Warum die Kärntner wie gewählt haben

Die Politologen Peter Filzmaier und Kathrin Stainer-Hämmerle haben diese Wahl für den ORF Kärnten analysiert. Es gab in Hinblick auf das Wahlverhalten der Kärntner deutliche Unterschiede, was Geschlecht, Alter und Beruf anbelangt.

Das Institut für Strategieanalysen hat 1.200 Kärntnerinnen und Kärntner telefonisch zu ihren Wahlmotiven befragt. Demnach gab es, was das Wahlverhalten anbelangt, eine große Kluft zwischen den Geschlechtern. Männer stimmten eher für die Freiheitlichen, Frauen eher für die SPÖ. Auch Alter und Beschäftigung spielten, was das Wahlverhalten anbelangt, eine Rolle.

Politologe zu Ergebnissen der Wahltagsbefragung

Männer und Frauen wählten laut Peter Filzmaier sehr unterschiedlich.

Große Kluft zwischen Männern und Frauen

Filzmaier zufolge hatten Männer und Frauen bei dieser Wahl deutlich ausgeprägte Präferenzen: "Männer und Frauen leben fast in einer Parallelgesellschaft oder nicht im gleichen Bundesland.“

Ergebnisse der Wahltagsbefragung

ORF.at/SORA/ISA

Hätten an diesem Wahlsonntag nur Männer gewählt, wäre die SPÖ mit 40 zu 29 Prozent zwar auch vor der FPÖ vorne gewesen, aber mit weniger Vorsprung. Bei Männern unter 45 Jahren wäre die FPÖ „womöglich Erster“ geworden, sagte Filzmaier. Wären umgekehrt nur Frauen wahlberechtigt gewesen, hätte die SPÖ die absolute Mehrheit geschafft. Die FPÖ liege hier deutlich schlechter, so Filzmaier.

Ältere wählten öfter SPÖ

Unterschiede gäbe es auch bei den „unter 30-Jährigen“ und „über 60-Jährigen“: „Hätten nur Teenager und Twens gewählt, wäre zwar auch die SPÖ vorne, aber mit einem niedrigeren Ergebnis. Bei den älteren Frauen gäbe es eine absolute Mehrheit mit souveränen 58 Prozent", so Filzmaier. Bei den jüngeren sei die FPÖ besser.

Peter Filzmaier

ORF

Viele SPÖ-Wähler bis zuletzt unentschlossen

Auch der Zeitpunkt der Wahlentscheidung sei abgefragt worden. Es habe im Vergleich zu anderen Landtagswahlen nicht überproportional viele Spätentschlossene gegeben. Rund ein Viertel sei während des Wahlkampfes noch unentschlossen gewesen, rund zehn Prozent noch in den letzten paar Tagen vor der Wahl. Gerade unter diesen seien viele SPÖ-Wähler gewesen, was die Größe des Vorsprungs der SPÖ miterkläre, so Filzmaier. Bei den über 60-Jährigen, damit auch bei den Pensionisten, sowie den Angestellten sei die SPÖ vorne. Bei den Arbeitern – von denen es aber gesellschaftlich bedingt immer weniger gäbe - sei die FPÖ vorne.

Endergebnis der Kärntner Landtagswahl

Das Ergebnis inklusive Wahlkartenprognose ergibt 47,8 % für die SPÖ und 22,8% für die FPÖ.

Stainer-Hämmerle: Eher Koalition mit ÖVP

In Hinblick auf mögliche Koalitionsvarianten sagte Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle, dass sich Peter Kaiser schon während des Wahlkampfes recht deutlich geäußert habe. Vor allem der Bereich Gesundheitspolitik werde sich in den Koalitionsverhandlungen als zentral erweisen. Die ÖVP hatte hier zum Beispiel Einsparungen von 140 Millionen Euro gefordert. Die Frage sei, ob eher Christian Benger von der ÖVP oder Gernot Darmann von der FPÖ bereit sein werde, von Forderungen abzugehen, so Stainer-Hämmerle - Kaiser habe jedenfalls die „freie Wahl“.

Analyse von Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle

An Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) führe kein Weg vorbei. Das Aus für die Grünen schwäche die Opposition im Landtag.

Wahrscheinlicher als Koalitionspartner sei, so Stainer-Hämmerle, eher die ÖVP als die FPÖ, „weil es der größere Wunsch der SPÖ-Wählerinnen und Wähler“ sei und auch die Gefahr einer „innerparteilichen Spaltung“ mit diesem Partner geringer sei.

40 Prozent der Arbeiter wählten FPÖ

Laut dem Institut SORA wählten 40 Prozent der Arbeiter die Freiheitlichen. Frauen wählten zu 56 Prozent die SPÖ, bei den Pensionisten kam diese laut SORA auf 61 Prozent. Klar die Nase vorne hatte die Sozialdemokratie auch bei höher gebildeten Wählern. Die Hälfte der Frauen und Männer mit hoher Bildung wählten laut SORA SPÖ, die FPÖ kam hier nur auf acht bzw. 14 Prozent, die ÖVP auf 13 und 22 Prozent. Besonders viele Wähler (30 Prozent) hatte die ÖVP unter Menschen mit Mittelschulabschluss.

Ergebnisse der Wahltagsbefragung

ORF.at/SORA/ISA

Team-Kärnten-Spitzenkandidat Gerhard Köfer wiederum punktete laut SORA mit 14 Prozent besonders bei Arbeitern und Männern mit niedriger Bildung (neun Prozent). Die Grünen hatten in dieser Auswertung anteilsmäßig die meisten Stimmen von Frauen mit hoher Bildung (13 Prozent) und Menschen mit Uniabschluss (zwölf Prozent). NEOS konnte in keiner Gruppe außergewöhnlich gut punkten. Seine Werte lagen durchgehend zwischen null und fünf Prozent.

Links: