Landesmuseum: keine Soforthilfe beschlossen

Die Landesregierung hat am Dienstag eine Soforthilfe in der Höhe von 600.000 Euro doch nicht beschlossen. Kulturlandesrat Wolfgang Waldner (ÖVP) zog den Antrag zurück, das Museum habe offensichtlich selbst Rücklagen von 1,6 Mio. Euro, so die Finanzabteilung.

In dem sanierungsbedürftigen Stammhaus des Museums Rudolfinum in Klagenfurt sind 2.000 bis 3.000 Depot-Objekte akut durch Schimmelbefall gefährdet. Dem Museum als Ganzes droht die Aberkennung des Museumsgütesiegels durch den Museumsbund.

Sanierung schon geplant

Das Gebäude, das im Eigentum der Landesimmobiliengesellschaft (LIG) steht, sei laut Gutachten des Joanneums in schlechtem Zustand und nicht mit ausreichender Klimatechnik ausgestattet. Waldner hatte daraufhin bekanntgegeben, 600.000 Euro aus dem Kulturreferat für Soforthilfsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Vonseiten der LIG hieß es, dass für 2013 2,5 Millionen Euro für Gebäudesanierung veranschlagt seien - mehr dazu in Schadenserhebung im Landesmuseum.

Finanzabteilung spricht von Rücklagen

Laut einem Bericht der Finanzabteilung des Landes - einer Stellungnahme zu den von Waldner vorgesehenen 600.000 Euro - verfügt das Museum selbst über 1,6 Millionen an Barvermögen. Das Rudolfinum könne diese Mittel „auch zur Bedeckung des Sanierungsaufwandes“ heranziehen, finden darin die Finanzbediensteten.

Museumsdirektor Thomas Jerger sieht das nicht so. Er habe die Stellungnahme zwar nicht bekommen und müsse sich die Situation erst genau anschauen, die angesprochenen Rücklagen stünden aber nicht für Sanierungen zur Verfügung. „Wir sind ja angehalten, für Abfertigungen und Ähnliches Rücklagen zu bilden.“ Außerdem komme es nicht infrage, das Gebäude mit Geldern des Museums zu sanieren. „Wir sind hier Mieter.“

Keine Stellungnahme gefunden

Kulturlandesrat Waldner sagte zur APA, er habe erst am Dienstag während der Regierungssitzung seinen Akt zurückbekommen, darin die Stellungnahme der Finanzabteilung jedoch nicht gefunden. Auch Finanzlandesrat Harald Dobernig (FPK) konnte ihm das Schriftstück nicht zeigen. Daraufhin habe er den Antrag auf Soforthilfe vorerst zurückgezogen. „Ich bin es gewohnt, professionell zu arbeiten“, so der ÖVP-Landesrat. Er werde den Antrag in der nächsten Sitzung erneut einbringen.

Waldner präzisierte am Dienstagnachmittag in einer Aussendung, dass das Museum dazu verpflichtet sei, Rücklagen für Personalkosten und Abfertigungen zu bilden. Auch auf dem Konto für den laufenden Betrieb des Museums befinden sich 1,13 Mio. Euro. Damit werden laut Waldner die laufenden Personalkosten, Mieten und Betriebskosten abgedeckt. Außerdem könne es nicht Aufgabe des Mieters sein, das Gebäude, in dem er eingemietet ist, zu sanieren.

In der Stellungnahme der Finanzabteilung ist außerdem die Rede davon, dass dem Museum von der LIG im Spätsommer Ausweichlager für die befallenen Objekte in den feuchten Kellerdepots angeboten worden seien. Jerger dazu: „Das stimmt. Ich werde morgen über die Annahme dieses Angebots entscheiden.“

Auslagerung aus Depot nötig

Die Auslagerung von Exponaten aus dem desolaten Depot ist übrigens ein Thema, das schon Jergers Vorgänger Erich Wappis beschäftigte, im Frühjahr 2011 war ein Ersatzdepot gefunden, das Angebot wurde vom Museum letztlich aber nie in Anspruch genommen.

Grüne: Kritik an Dobernig

Die Grünen kritisierten in einer Aussendung am Dienstag, dass Ex-Kulturreferent Harald Dobernig (FPK) an der „Radio-Kärnten-Streitkultur“ zum Thema Landesmuseum nicht teilgenommen habe. Das Landesmuseum sei laut Frank Frey der wichtigste Ort, wenn es um die Geschichte unseres Landes gehe. Es sei das Gedächtnis Kärntens, mit dem in den letzten Jahren und Jahrzehnten offensichtlich schweres Schindluder getrieben wurde. Politisch verantwortlich dafür seien Ex-Kulturreferent Dobernig und seine Vorgänger, die sich anscheinend in keinster Weise um den Zustand des Museums gekümmert hätten, so Frey. „Dass dies nicht geschehen ist, ist ein klares politisches Versagen aller bisherigen Kulturreferenten.“

FPK: Museum hätte sich kümmern müssen

FPK-Klubobmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung, nachdem am Dienstag eine Stellungnahme des Leiters der Finanzabteilung, Dr. Felsner, zu einem Regierungssitzungsakt von Landesrat Waldner ergeben habe, dass das Kärntner Landesmuseum zum heutigen Stichtag über ein Kontoguthaben von rd. 1,6 Mio. Euro verfüge, sowie zusätzlich Ende 2011 noch Rücklagen von über 1,1 Mio. Euro hatte, hätte das Landesmuseum längst Sofortmaßnahmen gegen den Schimmelbefall an Sammlungsbeständen ergreifen können und müssen.

Wie könne es sein, dass im Landesmuseum Guthaben in Millionenhöhe gehortet werden, anstatt diese Mittel für die dringendsten Sofortmaßnahmen einzusetzen und die Schimmelkontaminierung in Griff zu bekommen, frage Darmann. Entweder wusste Waldner nichts vom Guthaben, oder es sei ihm von Direktor Jerger verschwiegen worden, so Darmann. Beides erscheine ihm bedenklich.

Links: