Treffen: Bürgerinitiative gegen Wohnprojekt

In Treffen am Ossiacher See gehen derzeit die Wogen hoch: Grund ist ein geplantes Mehrparteienhaus mit 18 günstigen Wohnungen direkt hinter der Volksschule und neben dem Kinderheim. Eine Bürgerinitiative läuft gegen das Projekt an diesem Standort Sturm.

Der Gemeinderat beschloss den Verkauf eines Teils der mehr rund 8.000 Quadratmeter großen Wiese an die Genossenschaft „Meine Heimat“ mehrheitlich mit einer Stimmenthaltung. Am Dienstagabend informierte die Gemeinde die Bevölkerung über ihre Pläne. Im Ortszentrum sollen zwei Wohnhäuser mit insgesamt 18 Wohnungen entstehen. Drei der Wohnungen sollen von der Diakonie als Wohngemeinschaft für behinderte Menschen geführt werden.

Wohnbauprojekt Meine Heimat Treffen Proteste

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Im Hintergrund das Kinderheim, rechts die Volksschule. Der Streifen direkt beim Kinderheim soll frei bleiben.

Park oder Spielplatz wird gefordert

Man sollte die Gemeindewiese lieber als Spielplatz für die Kinder nutzen, kritisieren die Gegner. Es gibt bisher 300 Unterschriften gegen den Standort. Heidi Zlattinger ist die Sprecherin der Bürgerinitiative: „Der Wunsch für diese Wiese von der Bürgerinitiative wäre, dass man hier einen Park schafft, wo sich Alt und Jung treffen können.“ Weitere Kritikpunkte seien etwaige Konflikte mit den künftigen Mietern wegen Kinderlärms und vor allem die Sicherheit der Kinder am Schulweg. Die Einfahrt soll direkt an der Schule vorbeiführen.

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Heidi Zlattinger.

Der Bürgermeister versteht die Aufregung nicht. Es gebe ein Verkehrskonzept und noch genug Platz für die Kinder, sagte Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ): „Von dieser Wiese bleiben noch mehr als 3.000 Quadratmeter nach Verbauung durch die 18 Wohnungen über. Das ist mehr als genug Spielfläche für die Kinder, die außerdem zu Fuß in fünf Minuten die beiden Fußballplätze, den Tennisplatz oder den Asphaltplatz erreichen und sich bewegen können.“

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Klaus Glanznig.

Er versicherte, dass er nicht über die Bürger „drüberfahren“ werde, er verstehe die Ängste und hoffe, sie entkräften zu können. Es gebe ein neues Verkehrskonzept, um die Engstelle an der Schule zu entschärfen.

Gemeinde: Wohnungen werden dringend benötigt

Die Genossenschaft soll den Grund um 60 Euro pro Quadratmeter kaufen und kann daher eine Nettomiete von vier Euro anbieten. Diese Wohnungen werden dringend für ältere Gemeindebürger und Jungfamilien benötigt, hieß es. „Leistbares Wohnen“ sei in Treffen dringend nötig, so der Bürgermeister. Hintergrund ist der Verkauf der ESG, der ehemaligen Eisenbahnersiedlungsgesellschaft. Nun wolle man die Mieten dieser Wohnungen erhöhen oder in Eigentumswohnungen umwandeln. Dies könnten sich viele Bürger nicht leisten.

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Die beiden geplanten Häuser.

Sorge um Sicherheit der Schulkinder

Als Hauptsorge führten die Bürger Sorge um die Sicherheit der Kinder an. Laut präsentierten Plänen solle die Straße verbreitert werden, außerdem entstehe ein Gehsteig, den es hier jetzt nicht gebe. Man habe die Förderung des Landes für diese Wiese erhalten, um den Ortskern zu stärken, so der Bürgermeister bei der Präsentation. Die Bürgerinitiative schlug weitere Grundstücke für den Bau vor, denn man betonte, man sei nicht gegen leistbares Wohnen und auch nicht gegen die Inklusion behinderter Mitbürger, es gehe nur um diesen Standort. Die Gemeinde führte aus, man habe insgesamt drei Grundstücke geprüft, doch die anderen gehören nicht der Gemeinde. Eine Umwidmung sei in einem Fall außerdem nicht mit dem Bebauungsplan vereinbar.

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Der volle Kultursaal bei der Infoveranstaltung.

Gemeinderatsbeschluss aufheben?

Es wurden Stimmen laut, den Gemeinderatsbeschluss zum Verkauf an die Genossenschaft wieder aufzuheben. Eine Fraktion stellt sich nun auf die Seite der Gegner. Was würde passieren, wenn der Gemeinderat den Beschluss bei seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag tatsächlich aufhebt? Bürgermeister Glanznig sagte, dann würde man nicht mehr im Wohnbauprogramm drin sein. Man könnte 2017 erst wieder um die Förderungen ansuchen und damit 2019 erst leistbare Wohnungen anbieten. Das wurde von Gemeindreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) bestätigt. Werde der Bau verschoben oder gestoppt, stünden die Gelder nur ein Jahr lang bereit, dann werden sie anerweitig vergeben.

Bürger wollen protestieren

Für Zlattinger bleiben auch nach der Informationsveranstaltung Fragen offen: „Es sind heute viele Informationen neu gewesen, weil das Projekt bis dato in keinster Weise präsentiert worden ist. Ich muss sagen, ich bin nicht 100-prozentig überzeugt. Es sind viele Fragen beantwortet worden, viele aber auch sehr kurz und schwammig. Ich kann der Situation, so wie sie jetzt ist, noch nicht meine Zustimmung geben.“ Für die Gemeinderatssitzung am Donnerstag wurden bereits Proteste angekündigt.