimmer-„Geistern“

Die künftigen Eltern werden darauf vorbereitet, dass mit dem Baby keine rosarote Zuckerl-Welt auf sie zukommt. Ängste werden bewusst angesprochen, so Drussnitzer. „Es gibt sicher die Angst davor, dass das Kind eine geistige oder körperliche Behinderung hat. Wir stellen das zwar nicht in den Vordergrund, stellen uns hier aber auf die Eltern und ihre Vorerfahrung ein. Das Erleben mit den eigenen Eltern ist der Nährboden für zukünftige Ängste. Das ist es auch, wo wir ansetzen wollen. Wir wissen, wenn Eltern Ängste nicht richtig verarbeitet haben, dass sie dann, wenn sie eigene Kinder haben, ins Kinderzimmer zurückkehren – als die Geister.“

Gewalt setzt sich fort

Aber auch die Überforderung und Hilflosigkeit von frischgebackenen Eltern ist im Safe-Training ein großes Thema. Da gibt es dieses uralte Bild von der Mutter, die vom Vater geschlagen wird, die dann selbst ihr Kind schlägt und dieses wiederum schlägt seinen Teddybären. Gewalt setzt sich in der Familie fort. Auch das Nicht-Kümmern ist vererbbar. Die Gleichgültigkeit, etwa bei alkoholabhängigen Eltern, prägt die Kinderseele lebenslang. Zwei Prozent aller Kinder, die ins Krankenhaus kommen, leiden an seelischen Problemen, Tendenz steigend.

Diese Fakten sind der Grund dafür, dass das Land Kärnten und „Rettet das Kind“ gemeinsam das Safe-Elternprogramm finanzieren, das Mütter und Väter mit schwieriger Kindheitserfahrung stärken soll, so Gudrun Drussnitzer. „Weil die Kinder die Eltern mit Quengeln herausfordern und diese dann wirklich hilflos werden - zu schreien beginnen, und im schlechtesten Fall das Kind schlagen oder schütteln anfangen. Das sollte natürlich nicht passieren und deshalb setzen wir schon vorgeburtlich an. Wir bringen ihnen Entspannungstechniken bei und zeigen, wie man in solchen Situationen gegensteuern kann.“

Wie man die Fassung behält, wird gelernt

Im Alltag mit einem Baby laufe sehr vieles ab, was die Seele präge. Dies den Eltern bewusst zu machen ist das große Anliegen der Safe-Betreuerinnen. „Zum Beispiel: Die Mutter wickelt das Baby – wie geht sie mit ihm um, wie kommuniziert sie mit ihm oder wie geht sie beim Stillen auf das Baby ein.“ Die Idee des Safe-Programmes ist dabei ganz einfach. Jordan: „Ich glaube, es geht um ganz banale Sachen. Die Mutter kommt aus dem Krankenhaus nach Hause, das Baby schreit und sie kann es nicht beruhigen. Das ist eine große Angst. Viele glauben, wenn sie ihr Baby nicht gut beruhigen können, keine gute Mutter oder kein guter Vater zu sein. Hier setzen wir an, damit die Eltern in dieser Situation ruhig bleiben. Wenn sie nervös werden, überträgt sich das auf das Baby und es lässt sich noch schwerer beruhigen."

Oft reicht eine einfache Bauchatmung, ein Glas Wasser zu trinken oder kurz das Fenster zu öffnen, damit genervte Eltern wieder die Fassung gewinnen. Außerdem gibt es eine Hotline für Eltern, die dort bis zum ersten Lebensjahr des Kindes anrufen können.

Jungfamilie in Not - ein gesellschaftliches Phänomen

Das Problem der Jungfamilien sei ein Phänomen unserer Gesellschaft, sagt Drussnitzer. „Früher gab es eine Großfamilie, es gab eine Oma oder eine Tante. Wenn eine junge Mutter Fragen hatte, konnte sie sich an diese wenden, diese haben das Kind auch übernommen und die Mutter wurde entlastet. Das findet heute fast nicht mehr statt. Deshalb kommt es zur Überforderung, das ist durchaus menschlich.“

Für das Safe-Programm anmelden können sich Eltern unter safe-projekt@gmx.at oder telefonisch bei Maria Jordan unter 0664 - 4780590.