Ulrichsbergtreffen mit „Überraschung“

Am Sonntag hat auf dem Ulrichsberg das „Heimkehrertreffen“ stattgefunden, die Gedenkfeier verlief friedlich. Bei den Festreden gab es aber eine Überraschung: Obwohl im Vorfeld nach Protesten abgesagt, hielt ein Ex-Mitglied der Waffen-SS eine Rede.

Die Ulrichsberggemeinschaft (UBG) rief nach der Absage vor drei Jahren und den abgespeckten Durchführungen 2010 und 2011 - heuer wieder zum „Heimkehrertreffen“ auf dem Ulrichsberg auf. Rund 300 Teilnehmer kamen zum „Heimkehrertreffen“, sie pilgerten zur Gedenkstätte, um des Endes des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Die Veranstalter hatten mit bis zu 1.000 Besuchern gerechnet.

Neustart am Ulrichsberg

Im Jahr 2009 musste die Gedenkfeier abgesagt werden, weil ein hochrangiges Mitglied der UBG im Internet mit Nazi-Devotionalien gehandelt haben soll. 2010 fand die Feier in kleinerem Rahmen in einem Zelt beim Herzogstuhl in Maria Saal statt, 2011 im Klagenfurter Konzerthaus.

Mit fast einstündiger Verspätung begann die Veranstaltung am Sonntag, Grund dafür waren Schwierigkeiten beim Transport der Festgäste auf den Berg. Etliche der aufgestellten Sitzbänke blieben leer, beobachtet wurde die Gedenkfeier von zahlreichen Polizeibeamten. Am Rande ließen sich junge Männer blicken, die der „rechten Szene“ zuzuordnen sein dürften. Laut Polizei gab es jedoch keinerlei Zwischenfälle.

Ulrichsbergtreffen veranstaltung sonntag

APA/Eggenberger

Ex-Minister Herbert Haupt während des Gottesdienstes

Obmann sparte nicht mit Kritik

Der neue Präsident der Ulrichsberggemeinschaft, Hermann Kandussi, betonte in seiner Eröffnungsrede, die Gedenkfeier stehe unter dem Motto „Nie wieder Krieg“. Er sparte aber auch nicht an Kritik - am Fehlen des Bundesheeres, an Absagen eingeladener Landespolitiker und an den Medien.

Ulrichsbergtreffen veranstaltung sonntag

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Kandussi: „Trotz immerwährender Angriffe der Systemmedien sind wir zukunftsfähig. Weil die althergebrachten Werte, Tugend, das Völkerverbindende, das Friedensstiftende und unser Glauben zukunftsfähig sind und auch bleiben.“

Umstrittener Festredner ein „simpler Heimkehrer“

Bei den Festreden gab es dann eine Überraschung. Kandussi hatte angekündigt, dass der umstrittene geplante Festredner, Herbert Bellschan von Mildenburg, einst Freiwilliger der Waffen-SS, nach Protesten nicht sprechen werde. Im Nürnberger Prozess 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof die Waffen-SS wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur verbrecherischen Organisation. Am Sonntag stand Bellschan dann doch am Rednerpult. Man lasse sich die Festredner von niemandem vorschreiben, begründete Kandussi seinen Meinungswechsel.

Ulrichsbergtreffen veranstaltung sonntag

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Hermann Kandussi (links) und Herbert Bellschan von Mildenburg

Bellschan von Mildenburg sagte in seiner Rede, er spreche nur „als simpler Heimkehrer“: „Ein simpler Heimkehrer, der mit 17,5 Jahren als Kriegsfreiwilliger der Waffen-SS in den Krieg zog und nach vier Jahren Kriegsdienst und Gefangenschaft zu den letzten noch lebenden Altsoldaten der so genannten Erlebnisgeneration zählt.“ Bellschan betonte weiters, am Ulrichsberg stünden Kameradschaft und Versöhnung im Mittelpunkt.

Ulrichsbergertreffen; Tribuene

ORF

Kranzniederlegung Ulrichsberg, Archivfoto

Auch zwei weitere Heimkehrer hielten Ansprachen. Ein weiterer Festredner war der Obmann einer Gedenkgemeinschaft für den umstrittenen NS-Fliegerhelden Walter Nowotny. Die Veranstaltung ging am frühen Nachmittag mit Kranzniederlegungen zu Ende.

Aufregung im Vorfeld des Treffens

Auch heuer bekräftigte das Bundesheer das Uniformverbot für Teilnehmer und untersagte jegliche Unterstützungsleistungen, erstmals war dies 2009 der Fall. Die Grünen forderten am Freitag ein Verbot der Ulrichsbergfeier, Grund war die geplante Rede von Bellschan von Mildenburg. Vom ORF auf die SS-Vergangenheit des möglichen Festredners angesprochen, sagte Kandussi damals: „Was soll denn Schlechtes an der SS sein?“ Wenig später kündigte er an, dass Bellschan von Mildenburg nicht als Festredner auftreten werde.

Die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr sagte, es solle keine Veranstaltungen gefördert werden, bei denen ehemalige SS-Mitglieder auftreten. Insgesamt soll Klagenfurt für das Treffen 10.000 Euro zahlen.

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