Mehr Armut: Ansturm auf Sozialmärkte

Kärntens Sozialmärkte verzeichnen einen regelrechten Ansturm. Im Vergleich zum Vorjahr nehmen fast 30 Prozent mehr Menschen das Angebot in Anspruch, billiger als im Supermarkt einzukaufen. Insgesamt sind in den sechs Sozialmärkten rund 8.000 Kunden registriert.

Wer in den Sozialmärkten zu stark vergünstigten Preisen einkaufen kann? Frauen und Männer mit dem Einkommensnachweis der belegte, dass sie unter 860 Euro netto im Monat verdienen und über einen gültigen Meldezettel verfügen. Diese Richtlinien sollen, so die Geschäftsführerin der Sozialmärkte, Liselotte Suette, einem Missbrauch des Angebots entgegenwirken.

Waren aus Überproduktion und Lagerbestand

Für Suette ist der große Andrang ein Spiegelbild dafür, wie schwer es viele Frauen und Männer in Kärnten haben. „Wir werden täglich dankbar angenommen und bemühen uns sehr, unser Angebot so reichhaltig als möglich zu halten und sind allen besonders dankbar, die zu den Sozialmärkten Ja sagen. Wir sammeln Produkte aus Überproduktion und Lagerbestand. Heute wird sehr viel entsorgt, weil um 19.00 Uhr in der Bäckerei noch eine frische Semmel zum Verkauf vorhanden sein muss, die am nächsten Tag keiner mehr isst.“

Tausende Klagenfurter leben in Armut

Allein in Klagenfurt leben fast zweieinhalbtausend Menschen an der Armutsgrenze und sind damit auf das Angebot der Sozialmärkte in der Kaufmanngasse und in der Kanaltalerstraße angewiesen. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit hat sich im letzten halben Jahr auch in den Sozialmärkten bemerkbar gemacht. Suette: „Was wir feststellen ist, dass die Altersarmut gestiegen ist. Das sind sehr viele Menschen, die jetzt in Pension gegangen sind und mit einem Minimum auskommen müssen.“

Leben mit 300 Euro im Monat

Eine der Kundinnen ist Isabella Jaritsch. Sie ist seit Jahren arbeitslos und gilt wegen einer Krankheit als unvermittelbar: „Ich habe kein Problem damit, man kriegt super Sachen und viel billiger. Ich bekomme 300 Euro pro Monat, den normalen Markt kann ich mir nicht leisten. Manche genieren sich, ich nicht, warum denn?“ Insgesamt 8.000 Menschen in Kärnten sind auf die Somas angewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent mehr.

Sechs Sozialmärkte wurden in den vergangenen Jahren in Kärnten eingerichtet. Neben den beiden Standorten in Klagenfurt gibt es jeweils einen Somamarkt ein Spittal, in Villach St. Veit und in Wolfsberg.

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