Karawankentunnel bekommt doch eine zweite Röhre

Der Karawankentunnel bekommt nun doch eine zweite Röhre. Durch diese soll dann der gesamte Verkehr fließen. Die bestehende Tunnelröhre würde dann zum Fluchtweg werden und könnte später, falls die Mittel vorhanden sind und Bedarf besteht, noch ausgebaut werden.

Eine EU-Richtlinie schreibt ja vor, dass bis zum Jahr 2019 Straßentunnel entweder mit einer zweiten Tunnelröhre oder einem Fluchtweg ausgestattet werden müssen. Jetzt ist eine Kompromiss-Entscheidung gefallen.

Thermoscanner erkennt kritische Situationen

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), die Asfinag und Verkehrsreferent LH Gerhard Dörfler (FPK) haben am Donnerstag die Ausbaupläne für den sechs Kilometer langen Tunnel und das große Sicherheitspaket vorgestellt.

Letzter Vorfall: Lkw-Reifen brannten

Wie gefährlich der Karawankentunnel sein kann, hat sich erst am Mittwoch gezeigt. Bei einem Lkw aus Slowenien haben im Tunnel die Reifen Feuer gefangen. Wären mehr Fahrzeuge im Tunnel unterwegs gewesen, hätte es zur Katastrophe kommen können.

In Zukunft wird ein Thermoscanner Lkw und Busse ab 7,5 Tonnen überprüfen, bevor sie in den Tunnel einfahren dürfen. Asfinag-Vorstandsdirektor Alois Schedel: „Es gibt Kameras und Sensoren, die ein dreidimensionales Bild von dem jeweiligen Fahrzeug machen. Es lässt sich erkennen wie heiß die Reifen, die Lager, der Motor oder der Auspuff sind. Und wenn eine gewisse Temperatur überschritten wird, dann gibt es Alarm und der Lkw darf nicht weiter fahren. Er muss erst abkühlen, um nach einer zweiten Kontrolle weiter fahren zu können.“

Es wird auch eine Dosieranlage geben, die nur sechs bis sieben Fahrzeuge pro Richtung gleichzeitig in den Tunnel einfahren lassen wird. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird auch die Lüftungsanlage erneuert.

Zweite Tunnelröhre kostet 235 Millionen Euro

Zur zweiten Tunnelröhre sagte Ministerin Doris Bures (SPÖ): "Das ist sehr kostenintensiv. Die zweite Röhre wird Investitionen von 235 Millionen Euro auslösen. Zielsetzung ist, dass einröhrige Tunnel bis 2019 einen Fluchtstollen haben. Die Kosten tragen Slowenien und Österreich im Verhältnis 45:55 - dem längenmäßigen Anteil am Tunnel entsprechend.

Karawankentunnel bekommt zweite Röhre

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Der Verkehr soll dann allerdings in beiden Richtungen durch die neue Röhre fließen. Erst wenn sich die Verkehrsfrequenz von derzeit 8.500 Fahrzeugen pro Tag auf 20.000 erhöht, ist es geplant, den Verkehr in beiden Röhren fließen zu lassen. Die Spitzen im Sommer liegen allerdings schon jetzt bei 30.000 Fahrzeugen pro Tag, sagte Asfinag-Vorstand Schedl.

LH Dörfler: Rechne mit Stufenmodell

LH Dörfler rechnet daher mit einem Stufenmodell: „Ich bin absolut zufrieden, weil es genau dem Memorandum entspricht, dass wir auch mit Slowenien erarbeitet und beschlossen haben. Wir haben also ein Mehrphasenmodell: Aktuell gibt es Sicherheitsinvestitionen, eine Verbesserung der Lüftung, zweite Tunnelröhre planen, bauen und in Betrieb nehmen, die alte Röhre sanieren und ich kann mir gut vorstellen, dass es im Endausbau so sein wird, dass man jahrelang einen Sommerbetrieb haben wird, mit zwei Röhren und einen Winterbetrieb mit einer Röhre, weil da die Verkehrsmenge nicht da ist.“

Allerdings, so Dörfler, könnte auch im Winterbetrieb bei Bedarf sofort die zweite Röhre in Betrieb genommen werden. Das sei ein visionäres Konzept, mit dem er sehr zufrieden sei, sagte der Landeshauptmann.

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