Koralm: Klagenfurt will zweite Trasse

2004 hat die Klagenfurter Stadtpolitik beschlossen, dass die Koralmbahn nur durch die Stadt führen darf, wenn die Trasse untertunnelt wird. Zwölf Jahre später ist davon nicht mehr die Rede, aber man stellt sich eine zweite Trasse für den Güterverkehr vor.

Klagenfurts Stadtparteien wollten 2004 mit dem damals einstimmig gefällten Dringlichkeitsantrag vor allem eines demonstrieren: Einigkeit gegenüber der Hochleistungsstraßen AG. Parteiübergreifend hieß es unter ÖVP-Bürgermeister Harald Scheucher, eine Hochleistungstrasse quer durch Klagenfurt käme nur als Untertunnelungsvariante in Frage, Lärmschutzmaßnahmen allein seien nicht ausreichend.

Die jetzige SPÖ-Bürgermeisterin, Maria Luise Mathiaschitz, sagte dazu, wenn ihr einer sage, man untertunnle Klagenfurt, sei sie die Letzte, die dagegen sei. Man müsse das aber realistisch sehen und eine Lösung finden, die die Bevölkerung schützt. Es bringe nichts, wenn die Stadt Forderungen stelle, die nicht umsetzbar seien.

Trennung von Güter- und Personenverkehr

Realitätsfern sei eine Untertunnelung quer durch die Stadt heute nicht mehr nur wegen des vermuteten Grundwassersees unterhalb von Klagenfurt. Die Landeshauptstadt bekam im Laufe der Jahre auch einige Bahnunterführungen, eine Untertunnelung sei damit gar nicht mehr möglich, so die Bürgermeisterin. Wobei sich die Frage stellt, warum einmal gefällte Beschlüsse durch verkehrspolitische Maßnahmen konterkariert werden.

Alternativ hält Mathiaschitz eine Trennung des Personen- und Güterverkehrs für möglich. Und diese neue Gütertrasse solle sehr wohl untertunnelt werden. Das sei eine neue Variante aus der Planungssackgasse, so Mathiaschitz. Sie erhoffe sich einen Schulterschluss von Ministerium und Land sowie der Wörtherseegemeinden in dieser Frage.

2023 soll die Koralmbahn in Betrieb gehen. Für eine eigene Güterverkehrstrasse - wo auch immer diese dann verlaufen könnte - sei es noch nicht zu spät, so Mathiaschitz. Das Verkehrsaufkommen auf der Schiene werde nämlich nicht sofort ansteigen. Das sieht auch das Verkehrsministerium so.

ÖBB setzen auf Lärmschutz

Bei den ÖBB winkt man zum Thema alternativer Gütertrasse aber ab und setzt lieber auf Lärmschutz. ÖBB-Pressesprecher Christoph Posch sagte, er gebe zu, die Güterzüge sorgten für Lärm, aber das Ziel sei es, die Verbindung von Rad und Schiene leiser zu machen.

Laut Verkehrsministerium sind derzeit auf der Südstrecke 200 Züge pro Tag unterwegs, darunter 80 Güterzüge. Nach der Fertigstellung der Koralmbahn soll der Zugsverkehr mittelfristig auf 250 Züge ansteigen, die Obergrenze liege bei 300 Zügen in den nächsten 30 Jahren. Die erwartbare Zunahme werde aber hauptsächlich im Personenbereich erfolgen. Das Lärmaufkommen sei natürlich bei dem in der Nacht verkehrenden Güterverkehr höher, die technischen Möglichkeiten in Sachen Lärmschutz würden aber stetig verbessert.

Wörthersee-Gemeinden fordern Lärmschutz

Der Lärmschutz für die Koralmbahn ist auch für den Tourismus und die Politik der Wörthersee-Gemeinden von großem Interesse. In Krumpendorf, Villach, Velden und Techelsberg wurden bereits Resolutionen zum Schutz gegen Bahnlärm beschlossen. Gegründet wurde auch die überparteiliche Initiative „Stopp dem Bahnlärm am Wörthersee“, sie will gemeinsam mit Gemeindepolitik und Bürgern Lärmschutzmaßnahmen entlang der Koralmbahn erreichen.

WKO für Güterumleitung

Die Wirtschaftskammer sprach sich am Montag in einer Aussendung ebenfalls für eine neue Trasse unter dem Sattnitzrücken nach Villach aus, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Damit würde man die Anrainer entlasten. Der Protest der Tourismusbetriebe am Nordufer des Wörthersees werde laut Kammerpräsident Jürgen Mandl nicht ohne Grund lauter: Waren es 2012 täglich 160 Züge, sollen in zehn Jahren, nach Fertigstellung des Koralmtunnels, des Semmeringbasistunnels, 290 Züge täglich auf der Baltisch-Adriatischen Achse zwischen Mittelmeer und Ostsee verkehren.

FPÖ: Lärmschutzmaßnahmen einfordern

In einer Aussendung sagte FPÖ-Vizebürgermeister Christian Scheider, Mathiaschitz sei seit 2003 im Stadtsenat und seit 2009 Planungsreferentin. Sie habe sich an die Beschlusslage zu halten oder einen Antrag zu stellen, um eine neue Beschlusslage herbeizuführen.

Die Bürger-Allianz Klagenfurt forderte am Montag anlässlich der Diskussion um die Koralmbahn erneut eine Datenbank für im Gemeinderat eingebrachte Anträge. „Damit soll künftig vermieden werden, dass Anträge vergessen oder doppelt gestellt werden“, so Gemeinderat Klaus Kotschnig: „Hätten wir diese, wäre der Koralm-Antrag aus dem Jahr 2004 ständig unter ‚Einstimmig beschlossen und in Arbeit‘ auf der Datenbank zu sehen gewesen.“

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