Durch das Rosandratal bis nach Muggia

Die letzte Etappe des Alpe-Adria-Trails, des Weitwanderweges vom Großglockner bis ans Meer, führt durch das wildromantische Rosandratal bis nach Muggia.

Von Draga Sant’Elia aus nehmen Mario und Valentina die Wanderung auf Etappe 37 auf. Auch wenn Tage mit dichtem Nebel eher selten sind - die Vegetation im Karst lädt bei jedem Wetter ein zum Erkunden, Verweilen und Energie tanken. Typisch ist der „sommacco“, der sich in der kalten Jahreszeit in feurigen Rottönen färbt.

Auf der ehemaligen Bahnstrecke der „Parenzana“, oberhalb des Val Rosandra, tummeln sich im Frühjahr und Sommer zahlreiche Freizeitsportler. Im Spätherbst, ist es ruhiger geworden. Was aber auch seinen Reiz hat, findet Mario: „Das hier war früher einmal eine wichtige Eisenbahnstrecke, die Triest mit Ljubljana und dem Zentrum der österreichisch-ungarischen Monarchie verband. Es ist schön, sich auf diesem geschichtsträchtigen Streckenabschnitt zu verlieren - und sich vorzustellen, wie hier früher die Dampflokomotiven langsam die Steigungen hinauffuhren, um die Leute von einer Stadt zur anderen zu bringen.“

AAT 13 Muggia Rosandra Tal

ORF/Iris Hofmeister

Zahlreiche alte Eisenbahntunnel entlang der mittlerweile aufgelassenen „Parenzana“-Bahnstrecke sind noch erhalten

Wasserfälle und Höhlen im Karstgestein

Der Streckenabschnitt sei für jeden geeignet, der einigermaßen in Form ist, so der Sportler: „Das Besondere ist, dass man von hier aus - bei Schönwetter - die Adria und den Golf von Triest sehen kann. Das gibt einem Energie, weiterzugehen“, sagt Mario Fabretto.

Sendungshinweis:

SSC, 26.11.2016

Die Gegend ist auch etwas Besonderes, weil es auf der Plattform aus Kalkgestein, keine Oberflächengewässer gibt. Das gesamte Wasser fließt unterirdisch - außer im Val Rosandra. Da kommt der Torrente Rosandra, ein Wildbach, zum Vorschein. Er schwillt an zu wunderschönen Wasserfällen in einer felsigen Umgebung. Es gibt im Karstgestein auch einige Höhlen. „Wenn man hier, entlang des Alpe-Adria-Trail, vorbeikommt, laden sie einen fast dazu ein, hineinzugehen, um sie von innen zu erkunden“, so der Wanderer, den es immer wieder in diese Gegend zieht.

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Bora verleiht Oliven besonderen Geschmack

Im Rosandratal gedeihen auch Oliven. Die Bora macht die hier verbreitete Sorte „Bianchera“ besonders widerstandsfähig und verleiht ihr einen besonderen Geschmack.

Die Bauern aus der Gegend erzeugen daraus Olivenöl. So wie Elena Parovel in San Dorligo della Valle - Dolina. Sie führt in ihrem Betrieb regelmäßig Verkostungen durch. Dabei dürfe man sich nicht von der Farbe leiten lassen: „Die Farbe des Öls sagt nichts über dessen Qualität aus.“

Die heurige Ernte sei mittelprächtig ausgefallen: „Sonst gibt es üblicherweise ein Jahr besonders viele Oliven und im Jahr darauf eher weniger. Heuer liegen wir genau dazwischen. Die Öl-Fliege hat auch heuer das ihre dazu beigetragen, aber wir haben dieses Problem gut im Griff.“

Olivenöl Parovel

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Privatmuseum mit Erinnerungen an die Monarchie

In dem kleinen Ort Dolina können Wanderer in einem kleinen Museum auch eine Reise zurück die Zeit der k&k-Monarchie unternehmen.

