Kärntner Bäcker auf „süßer Mission“ in Asien

Der St. Veiter Harald Taupe ist vor kurzem in einer besonderen Mission nach Singapur geflogen: An einer Internationalen Kochschule brachte er den Asiaten bei, wie man Kärntner Reindling, Zuckerreinkerl oder auch Topfengolatsche macht.

Für Harald Taupe war es zunächst ein ziemlicher „Kulturschock“, als er nach knapp 26 Stunden im Flugzeug - über Laibach und Zürich - in Singapur landete: „Es war einfach nur heiß, es hatte 29 Grad, kurz davor hatte es geregnet und die Luftfeuchtigkeit betrug 90 Prozent. Ich fragte mich, wie ich das bloß überstehen würde“.

Singapur ist von der Fläche her doppelt so groß wie der ganze Bezirk St. Veit an der Glan und hat 5,6 Millionen Einwohner. „Es wird nur in die Höhe gebaut. Du siehst rechts und links nur Hochhäuser“, schildert der Kärntner seine Eindrücke.

Japaner Reindling backen

Harald Taupe

Jeden Tag ein anderes Gericht kennengelernt

Die Kochschule war von seiner Unterkunft aus relativ weit weg: „Mit der U-Bahn dauerte es jeden Tag in der Früh eine gute Stunde.“ Aber der Kärntner freute sich auf die neue Herausforderung. Zunächst musste er selbst die „Küchenbank“ drücken und eine Woche lang unterschiedliche Gerichte der asiatischen Küche kochen lernen.

„Ich hatte jeden Tag einen anderen Kochkurs. In den ersten beiden Tagen lernte ich, chinesisch zu kochen. Am dritten Tag wurde mir die Zubereitung chinesischer Desserts beigebracht und am vierten Tag die thailändische Küche beigebracht. Am fünften Tag zeigte mir der Küchenchef höchstpersönlich die indische Küche“, erzählt der Bäckermeister.

Vom Kochschüler zum Ausbildner

Sich wohl zu fühlen und in der neuen Umgebung einzuleben fiel Harald Taupe nicht schwer, er wurde von seinen neuen Kollgen herzlich aufgenommen, erzählt er: „Alle kümmerten sich um mich, ich wurde jedem vorgestellt und musste mir so viele Namen merken, was garnicht so leicht war - von Xi-Hong bis Bang und Pun.“

Die Herausforderung, sich asiatische Namen zu merken, nahm Harald Taupe gar nicht erst an, dafür machte er es sich zum Ziel, in der Praxis als Lehrer zu überzeugen: „Manchmal waren bei den Kursen bis zu vierzig Leute anwesend, weil jeder mir beim Reindling- und Brotbacken zuschauen und mitmachen wollte.“

Japaner Reindling backen

Harald Taupe

Echte Kärntner Zutaten mitgenommen

Den Wunsch, sich zu beteiligen, nahm der Neo-Lehrer wörtlich und bereitete mit fünf Kilogramm Mehl Germteig vor: „Wir kneteten alles mit der Hand und machten einen Reindling. Natürlich wussten sie nicht, was das ist. Also zeigte ich ihnen Schritt für Schritt und ließ jeden der Schüler etwas selbst machen.“

Die einzige Zutat, die der Bäcker aus Kärnten mitnahm, war Sauerteig, den er zuvor bei sich im Betrieb zubereitet hatte, und frische Germ: „Ich war mir nicht sicher, ob man das in Japan bekommt.“ Wie sich später herausstellte, war tatsächlich keine frische Hefe verfügbar.

Als der Reindling dann fertig gebacken war staunten die Asiaten nicht schlecht: „Sie haben noch nie in ihrem Leben einen Reindling gesehen. Wir haben extra für Singapur Reindlingformen in den Kärntner Farben anfertigen. Sie waren fasziniert, wie viel Butter ich verwende.“

Zuckerreinkerln sorgten für Begeisterung

Am meisten Freude hatten die Kochschüler mit der Zubereitung der Kärntner Zuckerreinkerln: „Ich habe ihnen gezeigt, wie man es macht, dass der Zucker dann aus dem fertigen Zuckerreinkerl herauskommt. Das faszinierte sie. Sie sind ja gewohnt, sehr genau zu arbeiten. Ich sagte ihnen aber das genaue Gegenteil: man muss für die Zuckerreinkerln den Teig richtig schlampig zusammendrehen und dann mit der offenen Seite nach unten in die Form geben. Wenn man sie zu fest zudrückt, kann der Zucker nicht herausrinnen.“ Mit dieser Technik konnte sich das Endresultat der Japaner dann durchaus sehen lassen, lacht Taupe.

Japaner Reindling backen

Harald Taupe

Topfengolatschen wurden zu Topfenblumen

Die Topfengolatschen hingegen gelangen nicht wirklich, räumt er ein: „Leider übertrugen die Schüler das ‚schlampige‘ Arbeiten von den Zuckerreinkerln auf die Zubereitung der Topfengolatschen. Dabei muss man die Ecken sehr genau einschlagen und zumachen, da sie sonst aufspringen und die Topfenfülle zu Kochen beginnt. Wir sagten dann einfach, dass wir Topfenblumen zubereiteten hätten, denn nahezu jede Topfengolatsche platzte auf.“ Auch gegegenüber dem hauptverantwortlichen Lehrer gaben sie an, dass die blumenartige Form absolut gewollt sei.

Mit Reindling, Zuckerreinkerl und Topfengolatsche alleine war es aber noch nicht getan: Es wurden auch Nusskipferln und Apfelstudel zubereitet - ein „gezogener“ wohlgemerkt. „Ich zeigte ihnen, dass der Teig so dünn sein muss, dass man unterhalb eine Zeitung hinlegen und lesen kann. Sie haben das wahnsinnig geschickt gemacht.“

Kärntner Geschmack und Gemüt kamen an

Taupe war nicht nur stolz darauf, was seine Schülerinnen und Schüler alles lernten, sondern auch darauf, dass ihnen offensichtlich alles schmeckt: „Der ursprüngliche Plan war, dass wir das, was wir backen, am nächsten Tag dem Buffet zur Verfügung stellen. Es war aber nie etwas da und so mussten wir immer extra etwas backen, damit die anderen Schüler auch etwas essen konnten.“

Taupe sagt, es sei für ihn unbeschreiblich gewesen, den Asiaten einen Einblick in die Kärntner Kultur geben zu können: „Sie sind allem Neuen sehr aufgeschlossen. Ich wurde positiv aufgenommen.“ Dazu beigetragen habe sicher auch das ruhige, aber dennoch kommunikative „Kärntner Gemüt“, fügt der Reisende mit einem Augenzwinkern hinzu.