Letzter Lesetag: Nawrat stach hervor
Nach einer kurzen Mittagspause eröffnete Translatio-Preisträger Leopold Federmair den Nachmittag des letzten Lesetages mit dem Text „Aki“. Der in Hiroshima (Japan) lebende Autor wurde von Daniela Strigl für den Klagenfurter Bewerb vorgeschlagen. Von ihren Jurykollegen bekam der Autor, der die Jury bei ihrer Kritik mehrmals fotografierte, vorwiegend Negatives zu hören.
Publikumspreis: Abstimmung bis 20.00 Uhr
Neben der Jury hat auch das Publikum die Möglichkeit, „seinen“ besten Klagenfurter Text zu küren: Die Abstimmung zum BKS Bank Publikumspreis in Höhe von 7.000 Euro erfolgt ausschließlich im Internet. Die Stimmabgabe ist ausschließlich zwischen 15.00 Uhr und 20.00 Uhr via Formular möglich.
-3sat Forumular
Viele Juroren-Fotos, aber geringe Gewinnchancen
In Federmairs „Aki“ erzählt eine Frau über eine frühere Beziehung mit einem zehn Jahre jüngeren Burschen namens Aki. Diese fiel ihr wieder ein, als sie den ehemaligen Freund zufällig in einer Bank wiedersieht und er sie nicht erkennt. Es war eine seltsame Beziehung, man traf sich nächtens am Gang, er stets nackt und mit erigiertem Penis, sie geschafft von der Arbeit im Gasthaus. Sie hörten Musik zusammen oder musizierten selbst, dazu stahlen sie gelegentlich Geld aus dem Tresor des Gastwirtes. Irgendwann fiel die Beziehung auseinander und durch das Zufallstreffen blendet sie zurück.
Hubert Winkels nannte es eine „Coming-of-age-Geschichte“, die gut gemacht sei. Meike Feßmann hielt den Text für nicht gelungen, vor allem, da die falsche Erzählperspektive gewählt worden sei. Hildegard Keller hatte sich gefragt, wozu diese Geschichte erzählt werde und wem die Figur die Geschichte erzähle. Burkhard Spinnen konstatierte, es gehe um eine traurige Existenz, es sei ein großer trauriger Text eines Mittfünfzigers über die irren Typen, die man vermisse.
Daniela Strigl, die Federmair vorgeschlagen hatte, sah die Geschichte einer „verpatzten Erlösung“, eine vergiftete Nostalgie. Paul Jandl befand, es sei die Geschichte eines „Spannungsabfalls“, die doch etwas zu wenig Dramatik vermittle.
ORF/Johannes Puch
„Wir danken Herr Federmair, der mit ein paar Fotos der Jury nachhause geht“. Mit diesen Worten verabschiedet, schien die Moderatorin nach der Diskussion Leopold Federmair wenig Chancen auf den Ingeborg Bachmann-Preis einzuräumen.
Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Leopold Federmair.
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Feimer: „Abgetrennt“
Mit Isabella Feimers Text war das Ende der TDDL 2012 auch schon wieder angebrochen: Eingeladen von Neo-Jurorin Corina Caduff, konnte auch dieser letzte Text dieses Tages die Jury wie der vorangegangene nicht überzeugen. Die dritte Österreicherin ernete viel Kritik für „Abgetrennt“.
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Feimer erzählt darin die Erinnerung an eine Beziehung. Dazu mengt die Autorin Kindheitserinnerungen beider in ihren Text. Die Frau beschreibt ihren - offenbar sehr dominanten - Partner, sehr feinfühlig, sehr liebevoll, sie kommt mit dem Alleinsein aber nicht wirklich klar. Der Partner wird zum Schatten, den sie doch nicht loswird.
„Es hätte eine sehr gute Geschichte werden können“, meinte Winkels. Das Grundmotiv der Unterworfenen sei sehr gut, die Inszenierung der Dramatik der Beziehung sei gelungen, doch das Ganze sei zu stark instrumentiert. Feßmann sah die Geschichte eines „unnötigen Abschieds“, einer neurotischen Frau. Für Corina Caduff, die Feimer nominiert hat, lebt der Text von „Arten der Abtrennung“. Keller unterstrich die konzeptuelle Klarheit des Textes, aber die Geschichte sei nicht besonders berührend. Strigl zeigte sich nicht besonders fasziniert, zudem leide sie an einer „Hühnerkopf-Abtrennungs-Allergie“ in der Literatur, wofür ihr Spinnen von Herzen dankte.
Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Isabella Feimer.
Vormittagstexte fanden wenig Anklang
Matthias Nawrat und Matthias Senkel bestritten mit ihren Texten den dritten und letzten Lesevormittag der 36. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.
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„Unternehmer“ entzweite Juroren
Matthias Nawrat, der in Biel und Bamberg lebt, ging als erster an den Start und las aus seinem Text „Unternehmer“ vor. Die Jury war über die Qualität des Textes, wie auch über dessen Ausrichtung wieder einmal ganz und gar nicht einig.
Nawrats Text erzählt von einer Familie in einer Art postapokalyptischen Zeit, die Rohstoffe aus Kühlschränken und Mikrowellen „kocht“, um ihren Traum vom eigenen Bauernhof in Neuseeland zu erfüllen - wobei bei diesem Unternehmen auch Kinderarme verloren gehen können.
Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Matthias Nawrat.
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Senkel-Text für Jury „zu intelligent“
Mit Matthias Nawrats Vornamensvetter, Matthias Senkel aus Leipzig, ging der letzte Lesevormittag in Klagenfurt zu Ende. Eine Kuranstalt für Schriftststeller mit Schreibblockade, in der sich ein gescheiterter Finanzjongleur auf der Flucht versteckt, ist in Senkels Geschichte „Aufzeichnungen aus der Kuranstalt“ der Schauplatz des Geschehens.
Der Autor wurde von Paul Jandl zum Wettlesen um den Ingeborg Bachmann-Preis eingeladen, der sich den „Spaß am Text“ auch von jenen Kollegen nicht verderben lassen wollte, die den Text „zu intelligent“ fanden.
Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Matthias Senkel.
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Am zweiten Lesetag gab es Lob für die vier angetretenen Autorinnen. Der erste und bisher einzige Verriss galt dem Mann in der Runde, Simon Froehling. Besondere Wertschätzung erfuhr der Text von Olga Martynova - mehr dazu in -Lob für Kränzler, Froehling fiel durch.
Umfassende Informationen online
Das ORF-Landesstudio Kärnten bietet während der Tage der deutschsprachigen Literatur im Internet eine umfassende Berichterstattung: Videoporträts der Autorinnen und Autoren, Lesungen und Diskussionen, Wettbewerbstexte zum Nachlesen, aktuelle Berichte und Zusammenfassungen. Alle Lesungen und Diskussionen sind nachträglich als Video abrufbar.
Der Bachmann-Preis ist heuer via App auch auf Tablets und Smartphones bequemer mitzuverfolgen. Hier finden Sie eine Anleitung dazu.