Kulterer in Haft

Der ehemalige Hypo-Chef Wolfgang Kulterer hat am Mittwoch seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Klagenfurt angetreten. Wegen einer Schulterverletzung hat sich Kulterers Haftantritt immer wieder verzögert, er muss für 6,5 Jahre ins Gefängnis.

Der frühere Hypo-Chef wurde wegen Untreue und Bilanzfälschung zu insgesamt sechseinhalb Jahren Haft in zwei Fällen verurteilt: wegen der Kreditvergabe an die Pleitefluglinie Styrian Spirit und wegen des Hypo-Vorzugsaktiengeschäftes aus dem Jahr 2006. Kulterers Anwalt Ferdinand Lanker bestätigte Mittwochfrüh gegenüber dem ORF, dass Kulterer seine Haft am Mittwoch in seiner Begleitung antrat.

Anwalt: „Er weiß, was auf ihn zukommt“

Lanker: „Herr Dr. Kulterer war gefasst, er weiß, was auf ihn zukommt. Er hat nie versucht die Haft grundlos hinauszuzögern sondern es ging wirklich um die Ausheilung der Verletzung. Nachdem dieses Ziel jetzt erreicht wurde und er relativ schmerzfrei ist hat er sich nun freiwillig in Haft begeben.“

Wie bei jedem anderen Häftling galt es zunächst die Formalitäten zu erledigen, danach wurde Kulterer in seine Zelle gebracht. Die muss er sich allerdings mit einem anderen Häftling teilen, denn Einzelzellen gibt es in Klagenfurt aus Platzmangel keine. Die Justizanstalt Klagenfurt ist für Kulterer kein unbekannter Ort - bereits 2010 saß er dort drei Monate in Untersuchungshaft. Laut seinem Anwalt trat Kulterer die Haft am Mittwoch „sehr gefasst“ an.

Weiterer Haftaufschub abgelehnt

Eigentlich hätte der ehemalige Bankmanager bereits Ende September vergangenen Jahres ins Gefängnis gehen müssen, nach einer komplizierten Schulterverletzung beantragte er jedoch Haftaufschub, um mit einer Therapie die Bewegungsfähigkeit des Gelenks wiederherzustellen. Dieser wurde ihm auch gewährt, als er aber im Frühjahr auf Haftuntauglichkeit plädierte, war die Geduld der Justiz zu Ende. Kulterers Antrag wurde am Landesgericht Klagenfurt abgelehnt, mit der dagegen eingelegten Beschwerde blitzte er vergangene Woche auch am Oberlandesgericht Graz ab.

Am Samstag meinte Lanker, nach dem aus Kulterer Schulter eine Schraube nach einer zweiten Operation entfernt wurde, sei ein Haftantritt möglich - mehr dazu in Kulterer vor Haftantritt. Die Schulterverletzung sei noch nicht vollständig ausgeheilt, er könne aber die Haft weitgehend schmerzfrei antreten, sagte Lanker dann am Mittwoch. Laut einem Gutachten kann die weitere Behandlung auch in Haft erfolgen.

Keine Fußfessel, kein Freigang

Für Kulterer sind bei seiner Strafhöhe weder Fußfessel noch Freigang möglich. Nur für das letzte Jahr seiner Haft wäre eine Fußfessel möglich, sagte Lanker. Auch eine Verbüßung der Strafe in Klagenfurt kommt für den 60-Jährigen nicht infrage, dort darf nur einsitzen, wer maximal 18 Monate ausgefasst hat. Wohin er verlegt wird, ist noch offen, darüber entscheidet die Vollzugsdirektion. Lanker rechnet damit, dass Kulterer im Sommer verlegt wird. Fest steht hingegen, dass auch für Kulterer im Gefängnis Arbeitspflicht herrscht. Kulterer habe keine bevorzugte Behandlung zu erwarten, meinte sein Anwalt. Als Akademiker wird er aber wohl eher nicht in der Tischlerei eingeteilt, sondern vermutlich im Verwaltungsbereich, der Druckerei oder Bücherei.

Außerdem stehen für Kulterer weitere Prozesse an, etwa wegen angeblich unbesicherter Kredite für den nie umgesetzten Wiener Kunstpark Paradiso - mehr dazu in Hypo beschäftigt Landesgericht weiter. Die Anklagen würden noch nicht vorliegen, so Lanker: „Es kann aber nicht sein, dass Kulterer für alles, was in der Bank in den letzten 20 Jahren passiert ist, verantwortlich gemacht wird.“ Für allfällige weitere Auftritte vor Gericht wird er - sei es als Angeklagter oder als Zeuge - aus der Strafhaft vorgeführt werden.

Prominente Haftkollegen

Kulterer ist derzeit nicht der einzige prominente Wirtschaftshäftling in Klagenfurt. Der ehemalige Landesholdingchef Gert Xander sitzt bereits seit Jänner in der Justizanstalt, am vergangenen Montag trat auch sein Ex-Kollege Hansjörg Meymorez seine Haft dort an. Beide wurden im so genannten Birnbacher-Prozess wegen Untreue verurteilt.

Spätesten am Freitag muss sich auch der frühere Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz, der im Birnbacher-Prozess zu 4,5 Jahren verurteilt wurde, in der Justizanstalt einfinden. Nur Dietrich Birnbacher selbst muss höchstwahrscheinlich nicht ins Gefängnis. Er hatte nach seinem Geständnis nur ein halbes Jahr unbedingter Haft zu verbüßen und beantragte dafür eine Fußfessel.

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