Sanddorn: Gelbe Pracht aus der Bassa Friulana
Sandra Gfeller ist gebürgie Schweizerin. Ihr Lebensgefährte Mattia wurde ebenfalls in der Schweiz geboren, seine Eltern kommen aus Friaul Julisch Venetien. In der Schweiz war es auch, wo sich die beiden vor 14 Jahren kennenlernten. Sie haben eine sieben Jahre alte Tochter. Sandra Gfeller war lange als Sekretärin tätig und Mattia Marangone Elektroingenieur. Vor zwei Jahren waren sich die beiden einig, dass die Zeit für eine Veränderung in ihrem Leben gekommen sei. Sie tauschten sie ihre fixen Jobs gegen Stiefel, Traktor und ein Leben im Einklang mit der Natur, denn beide wollten etwas Neues ausprobieren, erzählt Mattia Marangone.
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Früher als „Aussteuer-Beere“ bekannt
Santa Maria di Sclaunicco - in der Nähe von Udine - ist seither ihre neue Heimat. Auf den Ort, der zur Gemeinde Lestizza gehört, kamen sie nicht durch Zufall. Von hier stammen Mattia Marangones’ Eltern. Sein Vater Denis war es auch, der ihnen von der Tradition des Sanddorn-Anbaus in seiner Heimatregion erzählte. Vor allem entlang des Tagliamento-Flusses und in der Region Carnia wächst wilder Sanddorn.
Denis Marangone erinnert sich, dass nach dem Krieg viele Frauen den Sanddorn mit Gabeln von den Büschen pflückten. Die gelb-orangen Früchte wurden damals als „Aussteuer-Beeren“ bezeichnet, weil die Frauen damit Bettwäsche, Besteck und Gegenstände für den neu gegründeten Haushalt ihrer Töchter kauften.
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„Sanddorn wächst im Prinzip überall“
Die jungen Auswanderer entschieden sich dazu, auszuprobieren, ob der Sanddorn auch auf brach liegenden Feldern von Mattias Familie wächst - mit Erfolg. Der Sanddorn ist recht genügsam und braucht keine speziellen Gegebenheiten, um sich in seiner vollen Pracht entfalten zu können, sagt Mattia: „Es reicht, wenn der Boden gut durchlüftet ist und wenig Lehm enthält. Dann wächst er im Prinzip überall.“
Die Umstellung verlief großteils positiv, wenn sich die Beiden auch erst umorientieren mussten, gibt Mattia zu. Statt geregelter Arbeitszeiten arbeiten sie jetzt zwar letztendlich mehr, können sich die Zeit aber frei einteilen.
Erste Ernteerfolge werden sichtbar
Zu tun gibt es genug auf ihren Feldern. Noch bestellen Sandra und Mattia zwölf Hektar, später sollen es einmal mehr werden. Heuer lassen sich schon erste Ernteerfolge erkennen, auf die Mattia stolz ist. Aus kleinen Pflänzchen wurden innerhalb von zwei Jahren drei Meter hohe Büsche. Sie wachsen und gedeihen zu sehen sei nach wie vor fantastisch, sagt der Jung-Sanddornbauer.
In Norddeutschland, Skandinavien und Spanien wird Sanddorn sonst angebaut. Dort macht ihm auch die salzige Luft nichts aus.
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Schon Dschingis Khan stärkte Pferde mit Sanddorn
Den widerstandsfähigen Beeren werden viele positive Eigenschaften für die Gesundheit und das Wohlbefinden nachgesagt. Sie enthalten Vitamin C, Eisen und Magnesium. Eine Legende besagt, dass der Mongolenfürst Dschingis Khan vor seinen Eroberungszügen damit sich und seine Pferde gestärkt haben soll. Auch ihre Mähne soll - dank des Sanddorns - besonders glänzend gewesen sein, erzählt Mattia.
Um die wertvollen Inhaltsstoffe länger haltbar zu machen, muss die Verarbeitung des Sanddorns nach der Ernte recht schnell gehen. Die Beeren werden auf minus 25 Grad gekühlt - so lassen sie sich leichter von den Ästen lösen. Gemacht wir das mit leichten Schlägen mit einem Bambusstab - dann fallen die Beeren durch ein Sieg auf ein Förderband. Am Ende bleiben nur die sauberen Früchte heraus, erklärt Sandra Gfeller: „Sie werden die ganze Nacht über tiefgefroren. So lösen sie sich leichter von den Ästen, wenn wir sie auf unserem Sieb mit einem Bambusstock bearbeiten. Übrig bleiben die sauberen Früchte.“
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Zuckergehalt wird ständig gemessen
Um eine gleichbleibende Qualität zu garantieren wird im Labor ständig kontrolliert. Wenn Mattia hier arbeitet, benutzt er zum Beispiel ein sogenanntes “Refraktometer”, das ein bisschen an ein Fernrohr erinnert. Einige Tropfen des frisch gepressten Sanddorn-Saftes werden in eine Öffnung getropft - konzentriert schaut Mattia dann durch das Objektiv, um den Zuckergehalt der Sanddornbeeren festzustellen. „Der Zuckergehalt der Beeren liegt - je nach Reifegrad der Früchte - zwischen acht und zehn, elf Brics“, sagt Mattia.
Sendungshinweis:
Servus, Srečno, Ciao, 18. August 2018
Das ist die Maßeinheit, die angibt, wie viel Zucker in den Beeren steckt. Doch wirklich süß schmecken sie erst, wenn sie richtig reif sind: „Die frischen, jungen Beeren sind säuerlicher und herber. Je reifer sie sind wird der Geschmack der Beeren süßlicher und sie bekommen den typischen Sanddorn-Geschmack“, so der Sanddorn-Bauer.
Der Sanddorn wird von Sandra und Mattia zu vielfältigen Produkten verarbeitet, wie Marmeladen, Ölen und Tee-Aufgüssen, die die beiden regelmäßig auf Wochenmärkten in Friaul Julisch Venetien verkaufen.
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Sanddorn aus der friulanischen Tiefebene - eine gelb-orange Frucht, die es in sich hat.