Aufgezeigt: Hangwasser überschwemmt Siedlung

Die Schluckersiedlung in St. Andrä im Lavanttal ist seit Mai sechs Mal überschwemmt worden. Für fünf junge Familien heißt es bei jedem starken Regen „Land unter“. Die Schäden sind groß und die fünf Familien sind verzweifelt, „Aufgezeigt“ nahm sich des Falles an.

Es wird sicher gut zwei Jahre dauern, bis der Hochwasserschaden in Kärnten bewältigt ist. Was das für jeden einzelnen Betroffenen bedeutet, können fünf junge Familien aus der Schluckersiedlung im Lavantal besonders gut nachvollziehen. Bei jedem starken Regen heißt es in der Siedlung „Land unter“. Die neuen Häuser sind seit Mai schon sechs Mal überschwemmt worden, die Schäden sind groß. Vor allem Hangwasser ist für die Familien ein großes Problem.

Aufgezeigt Hangwasser

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Die Schluckersiedlung im Lavanttal

Andreas und Bianca Hafner erwischte es heuer am schlimmsten. „Beim ersten Mal, am 5. Mai, stand das Wasser im Keller 1,80 Meter hoch“, sagt Andreas Hafner. „Beim zweiten Mal waren wir schon besser vorbereitet, da war es nicht mehr so schlimm. Trotzdem hatten wir wieder fünf bis zehn Zentimeter Wasser im Keller.“ Bislang liege der Schaden bei 50.000 Euro, die Versicherung und der Katastrophenfonds decken etwa die Hälfte.

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Schützender Erdwall entfernt

Ein Erdwall auf dem abschüssigen Maisacker beschützte früher die Siedlung, sagte Anrainer Stefan Pirker. Weil der Bauer weitere Gründe verkaufen wollte, wurde der Wall entfernt, seitdem kommt das Wasser. Mittlerweile wurde vom Landwirt wieder ein kleiner Wall angeschüttet. Dieser reicht aber nicht aus, um das Wasser im Ernstfall abzuhalten.

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Ein Erdwall schützte einst die Siedlung

Vergebliche Suche nach Hilfe

Bislang habe es nicht viel Hilfe gegeben, meint Bianca Hafner: „Wir haben versucht, mit dem Bauern zu reden, wir haben auf der Gemeinde um Hilfe gefragt, wir haben das Land angeschrieben und irgendwie ist dabei nichts heraus gekommen. Wir sind immer weiter geschickt worden. Jetzt sind wir total verzweifelt und wissen nicht, was wir tun sollen.“ Auch die Kinder hätten die Sorgen mitbekommen, sagte Andreas Hafner. „Sie schlafen jetzt schlechter, das ist keine Lebensqualität.“

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Aufgezeigt-Redakteurin Gudrun Maria Leb mit Bewohnern der Siedlung

Schwierige Einsätze für Feuerwehr

Auch für die örtliche Feuerwehr sind die Einsätze hier schwierig. Die Feuerwehrleute habe beim letzten Einsatz „fast der Schlag getroffen“, sagt Herbert Rami, der Kommandant der Feuerwehr Jakling. „Die Keller waren innerhalb von Sekunden fast bis zur Decke voll Wasser. Das hat es meines Wissens nach noch nie gegeben.“ 407 Stunden waren die Feuerwehrleute in der Siedlung heuer bereits in Einsatz. Mittlerweile sind die Sandsäcke immer vorbereitet. „Es muss hier gehandelt werden“, sagt Kommandant Wolfgang Kobolt.

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Die Keller sind derzeit unbrauchbar

„Man kann man nur schnell alles verbarrikadieren“

Die betroffenen Familien versuchen sich, so gut es geht, vor dem Wasser zu retten, sagt Stefan Pirker: „Bei uns war der Zubau überschwemmt. Man hilft sich halt mit Sandsäcken. Wir haben auch einen Sickerschacht gemacht, aber auch das reicht nicht aus.“ „Viel kann man nicht tun, wenn es ernst wird“, meint auch Gastwirtin Elke Pirker. Binnen zehn Minuten sei beim letzten Mal alles überschwemmt gewesen. „Wenn das Wasser kommt, kann man nur schnell alles verbarrikadieren, da hilft dann die ganze Siedlung zusammen.“

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Die Überschwemmungen hinterließen deutliche Spuren

Umfangreiches Schutzprojekt nötig

Bürgermeister Peter Stauber (SPÖ) sagte, die Gemeinde habe sofort nach dem Hochwasser Kontakt mit den Behörden der Landesregierung und des Wasserbauamtes aufgenommen. Um die Siedlung dauerhaft zu schützen, müsse das Wasser über Landesstraße zum Jaklinger Bach geführt werden. Ein kompliziertes Projekt, meint der Bürgermeister: „Dann muss man auch den Jaklinger Bach ausbauen, weil sonst die ganze Ortschaft Jakling in Gefahr kommen würde.“ Kurzfristig sollen zwei Kanäle unter der Landesstraße helfen, außerdem will man untersuchen, ob der Damm noch verstärkt werden muss.

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Gudrun Maria Leb fragte auch bei Bürgermeister Peter Stauber nach

Bis zum Frühling soll Lösung vorliegen

Norbert Sereinig von der Schutzwasserabteilung des Landes will helfen, obwohl seine Abteilung für Hangwasserüberschwemmungen nicht zuständig ist. Um eine Lösung zu finden, muss erst eine Vorstudie erstellt werden, sagte er. „Wir werden jetzt schauen, ob es in dem Bereich schon Durchlässe, Leitungen oder Gerinne gibt. Parallel dazu müssen wir die Wassermengen, die bei so einem Starkregen auftreten, erst erheben. Wir arbeiten mit Unterstützung des Bundes, deswegen muss das alles Hand und Fuß haben. Wir wollen keine kurzfristige Lösung und nach fünf Jahren haben wir wieder Überflutungen.“

Bis zum Frühling sollten die Wassermengen und technisch möglichen Lösungen laut Sereinig vorliegen. Wie lange die Umsetzung dauert, das hänge dann von der ausgesuchten Variante ab. Eine der angedachten Möglichkeiten ist ein so genannter Hochwasserrückhalt vor der Siedlung, die zweite Variante ist eine Ableitung in den Bach.

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Das Hochwasser muss umgeleitet werden

Temporäre Lösung nötig

Aufgezeigt-Redakteurin Gudrun Maria Leb fragte auch bei der Abteilung Wasserwirtschaft in der Landesregierung nach, wie der Bewohner der Siedlung geholfen werden kann. Vor allem müssten die Durchlässe bei der Landesstraße nachgebessert werden, damit das Wasser abfließen kann, sagt Gernot Koboltschnig von der Abteilung Schutzwasserbau. Die Zeit drängt, im Frühjahr sei die nächste Starkregen-Periode zu erwarten. Bis zur endgültigen Lösung sei als temporäre Maßnahme – mit Zustimmung des Grundbesitzers – auch ein größerer Erdwall sinnvoll, der zumindest die ursprüngliche Dimension hat. „Jeder Zentimeter hilft der Siedlung.“

Sendungshinweis:

Aufgezeigt, 11.12.2018

Überflutungen nehmen aber nicht nur in der Schluckersiedlung zu. Die Klimaerwärmung spielt dabei eine Rolle, jedes neue Haus versiegelt zusätzlich Bodenfläche. Hangwasser führt inzwischen europaweit zu Problemen.

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