„KTZ“-Konkurs: Archiv abtransportiert

Über die „Kärntner Tageszeitung“ („KTZ“) ist am Dienstag das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Laut Masseverwalter ist die finanzielle Lage prekär. Außerdem seien Unterlagen aus 70 Jahren Zeitungsarchiv abtransportiert worden. Der Eigentümer ist nach wie vor untergetaucht.

Bis Montagmitternacht hatte der untergetauchte Eigentümer Dietmar Wassermann Zeit, seine Schulden zu begleichen. Da die dreiwöchige Nachzahlungsfrist verstrich und die Zahlung nicht einlangte, wurde am Dienstagvormittag das Insolvenzverfahren eröffnet - mehr dazu in Frist für „Kärntner Tageszeitung“ läuft ab. Es wurden nicht nur die Raten nicht bezahlt, sondern auch nicht die laufenden Sozialversicherungsbeiträge - im Jänner wurde die Höhe der Außenstände mit 161.000 beziffert. 30 Mitarbeiter und Freie Mitarbeiter sind betroffen.

Monatelang keine Gehälter bekommen

Die Mitarbeiter haben seit Jahresanfang überhaupt kein Geld mehr bekommen, auch die Weihnachtsgelder vom Dezember 2013 sind noch offen. Eingebracht wurde der Konkursantrag Mitte Jänner von der Gebietskrankenkasse, die Arbeiterkammer schloss sich dem Verfahren an. Die erste Gläubigerversammlung findet am 7. April statt.

Masseverwalter: 400.000 Euro Abgang

Vom Gericht wurde Rechtsanwalt Gerhard Brandl als Masseverwalter eingesetzt. Im Gespräch mit dem ORF sagte Brandl am Dienstagnachmittag, die finanzielle Situation sei „sehr prekär“. Er habe sich einen ersten, groben Überblick verschafft, aber wenn man die Liquiditätsprognosen aus den letzten Monaten auf die Zukunft umlege, könnte man es unbefristet fortführen.

Er wolle sich nicht festlegen, ob das 14 Tage, ein Monat oder länger sein könnte. „Wir müssen fortführen, wenn wir für die Gläubiger überhaupt etwas lukrieren wollen.“ Man müsse einen Interessenten finden, der investiert oder die Zeitung übernehme, so Brandl. „Aus eigener Kraft ist das ausgeschlossen.“

Die grobe Übersicht habe ergeben, dass es im letzten Jahr immer einen Abgang von 400.000 Euro gegeben habe. Das müsse man zwar noch verifizierten, aber mit einem Abgang von 400.000 im Jahr könne man kein Unternehmen fortführen. Schuld an der prekären Lage seien auch die Medienberichte, die den Abostand reduziert hätten, so Brandl. Was das Vermögen betrifft, so rechnet Brandl noch mit einigen Auseinandersetzungen mit Eigentümer Wassermann - mehr dazu in „KTZ“-Eigentümer laut Gericht verschwunden (kaernten.ORF.at; 4.2.2014).

KTZ Gerhard Brandl Masseverwalter

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Masseverwalter Gerhard Brandl

Archiv mit Klein-Lkws abtransportiert

Man habe ihm berichtet, dass Wassermanns Sohn am Montagabend ins Büro gekommen sei, 70 Jahre Archiv in Klein-Lkws verpackt habe und damit abgefahren sei. „Das kann man nicht auf sich sitzen lassen“. Vor 14 Tagen habe Wassermanns Sohn außerdem einige Eigentumskleber einer anderen Firma auf Büromöbel und Computer geklebt. „Es geht zu wie im Wilden Westen“, sagte Brandl, der hofft, Ordnung hineinbringen zu können.

„Mitarbeiter stehen zur Zeitung“

Er werde nun Stellungnahmen zu den Vorwürfen einholen. Für eine strafrechtliche Beurteilung der Vorgänge sei er nicht zuständig, sagte Brandl. Die Mitarbeiter haben lange kein Gehalt bekommen, aber sie würden zu dieser Zeitung stehen und noch an einen Fortbestand glauben. Es habe ihn überrascht, welche Verbundenheit zu spüren sei.

Als ersten Schritt musste man das Frühwarnsystem an das Arbeitsmarktservice (AMS) einleiten. Ein korrekter Schuldner mache das selbst vor einer Insolvenz: „In diesem Fall ist nichts passiert, man hat eher den Eindruck, dass versucht wurde, im letzten Monat so viel wie möglich an sich zu raffen und verbrannte Erde zu hinterlassen,“ so Brandl.

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Chefredakteurin: „KTZ“ lebt

KTZ-Chefredakteurin Claudia Grabner zeigte sich nach einem ersten Gespräch mit Brandl gegenüber der APA etwas optimistischer. Sie geht davon aus, dass man einen Investor finden wird. Auf die Frage, wer als Investor infrage komme, meinte Grabner, sie selbst sei angesprochen worden: „Es gibt auch verschiedene Gerüchte, es ist nicht so, dass sich niemand für die ‚KTZ‘ interessiert.“

Man habe in der Vergangenheit den Abgang „massiv reduzieren können“. „Die ‚KTZ‘ lebt und wird weiter erscheinen, die Redaktion wird versuchen, weiter ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen.“ Angesprochen auf diverse Verflechtungen mit anderen „verbundenen“ Unternehmen sagte Grabner: „Wir sind jetzt alle bei der ‚KTZ‘ angestellt.“ Man bleibe auch in den derzeitigen Redaktionsräumlichkeiten.

Kreditorenverband sieht wenig Chancen

Für Arno Ruckhofer vom Alpenländischen Kreditorenverband sind die Zukunftsaussichten für die Zeitung und die Mitarbeiter nach einer ersten Einschätzung allerdings düster. Der Zeitungsbetrieb würde ja täglich Kosten verursachen, die Einnahmen seien gering. Deswegen sei eine Betriebsfortführung auch für nur einige weitere Tage schwierig, so Ruckhofer.

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Eigentümer untergetaucht

Wassermann, der über eine komplizierte Firmenkonstruktion de facto Eigentümer der „KTZ“ ist - de jure ist es sein Sohn Daniel -, wird vom Amtsgericht München gesucht. Ihm wird Mehrwertsteuerbetrug in großem Stil vorgeworfen, gemeinsam mit elf weiteren Beschuldigten soll er den deutschen Fiskus um mindestens 3,8 Millionen Euro geprellt haben.

Der 53-Jährige, der in Deutschland schon zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, bestritt stets die Vorwürfe und erklärte, er werde sich den deutschen Behörden stellen. Das tat er allerdings nicht, nun gibt es einen internationalen Haftbefehl. Auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt gegen Wassermann - und zwar wegen „diverser Vermögensdelikte“.

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