Wenn die Nieren versagen

Nierenerkrankungen verlaufen meist unerkannt, bis es zu spät sein kann. Ein Blut- und Harntest kann vor allem für Risikopatienten Aufklärung bringen. In Kärnten bietet eine Selbsthilfegruppe seit 40 Jahren Hilfe für Betroffene.

Nierenerkrankungen verlaufen fast immer schmerzarm oder schmerzfrei, die Dunkelziffer der Erkrankungen dürfte deswegen sehr hoch sein. In Kärnten wissen nur etwa 800 Menschen, dass ihre Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Aufklärung bringt nur ein Blut- oder Harntest.

Die Ursachen für Nierenerkrankungen seien vielfältig, sagt Primarärztin und Nierenspezialistin Sabine Horn vom Landeskrankenhaus in Villach. Bei einem Drittel der Fälle wurde die Nierenerkrankung durch die Zuckerkrankheit ausgelöst, zu rund einem Viertel sind Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen Auslöser. Zur Untersuchung sollten auch Menschen, in deren Familie es bereits Nierenerkrankungen gab. Auch bei unerklärbarer Gewichtszunahme oder Ödemen sollte man den Nierenwert testen lassen.

Ein „fast normales Leben“ nach der Transplantation

Die Behandlung der Nierenerkrankung richtet sich natürlich nach der Ursache. Früherkennung sei wichtig, um Nierenkrankheiten noch ausreichend behandeln zu können, sagt Nierenexpertin Sabine Horn. Ansonsten helfen nur mehr Dialyse oder Transplantationen. 330 Kärntner müssen regelmäßig zur Dialyse, im Volksmund Blutwäsche genannt. Wenn die Nierenfunktion ein gewisses Maß unterschritten habe, dann sei ein Ersatzorgan anzuraten, so Horn.

Nieren Selbsthilfegruppe Jubiläum

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Die Betroffene Doris Trinkl lebt mit Spenderniere

380 Kärntner haben bereits eine Spenderniere von Verwandten oder von Leichen erhalten. Die 51-jährige Doris Trinkl aus Grafenstein ist eine von ihnen. Seit ihrer Jugend hat sie Nierenprobleme, vor neun Jahren bekam sie von ihrer Schwester eine Niere gespendet, ein Glücksfall für Nierenkranke. Nach der Transplantation führe sie ein „fast normales Leben“: „Man muss keine Diät halten, kann Sport betreiben und reisen. Aber natürlich muss man immer Medikamente nehmen.“

Waste: Es gibt ein Leben nach der Diagnose

Seit 40 Jahren kümmert sich die Selbsthilfegruppe „Niere Kärnten“ um Betroffene, bietet Lebenshilfe, informiert und schafft Bewusstsein für das Thema. Gegründet wurde der Verein im September 1977 von Horst Schuller, Obmann ist heute Gernot Waste. Am Sonntag veranstaltete die Selbsthilfegruppe in Casineum Velden ein Symposium zum Thema.

Die Diagnose trifft viele Betroffene schwer. Ihnen Mut zuzusprechen, das sei Hauptaufgabe des Vereins, sagt Waste: „Wir sprechen den neuen Patienten Mut zu, zeigen ihnen, dass es auch ein Leben nach der Diagnose gibt.“ Außerdem veranstaltet die Gruppe Ausflüge und Feste, um die Patienten von ihrem Schicksal abzulenken. Mit der medizinischen Versorgungssituation in Kärnten ist Waste zufrieden, die Selbsthilfegruppe wünscht sich aber einen Ausbau der Prävention und Früherkennung.

Was man selbst für die Nieren tun kann

Über ein neues Vorsorgeprogramm, das Kärnten als drittes Bundesland in Österreich einführte, sollen Risikopatienten frühzeitig untersucht werden. Auch die eigene Vorbeugung sei wichtig, sagt Primarärztin Sabine Horn. Gesund für die Nieren ist: ausreichend zu trinken, das Normalgewicht zu halten, ein gut eingestellter Blutdruck und der Verzicht auf Zigaretten.

Vorsicht bei Medikamenten

Schnell in Eigenregie ein Mittelchen gegen jedes Wehwehchen einzunehmen, davon hält die Primarärztin gar nichts. Denn unsachgemäße Medikamenteneinnahme könne ein hohes Risiko für die Nieren sein. Medikamente sollten nur nach ärztlicher Verschreibung und nur in der verschriebenen Dosis genommen werden, rät die Ärztin.

Spezialambulanzen für Nierenkrankheiten gibt es in den kabeg-Spitälern in Klagenfurt, Villach und Wolfsberg sowie im Krankenhaus Spittal an der Drau.

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