Loibacher Feld: Kirche untersagt Bischofsmesse

Die katholische Kirche untersagt eine Bischofsmesse beim alljährlichen Kroatentreffen auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg, auch wegen fehlender Distanz zu faschistischem Gedankengut. Die Reaktionen sind durchwegs positiv, Kritik kam am Abend von der kroatischen Bischofskonferenz.

Der Entscheidung gingen laut einer Aussendung der Katholischen Kirche eine ausführliche Analyse der Gedenkfeier 2018, sowie zahlreiche Gespräche auf Ebene der Österreichischen und Kroatischen Bischofskonferenz, mit Gläubigen der kroatisch-sprechenden Gemeinde in Kärnten sowie mit Vertretern der österreichischen Sicherheitsbehörden voraus.

Loibacher Feld Bleiburg Treffen Gottesdienst Ustascha

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Großaufgebot der Polizei beim Treffen 2018

„Auflagen nicht eingehalten“

Die Analyse der Gedenkfeier 2018 habe gezeigt, dass die im Vorfeld von Bischof Schwarz als Bedingung für die Erlaubnis zur hl. Messe festgelegten Auflagen und Vorgaben „zum überwiegenden Teil nicht eingehalten wurden bzw. werden konnten“, begründet Diözesanadministrator Guggenberger die Entscheidung in einem Schreiben an die Kroatische Bischofskonferenz.

Umstrittenes Treffen

Das Treffen auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg ist von jeher umstritten, denn zu den Gläubigen und denen, die der Toten gedenken, mischen sich immer wieder Ustascha-Anhänger. Es kam zu Gegendemonstrationen in Bleiburg.

„Politisch instrumentalisiert“

Die heilige Messe am Bleiburger Feld sei, so Guggenberger, „Teil einer Veranstaltung, die politisch instrumentalisiert und Teil eines politisch-nationalen Rituals ist, das einer selektiven Wahrnehmung und Deutung von Geschichte dient“. Das Gesamterscheinungsbild der Veranstaltung am Bleiburger Feld schade dem Ansehen der Katholischen Kirche und sei vor allem auch dazu angetan, „der Katholischen Kirche in Kärnten im Falle einer Erlaubnis der Liturgiefeier zu Recht zu unterstellen, sie würde die Instrumentalisierung eines Gottesdienstes zu politischen Manifestationen dulden und die entsprechende Distanz zu faschistischem Gedankengut vermissen lassen“.

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Zu den Angehörigen der Opfer gesellen sich immer mehr Rechtsextreme

Veranstalterin des alljährlichen Opfergedenkens am Loibacher Feld, das unter Patronanz des Kroatischen Parlamentes stattfindet, ist die Katholische Kirche in Kroatien gemeinsam mit dem „Bleiburger Ehrenzug“. Die hl. Messe auf privatem Grundstück ist ein Teil der Feier und setzt bei Mitwirkung eines Bischofs die Zustimmung der Katholischen Kirche in Kärnten als zuständige Ortskirche voraus. Das heißt, die Feier und auch eine Messe könnte ohne einen Bischof trotzdem stattfinden. Die Veranstaltung findet auf Privatgrund statt.

Polizei: Noch keine Eingaben erhalten

Bei der Polizei hält man sich vorerst mit Stellungnahmen zurück. Pressesprecher Rainer Dionisio erklärte gegenüber der Austria Presse Agentur (APA), es gebe derzeit bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt noch keine Eingaben hinsichtlich einer Abhaltung der Gedenkfeier am Loibacher Feld. Dionisio: „Für etwaige sicherheitsbehördliche und sicherheitspolizeiliche Beurteilungen oder Entscheidungen fehlt somit derzeit die Grundlage.“ Ob die Entscheidung der Diözese den sicherheitsbehördlichen und -polizeilichen Prozess im Falle einer Gedenkveranstaltung beeinflusse, lasse sich angesichts der fehlenden Faktenlage aus heutiger Sicht nicht beantworten.