Marcus Manin hat zahlreiche Erinnerungsstücke aus seiner Familiengeschichte zusammengetragen, die er Interessierten zugänglich macht, darunter Fotografien, Uniformen und Originaldokumente. Zu den besonderen „Schätzen“ der Schau zählen eine Madonna aus dem 13. Jahrhundert, sowie ein Buch aus dem 17. Jahrhundert. Es trägt den Titel „Die Ehre des Herzog von Krain“ und wurde von dem Schriftsteller und Wissenschaftler Johann Weichard von Valvasor.

Auch zahlreiche Medaillen, Dienstabzeichen und Ausrüstungsgegenstände, wie Offizierssäbel, von Josef Ritter Pangarc-Pongratz sind hier zu sehen. „Die Sammlung umfasst auch eine kleine Bibliothek mit uralten Schriften in Ungarisch, Slowenisch, Italienisch, Französisch und Deutsch - die Familie von Josef Ritter Pangarc - Pongratz sprach all diese Sprachen fließend“, so der Kurator der kleinen Ausstellung, die nach Voranmeldung zu besichtigen ist. Führungen werden gerne auch in deutscher Sprache von Marcus Manin abgehalten.

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Kameramann Harald Haimburger hält die Führung durch das Privatmuseum in Dolina bildhaft fest

Biotop und historische Ausgrabungen

Die Wanderung entlang des Alpe-Adria-Trails führt Mario und Valentina vorbei am Biotop der „Laghetti delle Noghere“, das bis vor einigen Jahren noch Teil des Industriegebietes in der Peripherie von Muggia war. Es wurde dann sozusagen der Natur „zurückgegeben“. Weiter geht es bis zur Ausgrabungsstätte „Castelliere di Elleri“, eine Siedlung aus prähistorischer Zeit. In der Römer-Zeit erfüllte es einen religiösen Zweck. Erst kürzlich wurde die Siedlung wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Mandracchio Muggia

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Mandracchio in Muggia

Innenstadt erinnert an Venedig

Auch in Muggia Vecchia befindet sich eine uralte Siedlung aus dem 9. Jahrhundert nach Christi, die bis zum 16. Jahrhundert bewohnt wurde. Eine romanische Basilika aus dem 14. Jahrhundert befindet sich ebenfalls dort.

Muggia von oben betrachten kann man von Santa Barbara aus, von wo aus es dann ins Stadtzentrum geht, wo in den engen Gässlein der venezianische Einfluss zu spüren ist.

Laura Marzi, die Bürgermeisterin von Muggia, sagt, typisch sei der „Mandracchio“, der Innenhafen, der direkt im historischen Kern der Stadt liegt. Am Hauptplatz befindet sich der Dom der Apostel Johannes und Paulus, der auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. "Das Rathaus wurde im 15. Jahrhundert errichtet und während des Faschismus, im Jahr 1934, wieder aufgebaut, erklärt Marzi.

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Kirche am Hauptplatz von Muggia

Muggia gilt als „Faschings-Hochburg“

Das Stadtoberhaupt sieht es als „Ehre“, dass Muggia am Schlusspunkt des Alpe-Adria-Trail liegt. Ihr geht es darum, den Besuchern den „entschleunigten“ Tourismus näherzubringen. Muggia lädt ein zum Verweilen mit zahlreichen Ausstellungen und Aktivitäten während des Jahresverlaufes. Der „Carnevale de Muja“ ist weithin bekannt. Bunte Wägen mit Maskierten aus den unterschiedlichen Stadtvierteln, acht Vereine mit 2.000 Teilnehmern mit 30 Wägen, treten jedes Jahr beim traditionellen Umzug gegeneinander an und liefern sich einen „Wettkampf“ darum, wer die originellsten Kostüme hat. Da es den Muggesani wohl zu lange dauert, ein ganzes Jahr lang auf die nächste Ausgabe der Veranstaltung zu warten, veranstalten sie auch zur warmen Jahreszeit den „Sommer-Karneval“, der ebensoviele begeisterte Teilnehmer und Schaulustige anlockt.

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ORF/Iris Hofmeister

Fritto Misto in der Trattoria „Alla Marina“

Stärkung mit Fisch-Spezialitäten

Die letzte Etappe des Alpe-Adria-Trails ist geschafft ... Zeit, für eine Stärkung in der Trattoria „Alla Marina“. Mit einem „Fritto Misto“ lassen die Wanderer ihren Ausflug ausklingen.

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