Notschlafstelle platzt aus allen Nähten

Immer mehr Jugendliche suchen regelmäßig Zuflucht in der Jugend-Notschlafstelle in Klagenfurt. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl der Hilfe suchenden Jugendlichen verdoppelt. Weil die Not-Herberge zu klein wird, wird ein neues Zuhause gesucht.

Im Jahr 2011 wurden in der Jugend-Notschlafstelle (JUNO) in Klagenfurt 1765 Nächtigungen gezählt. Die Einrichtung wird von Jugendlichen zwischen zwölf und 21 Jahren genutzt. Manche reißen nach Konflikten von zu Hause aus, die meisten kommen von Jugend-Betreuungseinrichtungen, andere aus der Psychiatrie.

Doppelt so viele Übernachtungen

Fachhochschul-Professor Hubert Höllmüller ist ehrenamtlicher Leiter der Jugend-Notschlafstelle. Er sagt, in den vergangenen Jahren hätten in der JUNO täglich durchschnittlich fünf Jugendliche übernachtet, weitere fünf seien als „Besucher“ vorbeigekommen, um das Gespräch zu suchen oder etwas zu essen. „Jetzt sind es im Schnitt zehn Nächtigungen und zusätzlich sechs Besucher pro Nacht. Wir spüren am Ende der Hilfsskala die Einsparungen im Sozialbereich.“

Bett, Mahlzeit, Beratung

Die JUNO bietet ein Bett für die Nacht, eine Dusche, Frühstück und kleine Mahlzeiten sowie Verständnis, Gespräche. Zunehmend bräuchten die Jugendlichen auch Beratung auf dem Weg zurück von der Straße ins Leben. Viele hätten zu Hause große Konflikte, oft sei Gewalt im Spiel, sagt Höllmüller. Wegen Vernachlässigung im Elternhaus hätten sie auch Schwierigkeiten, tragfähige Beziehungen aufzubauen.

Letzter Unterschlupf

Viele dieser Jugendlichen seien wegen dieser Probleme auch in Einrichtungen der Jugendwohlfahrt nicht mehr tragbar, da sie sich nicht an Regeln halten und sich an eine Gruppe anpassen könnten, sagt Höllmüller: „Sie landen dann bei uns, weil wir die letzte Stelle sind, wo sie Unterschlupf finden und wo sie immer willkommen sind.“ Die Jugend-Notschlafstelle sei eine niederschwellige Einrichtung, Jugendliche würden dort so akzeptiert, wie sie sind.

Theaterabend am 1. Juni

Zugunsten der Jugend-Notschlafstelle JUNO gibt es am 1. Juni einen Theaterabend in St. Veit an der Glan. Betreuer und Jugendliche zeigen ein Stück über die Probleme von obdachlosen Jugendlichen.

Haus mit Garten gesucht

Mittlerweile platzt die Jugend-Notschlafstelle jedoch aus allen Nähten. Daher sucht sie ein neues Zuhause, am besten ein Haus mit Garten, sagt Höllmüller. Denn Bewegung im Freien sei für Jugendliche wichtig: „Wir hätten jetzt ein solches Objekt gefunden und hoffen, dass es nicht am Finanziellen scheitert.“

Finanziert wird die Jugend-Notschlafstelle von der Stadt Klagenfurt und dem Land Kärnten. Auch Spenden seien willkommen, sagt Höllmüller: „Die Jugendlichen lernen bei uns Kochen, aber dafür müssen wir auch etwas einkaufen.“ Wichtig wären etwa Obst und Gemüse, die JUNO freue sich auch stets, wenn sie etwas geschenkt bekomme.

Ragger: Juno-Subvention 2010 um 40 Prozent erhöht

Sozialreferent Christian Ragger meldete sich in der laufenden Diskussion ebenfalls zu Wort: Die Jugendwohlfahrt gebe heuer 46 Millionen Euro aus, gerade die Juno hätte bei der Budgetausweitung profitiert, weil die Subvention im Jahr 2010 um 40 Prozent erhöht worden sei. In Kooperation mit dem Land, der Stadt und der Jugendnotschlafstelle werden bereits nach neuen Räumlichkeiten gesucht, "im Vordergrund steht jedoch, dass die Jugendlichen auf lange Sicht nicht in der Notschlafstelle versorgt werden, sondern so rasch wie möglich in geordnete Strukturen zurückgeführt werden“, so Ragger.

Links: