Pago-Schließung im Jubiläumsjahr

Der neue Eigentümer der Fruchtsaftfirma Pago, der deutsche Fruchtsaftriese Eckes-Granini, gibt den Klagenfurter Gründungsstandort von Pago mit Jahresende 2013 auf. Damit gehen im 125. Jubiläumsjahr bis zu 115 Arbeitsplätze verloren.

Den Pago-Mitarbeitern wurde die Schließung des Kärnter Standortes Montagvormittag bei einer Betriebsversammlung eröffnet. Niemand habe geahnt, dass das passieren würde, sagte Betriebsrat Walter Sereinig. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, ich muss Ihnen ehrlich sagen: Mir sind bald die Socken abgebrannt.“

walter sereinig pago top

ORF

Pago-Betriebsrat Walter Sereinig

„Sollten 125-jähriges Jubiläum feiern“

Auf die Frage, was er von dem neuen Eigentümer erwartet habe, sagte Sereinig: „Ich habe gedacht, der neue Eigentümer bringt ein wenig Volumen hierher, dass es Aufbesserungen geben würde. Dass es Veränderungen geben würde und sollte, war für mich ein klarer Fall. Aber dass der Betrieb bei uns geschlossen wird, hätte ich nie im Leben für möglich gehalten. Ein traditionelles Unternehmen wie wir. Heuer sollten wir unser 125-jähriges Jubiläum feiern. Ich weiß nicht, was man dazu sagen soll.“

Eckes-Granini: „Pago bleibt österreichische Marke“

Bisher befanden sich die Zentrale und die Produktion in Klagenfurt. „Pago wird aber weiter eine österreichische Marke bleiben“, sagte Thomas Hinderer, Vorstandsvorsitzender der Eckes-Granini-Gruppe, am Montag in Klagenfurt. Pago war erst im Dezember vergangenen Jahres vom Bierkonzern Heineken/Brau Union an Eckes-Granini aus Nieder-Olm bei Mainz verkauft worden - mehr dazu in Eckes-Granini kauft Pago (kaernten.ORF.at).

Das Produktionswerk in Klagenfurt sei seit Jahren nicht ausgelastet und arbeite nicht kostendeckend. Das Unternehmen habe seit zwölf Jahren an Umsatz verloren und zuletzt überhaupt keinen Gewinn mehr erwirtschaftet. „Pago ist ein Sanierungsfall“, sagte Hinderer: „Was wir heute im Werk in Klagenfurt kommuniziert haben, ist, dass wir das Unternehmen Pago, so wie sie es kennen, nicht erhalten können. Wir werden den Standort bis Ende des Jahres schließen, weil das Unternehmen über die letzten Jahre einen Absatzrückgang zweistelliger Natur verzeichnet hat. Pago hat im Jahr 2012 Verluste verzeichnet.“

Scharfe Reaktion der Arbeiterkammer

AK-Präsident Günther Goach kritisierte die angekündigte Pago-Schließung durch die Eckes-Granini-Gruppe: Ein „starker Konkurrent“ werde zuerst aufgekauft und dann zerschlagen, um dessen Marktanteile zu übernehmen, so Goach - mehr dazu in: Pago: AK kritisiert Eckes-Granini.

Sozialplan für Mitarbeiter

Für die bis zu 115 Mitarbeiter des Klagenfurter Standortes soll nun ein Sozialplan entworfen werden. „Als Familienunternehmen fällt uns die Entscheidung zu schließen schwer“, sagte Hinderer. Der Vertriebsstandort von Pago in Schwechat bei Wien soll zwar auch mit Eckers-Granini zusammengeführt werden, die 20 Mitarbeiter sollen jedoch bleiben, so Hinderer. Insgesamt hat Pago international 274 Mitarbeiter.

Der Firmensitz von Pago wird nach dem Abgang in Klagenfurt in die österreichische Eckes-Granini-Zentrale nach St. Florian (Bezirk Linz-Land) in Oberösterreich wandern. Von dort aus wurden schon bisher die übrigen Eckes-Granini-Marken in Österreich wie „Yo“, „Obi“ und „Hohes C“ betreut. „Die Marke Pago wird also weiterhin in Österreich zu Hause sein und auch von hier aus europaweit gesteuert“, sagte Hinderer. Die Produktion von Pago für den österreichischen Markt werden „lokale Eckes-Granini-Partner“ übernehmen. Welche das konkret sind, wollte Hinderer vorerst nicht sagen.

Pago brachte strategische Vorteile

Strategisch baute Eckes-Granini mit der Übernahme von Pago seine Marktposition in Österreich, Frankreich und Spanien aus. Zudem erhielt der Konzern dadurch Zugang zu Italien, Kroatien sowie weiteren Märkten in Südosteuropa. Auf die Frage, ob man Pago nur wegen des Namens gekauft habe, sagte Hinderer: „Wir wussten, dass Pago in einer sehr kritischen Phase ist. Pago ist kein Unternehmen, das man mit kleinen Veränderungen und Korrekturen grundlegend wieder gesund machen kann.“

Klar war, dass Pago eine grundlegende Veränderungen und Sanierung nötig habe. Die Kosten seien zu hoch, sei in den roten Zahlen. Es sei bei der Angebotslegung klar gewesen, dass man hier Rahmenbedingungen unterstellen müsse, die schmerzlich seien. Eckes-Granini beschäftigt europaweit rund 1.650 Menschen. Der Umsatz lag 2011 bei 888 Mio. Euro. Der Konzern betreibt 15 Landesgesellschaften und vertreibt seine Säfte in mehr als 70 Ländern.