Buchtipp: „Friaul für alle Jahreszeiten“

In Sequals (Provinz Pordenone) hat einmal der erste Boxweltmeister Italiens gewohnt. Seine Villa ist eines jener Kleinode, die Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac in ihrem aktuellen Buch „Friaul für alle Jahreszeiten“ vorstellen.

Gemeinsam auf Erkundungstour zu gehen ist die Leidenschaft der beiden pensionierten Journalisten. Friaul Julisch Venetien ist seit einigen Jahren ihre Wahlheimat.

Journalistenehepaar in Friaul

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Einmal Journalist, immer Journalist

Zu entdecken gibt es nach wie vor Einiges, sagt Autor Franz Hlavac: „Vorher recherchieren wird beide gemeinsam. Dann fahren wir dorthin und an Ort und Stelle machen wir es eben so, wie wir es früher im Journalismus gelernt haben: Man spricht mit den Leuten. Dann kommt man auf die besten Ideen.“

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Alle Tipps wurden zuvor selbst ausprobiert

„Friaul für alle Jahreszeiten“ beinhaltet Tipps für alle Wetterlagen und Interessengebiete - jeden einzelnen davon haben Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac selbst „ausprobiert“, unterstreicht die gebürtige Kärntnerin: „Ein wichtiger Punkt für uns war, auch das Westfriaul zu zeigen - also die Provinz Pordenone im Speziellen, zu der Gegenden wie Sequals, Pordenone und Sacile dazugehören. Was uns bei unseren Büchern wichtig ist: Immer Dinge zu zeigen, die man nicht oder wenig kennt.“

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Villa Carnera: Rückzugsort einer Boxlegende

Die Villa Carnera ist einer dieser „Geheimtipps“. Erbauen ließ sie Primo Carnera, der 1933 - als erster Italiener - in Amerika den Weltmeistertitel im Schwergewicht gewann. Sie gilt als Musterbeispiel der Architektur der 1930er Jahre und war für damalige Verhältnisse äußerst luxuriös angelegt.

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Immerhin verfügte sie über eine Etagenheizung, ein eigenes Badezimmer im Haus und auch ein begehbarer Kleiderschrank - nach amerikanischem Vorbild - sorgte für zusätzlichen Komfort. Der Hausherr ließ sich auch eine eigene Trainingshalle erbauen, wo noch heute - neben zahlreichen Fotografien und Originalgegenständen - auch der Ring, in dem er trainierte, zu sehen ist.

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Gefeierter Boxheld wurde bald fallengelassen

Francesco Serra ist Kulturreferent von Sequals. Ihm zufolge lebte Primo Carnera zu einer Zeit, in der man sich an die Mächtigen „anpassen“ musste: „Nach seinem Sieg wurde Carnera als Sinnbild eines erfolgreichen Italieners gefeiert. Als er den Titel verlor, wurde er für das Regime uninteressant.“ Negativ fiel auch auf, dass seine Frau aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte. Ihr wurde nahegelegt, ihren slawischen Mädchennamen italianisieren zu lassen.

Sendungshinweis:

Servus, Srečno, Ciao, 3.11.2018

Vom Ring auf die Leinwand

Nach seinem Karriereende als Boxer versuchte sich Primo Carnera als Schauspieler. Nicht zuletzt wegen seiner stolzen Köpergröße von 2,05 Meter und Schuhgröße 52 sorgte er in vielen Filmen für Aufsehen.

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Rückkehr nach Italien kurz vor dem Tod

Halt gab ihm immer seine Familie, erinnert sich Enrico Odorico, der Bürgermeister von Sequals. Er kannte Primo Carnera persönlich: „Die Familie war es auch, die ihm immer nahe stand, auch in schweren Zeiten. Er war auch immer mit seinem Heimatort verbunden. Er ließ die Villa erbauen und kehrte nach Jahren im Ausland kurz vor seinem Tod zurück nach Sequals.“ Er war min Ort äußerst beliebt. Tausende erwiesen ihm beim Trauerzug die letzte Ehre.

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Führungen auf Italienisch und Englisch

Die Villa Carnera ist heute im Besitz der Gemeinde und wird von Freiwilligen in Schuss gehalten. Sie lädt dazu ein, mehr über das Leben der Box-Legende zu erfahren. Nach Voranmeldung werden auch Führungen auf Italienisch und Englisch angeboten.