Bäume als hölzerne Streitpunkte
Die Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach bietet deswegen für Gemeinden, Juristen und Baumbesitzer Seminare zu diesem Thema an. Neben einem Richter und einem Baumsachverständigen behandelt der Forstexperte und Jurist Peter Herbst den Fall Baum. Gemeint ist damit nicht jener im Wald, sondern zum Beispiel die Platane an der Grundstücksgrenze, die gefährlich sein könnte.
Baumzustand regelmäßig kontrollieren
Zumindest einmal pro Jahr muss jeder Baum kontrolliert werden, bestenfalls von einem Experten. Doch was passiert, wenn trotzdem ein Ast abbricht und Schaden anrichtet? „Diesen Mangel muss dann der Geschädigte, falls jetzt der Baum beispielsweise auf ein Auto fällt, beweisen. Der Baumhalter hat die Beweislastumkehr, er muss beweisen, dass er alles unternommen hat, um den Schaden zu vermeiden“, so Peter Herbst.
ORF
Haftbar auch bei höherer Gewalt
Selbst bei einem Sturm, also bei höherer Gewalt, kann man haftbar sein, sagt Herbst über die Rechtsprechung. „Es kann auch ein Orkan mit 160 Stundenkilometern Geschwindigkeit auftreten und trotzdem kein Elementarereignis vorliegen. Wenn nämlich der Baum einen Mangel aufweist, der auch bei geringerer Windgeschwindigkeit zum Brechen geführt haben könnte. Wenn es dann ein alter, offenkundig fauler Baum ist, wo man als Gerichtssachverständiger zu dem Schluss kommt, dass der auch bei 50 km/h Windstärke umfallen hätte können, dann hat man keine höhere Gewalt mehr.“
Auch Haftstrafen möglich
Besonders leicht würden Eschen umfallen, so der Forstexperte. Schuld daran ist ein Pilz, der in Europa zum Eschensterben führt. Herbst sieht keine Chance für einen Erhalt der Esche. „Es ist relativ schwer zu beurteilen, ob der Baum überlebt oder nicht. Er kann noch mit grünem Laubwerk umfallen. Meine Empfehlung ist daher, wenn man eine Esche hat, die verkehrsrelevant ist, dass man die entfernt“, so Herbst. Die Gemeinden seien bei der Entfernung Vorreiter.
Wer seine Bäume nicht kontrolliert und es passiert etwas, kann für die Nachlässigkeit wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt werden. Und das kann auch Haft bedeuten.