Die Philharmoniker in der Nazi-Zeit

In der Klosterruine Arnoldstein ist ab Sonntagabend eine Ausstellung über die Wiener Philharmoniker in der Nazizeit zu sehen. Neben Helmut Wobisch, dem Begründer des Carinthischen Sommers und NSDAP-Mitglied, widmet sich die Ausstellung den jüdischen Mitgliedern des Orchesters.

Zusammengestellt wurde die Dokumentation von Herbert Gantschacher, dem künstlerischen Leiter von Arbos, der Gesellschaft für Musik und Theater. Gantschacher traf Zeitgenossen und sammelte Originaldokumente. Als die Wiener Philharmoniker heuer ihr Archiv öffneten, wurden auch die NS-Verstrickungen des Trompeters Helmut Wobisch ans Licht gebracht - mehr dazu: Carinthischer Sommer und die Nazis.

Wobisch, der spätere Begründer des Carinthischen Sommers, war ein einschlägig politisch aktives Orchestermitglied, das Musikerkollegen auch denunziert haben soll. Er wurde 1945 von den Philharmonikern fristlos entlassen, sechs Jahre später aber wieder aufgenommen. 1970 gründete Helmut Wobisch den Carinthischen Sommer. Nun, über 30 Jahre nach dessen Tod im Jahr 1980, sind die Diskussionen um Wobischs` Naziverstrickung wieder entflammt - mehr dazu: Carinthischer Sommer stellt sich NS-Vergangenheit.

Karriere als Nationalsozialist und Musiker

Herbert Gantschacher stieß in Archiven in Österreich und Deutschland auf Dokumente über die Wiener Philharmoniker. Dabei fand er auch einen österreichischen und amerikanischen Akt über Wobischs NS-Vergangenheit. Dieser ermöglichte Wobischs Wiederbeschäftigung als freiberuflicher Musiker ab 1951 und liegt auch bei der Ausstellung auf. Gantschacher. „Im Rahmen der Ausstellung stellen wir Interessierten den Akt zur Verfügung, damit man sieht wie die Karriere als Nationalsozialist mit dem eines Musikers zusammengeht.“

Stichwort: Zivilcourage

Die Person Wobisch mag zwar der Anlass für gesteigertes Interesse an dem Thema in Kärnten sein, die Ausstellung enthält jedoch auch Dokumente von Wobischs`Philharmoniker-Kollegen, die sich gegen die Nationalsozialisten stellten. Lebensläufe erzählen vom Weg jüdischer Philharmoniker von der Bühne ins Konzentrationslager Theresienstadt.

Die Ausstellung ist bis 28. September geöffnet. Am Abend der Finisage wird auch Gantschachers Film „Spuren nach Theresienstadt“ gezeigt.