Aufgezeigt: Streit um Baustellenzufahrt

Im Villacher Stadtteil St. Georgen soll eine neue Reihenhaussiedlung mit zehn Fertigteilhäusern gebaut werden. Die Baustellenzufahrt ist über eine schmale Wohn- und Spielstraße geplant. Die Anrainer sind empört.

Der Grubenweg im Villacher Stadtteil ist eine Sackgasse, die direkt an der Baustelle für die geplanten Reihenhäuser endet. Der enge Weg soll zur Baustellenzufahrt werden. Dagegen laufen die Anrainer Sturm. Erwin Trügler, Martina Ressmann und Walter Oberrauner sind in Sorge wegen ihrer Kinder, die die Spielstraße nutzen. „Es verläuft in diesem Bereich zu dem auch die Hauptgasleitung“, so die Anrainer. „Wenn da etwas passiert kann es durchaus sein, dass da die Hölle los ist.“

Aufgezeigt Baustelle Villach

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Diese Wohn- und Spielstraße soll zu einer Baustellenzufahrt werden

Zufahrt zu Baustelle wäre legal

In Wohn- und Spielstraßen ist der Pkw-Verkehr generell verboten, ausgenommen natürlich Anrainer, Müllabfuhr, Rettung, Feuerwehr und Polizei. Allerdings darf man - laut Straßenverkehrsordnung - durch eine Wohn- und Spielstraße zu einem Grundstück zu- und abfahren. Damit ist die geplante Baustellenzufahrt auch legal.

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Ein Tieflader würde gar nicht um die Kurve kommen

Laut Projektbeschreibung sind zehn Fertigteil-Reihenhäuser geplant. Diese seien elfeinhalb Meter lang und fast sieben Meter breit. Die fertigen Wände sollen mit einem Tieflader auf die Baustelle gebracht werden.

„Es ist einfach zu eng“

Bei einem Ortsaugenschein von „Aufgezeigt“-Redakteurin Gudrun Maria Leb zeigte sich, dass ein Tieflader die enge Einfahrt in die Wohnstraße gar nicht schaffen würde. „Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einen Profi-Lkw-Fahrer gebeten, für uns um die Kurve zu fahren“, so Gudrun Maria Leb. Das Lkw-Gespann ist dabei exakt so lange wie ein Tieflader. „Es ist einfach zu eng, es geht sich nicht aus“, sagte Lkw-Fahrer Martin Filzmaier.

Sendungshinweis:

„Aufgezeigt“, 19.3.2019

Kontaktaufnahmen fanden bislang kein Gehör

Bei der Bauverhandlung im November waren die Anrainer des Grubenweges nicht geladen, obwohl sie der Stadt Villach ihre Bedenken schon im Sommer davon per E-Mail, Brief und Unterschriftensammlung gemeldet hatten. „Jegliche Kontaktaufnahmen habe keine Beachtung gefunden“, so der Anrainer Erwin Trügler. Mittlerweile sei es wegen eines Wassereinbruchs auch zu einem behördlichen Baustopp gekommen.

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Die Anrainer in St. Georgen bei Villach sind besorgt

Ackerweg als Alternative

Die Anrainer schlugen als Alternative eine direkte Baustellenzufahrt über einen Ackerweg vor. Auch damit seien sie bisher auf kein Gehör gestoßen, so die Anrainer. Bauherr des Projektes ist die RM Bauträger GMBH, die Projekte in ganz Deutschland und Österreich umsetzt und in Ebenthal bei Klagenfurt ansässig ist. Eine Stellungnahme gab es trotz Anfrage der „Aufgezeigt“-Redaktion nicht seitens des Bauherrn.

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Gudrun Maria Leb vor der Einfahrt in den Grubenweg

Nachdem sich die „Aufgezeigt“-Redaktion der Sache angenommen hatte, stattete der Villacher Harald Sobe (SPÖ) den Anrainern einen Besuch ab und machte sich vor Ort ein Bild. Er zeigte sich gesprächsbereit. „Wenn das alles wirklich so sein sollte, dann glaube ich nicht, dass wir ein Ansuchen für eine Sondernutzung der Wohnstraße genehmigen werden“, so Sobe.