Die „Höhle der Feen“ in Vilenica
Die gebürtige Römerin Federica Papi ist fasziniert von den Naturphänomenen des Karstes und ließ sich hier schon während ihres Studiums nieder. Sein rötliches Farbspiel verdankt das Gestein dem eisenhaltigen Boden. Reste davon gelangen durch Niederschläge bis in die Grotte und verleihen ihr ihre einzigartige Atmosphäre.
ORF
ORF
Für die Wissenschaft sind auch die Gesteinsbewohner von Interesse. Sie zu erforschen, ist eine der Aufgaben von Federica Papi und ihrer Kollegen. Die Grotte von Vilenica gilt als eine der ältesten touristisch genutzten Grotten Europas: „Die ersten Besucher kamen schon im 17. Jahrhundert hierher. Die Höhle war damals mit mehr als tausend Fackeln beleuchtet. Später wurden sie durch Petroliumlampen ersetzt.“
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao; 31.12.2016
Später sei das Straßennetz ausgebaut worden, die Hauptstraße von Triest nach Wien führte nicht mehr hier vorbei. Als die Adelsberger Grotte eröffnet wurde, kamen immer weniger Touristen in die Gegend hier, so Papi. Vor etwa 50 Jahren wurde die Grotte von Freiwilligen wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und instand gesetzt. Sie zu erkunden ist nicht schwierig, man braucht nur geeignete Schuhe. Eineinhalb Stunden dauert die geführte Besichtigung. 1.060 Stufen führen die Besucher durch die Höhlenlandschaft. Ziel ist die letzte „Kammer“, 72 Meter unter der Oberfläche. Dort befindet sich der auch höchste Stalagmit der Höhle. Über 30 Meter ragt er vom Boden aus in die Höhe.
ORF
Orte der Kraft in der Grotte
Eine Legende besagt, dass die Höhle von den Feen von Vilenica bewohnt wird, so Papi: „Das alles geht auf ein physikalisches Phänomen zurück. Im Winter ist es ja außerhalb der Grotte recht kalt. Im Inneren der Grotte ist die Temperatur das ganze Jahr über relativ konstant, sie liegt über der Außentemperatur.“
Die wärmere Luft aus der Grotte steige naturgemäß auf und treffe im Eingangsbereich der Grotte auf die feuchte Luft von draußen. So entstehe eine Art Wolke. Wenn diese vom Wind, der Bora auf Italienisch oder Buria auf Slowenisch, aufgemischt wird, geraten die Luftmassen in Bewegung und es scheint fast so, als würden hier Feen herumtänzeln. Am Grottenausgang soll sich ein besonderer Energieplatz befinden.
Traditionelle Krautsuppe
Die nächste Station im Karst ist der Bauernhof der Familie File aus Slevjle. Sie zeigt eines jener Gerichte, die jetzt zur Winterzeit hier im slowenischen Teil gerne gegessen werden, die traditionelle Krautsuppe „Jota“. Sonja Jelušič: „Kartoffeln, Kraut und Bohnen brauchen wir zu gleichen Teilen. Man zerstampft die Kartoffeln und die Bohnen gibt das Kraut dazu. Dann zerlässt man Speck in etwas Öl und gibt Knoblauch für den Geschmack hinzu. Alles zusammen muss dann mehrere Stunden lang garen.“
ORF
Je länger die Jota vor sich hinköchelt, desto besser wird sie, sagt Sonja. Am besten schmeckt sie sogar, wenn sie am Vortag zubereitet wurde. Dazu passt ein Stamperl „Brinjevec“, ein Wacholderschnaps typisch für die Karst-Region, dem wegen der darin enthaltenen ätherischen Öle eine heilsame Wirkung nachgesagt wird.
Eigene Schnapsproduktion
Franc brennt in vierter Generation Schnaps aus heimischem Obst. Er wird aus Zwetschken wird Slivovic gewonnen, auch Äpfel und Johannesbrot verarbeitet er. Seine Hausbrände wurden schon mit vielen Preisen ausgezeichnet. Vor hundert Jahren galt der Wacholder aus dem Karst als eine Besonderheit, der nach Triest und sogar bis nach Wien verkauft wurde. Für die Bauernfamilien ein willkommenes Nebeneinkommen. Für seinen Brinjevec schwört Franc auf die alte Rezeptur seiner Familie.
ORF
ORF
Fünf Jahre warten auf den Schnaps
Von allem Beiwerk befreit werden die Wacholderbeeren zuerst getrocknet und zerkleinert bzw. gepresst - das ist entscheidend für das spätere Aroma. Dann kommen auf einen Kilogramm Wacholderbeeren zwei Liter Wasser. Mit Hefe kommt es zum Gärungsprozess. Drei Wochen lang muss die Maische zugedeckt rasten, sagt Franc. Ab und so wird sie umgerührt, bis es zum eigentlichen Brennvorgang kommt.
Franc Jelušič: „Der Wacholder blüht im ersten Jahr, im zweiten Jahr ist er grün, im dritten Jahr können wir die Beeren ernten. Nach dem Brennen im vierten Jahr muss er ein Jahr reifen. Es braucht also fünf Jahre, bis man den Brinjevec tatsächlich trinken kann.“ Wie die Krautsuppe passt er zu einem typisch slowenischen Winterabendessen.