Auslieferung durch Briten

Die Gedenkfeier findet für jene Menschen statt, die von den Briten am Ende des Zweiten Weltkriegs an die siegreichen kommunistischen Partisanen ausgeliefert wurden. Sie waren nach Österreich geflüchtet, nachdem Nazi-Deutschland kapituliert hatte, und hatten sich den Briten ergeben. Darunter waren Zivilisten, aber auch Kämpfer der rechtsextremen Ustascha. Nach der Auslieferung an die Partisanen kam es zu Massakern.

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Beim Treffen 2018 gab es sieben Verhaftungen und in Folge einige Prozesse in Kärnten wegen Wiederbetätigung

Israelitische Kultusgemeinde begrüßt Entscheidung

Die Israelitische Kultusgemeinde begrüßt die Entscheidung, so Generalsekretär Raimund Fastenbauer: „Wir gratulieren der katholischen Kirche Kärntens, insbesondere Diözesanadministrator Guggenberger zu diesem Schritt.“ Seit vielen Jahren stellen die jährlichen Gedenkkundgebungen in Bleiburg/Kärnten, bei denen dem faschistischen kroatischen Ustascharegime gehuldigt wurde, eine „unerträgliche Provokation“ für das demokratische Österreich dar, so die IKG. Viel zu lange hätten die Behörden weggeschaut und Teilnehmer konnten unbehelligt der Kollaborateure Nazideutschlands gedenken, in dessen Konzentrationslager Jasenovac tausende Juden, Serben und politisch Andersdenkende ermordet wurden, hieß es in der Aussendung.

Das Mauthausenkomitee MKÖ leiste seit Jahren in Zusammenarbeit mit der IKG Überzeugungsarbeit, damit die katholische Kirche in Österreich diesem postfaschistischen Treiben, dass sich der Unterstützung der katholischen Kirche in Kroatien erfreute und unter dem Deckmantel einer religiösen Veranstaltung erfolgte, ein Ende zu setzen.

Kaiser: Alle Möglichkeiten prüfen

Auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) begrüßt das Vorgehen der Kirche und sagte, man werde alle gesetzliche Möglichkeiten prüfen, um rechtsextreme Feiern zu verbieten. Jetzt gelte es abzuwarten, ob und in welcher Form seitens der Organisatoren und Verantwortlichen die Feierlichkeiten beantragt werden. „In jedem Fall werde ich umgehend mit Experten und Behördenvertretern alle Möglichkeiten und die entsprechenden gesetzlichen Handhabungen, die in überwiegendem Ausmaß der Bundesregierung zur Verfügung stehen, sorgfältig prüfen“, so Kaiser. Eine Prüfung erwartet er auch seitens der Bundesregierung.

Kroatische Bischöfe attackieren Diözese

Die kroatische Bischofskonferenz übte scharfe Kritik an der Diözese Gurk-Klagenfurt. In einer Mitteilung warfen die Bischöfe der katholischen Kirche in Kärnten „Respektlosigkeit gegenüber den Opfern“ vor, weil sie die Feier der Heiligen Messe bei dem Kroatentreffen im Mai verweigert hat.

Sie bedauerte in einer Stellungnahme die Entscheidung Guggenbergers. Den von ihm angeführten Gründen widerspreche man entschieden und weise sie „zur Gänze zurück“. „Das Gebet für die Opfer dieser großen Tragödie des kroatischen Volkes unmöglich zu machen ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Opfern und mangelndes Feingefühl für das Leiden der Unschuldigen“, kritisierten die kroatischen Bischöfe.

Gespräche mit Organisatoren geplant

Der kroatische Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic kündigte indes Gespräche mit den Organisatoren der Gedenkfeier an. Diese findet unter dem Ehrenschutz des kroatischen Parlaments statt, und unter Beteiligung hochrangiger Politiker aus Zagreb. Außenministerin Marija Pejcinovic Buric lehnte einen Kommentar zur Entscheidung der Diözese Gurk-Klagenfurt ab, betonte aber, dass eine Heilige Messe die „angemessenste“ Form sei, der Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.

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