Dobernig: Dörfler entschuldigt sich

Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) hat sich am Montag für die Aussagen von Harald Dobernig (FPK) gegen die Volksgruppe entschuldigt und sich davon distanziert. Der verbale Ausritt führte außerdem zum Schlagabtausch zwischen FPK und dem slowenischen Botschafter in Wien.

Dobernig hatte den Kärntner Slowenen bei einem Fest des Kärntner Abwehrlkämpferbundes laut der „Kleinen Zeitung“ abgesprochen, „echte Kärntner“ zu sein und die Ortstafellösung als „Einstiegsdroge“ bezeichnet. Vertreter von SPÖ, ÖVP, Grünen, BZÖ und den Slowenen-Vertretern übten daraufhin scharfe Kritik - zum Teil inklusive Rücktrittsaufforderungen und dem Ruf nach Neuwahlen.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler äußerte sich zuerst nicht dazu, ließ am Montag aber wissen: er teile diese Meinung nicht und stehe für ein Miteinander. Er habe sich am Sonntag nicht geäußert, weil ohnehin ein Pressegespräch anberaumt gewesen war, so Dörfler bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung.

Landeshauptmann: „Meine Position ist eine andere“

Konkret sagte Dörfler zu Dobernigs Äußerungen: „Diese Aussagen haben nicht meine Unterstützung. Meine Position ist eine andere. Die Ortstafellösung ist keine ‚Einstiegsdroge‘, sondern signalisiert die Mitte der Brücke. Ich möchte mich bei der Volksgruppe entschuldigen.“

„Stehe für Miteinander“

Er sei der Landeshauptmann und stehe für ein Miteinander. Alle, die hier leben und arbeiten und ihre Wurzeln haben, seien Kärntner, so Dörfler. „Ich entschuldige mich in aller Form, diese Aussagen sind für mich nicht zeitgemäß.“

Damit konfrontiert, dass die Haltung von FPK-Chef Kurt Scheuch eine andere sei, weil er sich hinter Dobernig stelle, sagte Dörfler, es dürfe in einer Partei mehrere Meinungen geben. Eine Partei habe eine gewisse Breite. Es gebe keinen Konflikt, die Presse solle nichts hineininterpretieren. Er habe für die Ortstafellösung gekämpft, seine Energie und Leidenschaft hineingesteckt: „Es gibt keine Minderheit, es gibt eine Volksgruppe.“ Es gebe viele gemeinsame Projekte, und die Zukunft könne nur „miteinander“ heißen, sagte Dörfler.

FPK-Kritik an Botschafter-Aussagen

Der slowenische Botschafter in Wien, Aleksander Geržina, sah sich nach Dobernigs Aussagen zu einem drastischen Vergleich veranlasst. Dobernig und seine Kampftruppe würden „das Gedankengut einer Massenbewegung, die in den 30er-Jahren erfolgreich war“ verbreiten, sagte Geržina zur „Presse“ (Montag-Ausgabe). Das wurde von Kurt Scheuch am Montag heftig zurückgewiesen, der wiederum den Rücktritt des Botschafters forderte.

Auch Dörfler kritisierte die „harten“ Aussagen des slowenischen Botschafters und wies sie zurück. Man müsse jetzt abrüsten und zurück auf die Mitte der Brücke - mehr dazu in Kritik und Rücktrittsforderungen.

Regierungsbüro für Auslandsslowenen: „Intolerant“

Kritik kam auch vom slowenischen Regierungsbüro für Auslandsslowenen in Ljubljana. Man bedaure die jüngsten „intoleranten“ Aussagen von einzelnen Kärntner Landespolitikern, die gegen die slowenische Volksgruppe in Kärnten gerichtet seien, hieß es in einer Aussendung.

Vor Slowenien-Reise: Außenminister erbost

Scharf zurückgewiesen wurden die Aussagen des FPK-Landesrates am Montag auch von Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP), der am Dienstag eine länger geplante Reise nach Slowenien antritt. Er werde dort eine entsprechende Klarstellung treffen, wenn das gewünscht werde. Das gute Verhältnis zu Slowenien werde man sich nicht „von einem Provinzpolitiker schlechtmachen“ lassen. Er arbeite daran, das Verhältnis zum Nachbarland weiter zu intensivieren. Störungen seien daher fehl am Platz, so Spindelegger in einer Aussendung.

„Über Ziel hinausgeschossen“

Dörfler räumte ein, dass es bei der Atmosphäre einer Veranstaltung vorkommen könne, dass man über das Ziel hinausschieße, und betonte, das sei auch ihm schon passiert. Auf eine Aufgeregtheit dürfe keine Überaufgeregtheit folgen. Er betonte, dass die Ortstafellösung selbst weder von Dobernig noch von Scheuch infrage gestellt worden sei. Verschiedene Standpunkt seien aber in einer Partei möglich. Nochmals entschuldigte sich Dörfler bei allen, die „sich betroffen fühlen“. Er verlangte aber nicht von Dobernig, sich seinerseits zu entschuldigen.

SPÖ enttäuscht von später Reaktion

SPÖ-Obmann Peter Kaiser zeigte sich von Dörfler „schwer enttäuscht“, da er 45 Stunden benötigt habe, um auf die Sager von Dobernig zu reagieren. Dörfler versuche zwar Überparteilichkeit zu demonstriere, letztlich bleibe jedoch nur „Scheinheiligkeit“ übrig, so Kaiser.

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