90 Jahre „SEENsucht Segelsport“

Der Kärntner Yachtclub Klagenfurt feiert heuer sein 90-jähriges Bestehen. Der begeisterte Segler Philipp Novak brachte dazu nun eine Chronik in Form eines Buches heraus. „SEENsucht Segelsport“ bietet ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte des Wörthersees.

„SEENsucht Segelsport“ nennt sich das 168 Seiten starke Buch von Philipp Novak, das sich mit neun Jahrzehnten des Kärntner Yachtclubs Klagenfurt beschäftigt. Die Idee dazu entstand zufällig: „In einer lockeren Gesprächsrunde haben wir uns darüber unterhalten, dass der Club eigentlich keine Chronik hat und dass es an der Zeit wäre, eine zu machen. Hundert Jahre wären ein guter Anlass. Der Blick auf die Vereinsdaten hat dann gezeigt, dass wir noch zehn Jahre warten müssten. Aber ob wir alle in zehn Jahren noch Lust haben werden und ob es unsere Lebenszeit noch zulässt, das ist unklar“, sagt der Autor.

Buchcover "Seensucht Segelsport"

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Cover des Buches „SEENsucht Segelsport“, ISBN 9783708406138, Verlag Johannnes Heyn

Interviews mit alten Seebären

Kurzerhand habe man damit begonnen, die nötigen Informationen zusammenzutragen: „Wir haben festgestellt, dass es noch Mitglieder mit 90 Jahren gibt, die uns etwas aus der Gründungszeit erzählen können. Das war dann der Anlass dafür, dass wir gesagt haben, wir stemmen das noch heuer. In den letzten acht Monaten haben wir das Buch geschrieben und vom Stapel gelassen.“

Bei seinen monatelangen Recherchen hat auch er von den älteren „Seebären“ viel Neues über „seinen“ Club erfahren und auch zahlreiche historische Aufnahmen zusammengetragen: „Über eine Internet-Plattform bin ich auf einen Sammler aus Kärnten gestoßen, der Foto- und Postkartenmaterial von heute bis vor 150 Jahren gesammelt hatte. Er war von der Idee des Buches so angetan, dass er dem Yachtclub wirklich entgegengekommen ist und viele Bücher zusammengestellt hat. Viele Menschen machen das Buch auf und dann gibt es einen ‚Wow‘-Effekt, weil sie Bilder sehen, die man dem Wörthersee nicht zutraut.“

KYCK Plätte Segeln

Archiv Stossier

Plätten dominierten das Bild des Wörthersees. Einfache Fährleute transportierten Rohstoffe von West nach Ost.

Von Plätten, Schonern und Segelrunden

Im Buch stehen die Anfänge des Segelns am Wörthersee im Mittelpunkt: „Es begann mit Plätten, auf die man dann Segel gespannt hat, um von Klagenfurt nach Velden mit Windhilfe zu kommen.“ Es erzählt von den ersten Schonern, die am Wörthersee gebaut wurden: „Das war dann so ein gesellschaftlicher Event. Es durften nur Leute segeln, die nicht mit ihrer Händearbeit Geld verdienen. Sie bedienten an Bord auch nichts selbst, sondern ließen ihre Matrosen die Boote steuern.“ Auch von den zahlreichen Wienern und Grazern wird erzählt, die irgendwann den Wörthersee für sich entdeckten und selbst zu segeln begannen.

Zwanziger-Rennjollen Wörthersee

Archiv KYCK

Zwanziger-Rennjollen wurden erstmals in den 1920er Jahren in größeren Stückzahlen gebaut und erreichten ihre Hochblüte in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg

Jollensport ließ YCK wachsen

Die Jollen öffneten irgendwann die Welt des Segelsports noch weiter: „Damit kommt auch die Zeit des Kärntner Yachtklubs Klagenfurt, der 1928 gegründet wurde und aus dem Union Yachtklub Wörthersee entstand, der einer der ersten Segelclubs überhaupt im heutigen Österreich war.“

Mit dem Jollensport sei auch der YCK gewachsen, sagt Novak: „In unserem Club werden bis heute die Boote immer von den Mitgliedern selber gebaut. Unser Club hat das Star-Boot in den Alpenseen ‚salonfähig‘ gemacht. Wir hatten hier die erste Starbootflotte überhaupt. So erzählt dieses Buch Geschichte und Geschichten rund um den Segelsport in Form von Anekdoten, aber natürlich auch anhand von Quellen und Unterlagen aus dem Landesarchiv und den Archiven unserer Clubmitglieder.“

Bootsbau KYCK

Archiv KYCK

Bootsbau

Wie die Teixlbucht zu ihrem Namen kam

Für ihn sei bezeichnend, dass alle erfolgreichen Segler bereits im Kindesalter auf den Booten unterwegs gewesen seien, sagt Novak: „Sie haben bereits als Fünf- oder Sechsjährige Trockensegeln dürfen, nachdem ihre Väter angelegt hatten. Dann sind sie auf Halbwindkurs mit ihren Baumwollsegeln gefahren und haben sie trocken gesegelt.“

Auch zahlreiche faszinierende Geschichten rund um die Boote habe er herausgefunden, schildert Novak: „Der erste Österreichische Olympia-Segler hat am Wörthersee sein Hobby betrieben. Er hatte auch ein Boot namens ‚Teixl‘, danach ist auch die Teixl-Buch am Wörthersee benannt, weil es dort lag.“

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Segelfreunde am Wörthersee

„Segeln fast wie 3-D-Schach“

Für ihn mache die Faszination des Segelns aus, dass man der Natur zu hundert Prozent ausgeliefert sei: „Der Wind und die Wasserströmung und die Sonneneinstrahlung prägen den Segler. Er kann einen Kurs fahren, aber der Kurs wird ihn nicht unbedingt dahin bringen, wo er hin muss.“

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Autor Philipp Novak

Dadurch sei der Sport fast mit 3D-Schach zu vergleichen: „Man muss versuchen, den Kurs möglichst schnell zu absolvieren, wenn es eine Regatta ist. Wenn es keine Regatta ist, muss man das Boot so steuern, dass es für die anderen kein Risiko darstellt und dass man das Boot immer im Griff hat und dort hin kommt, wo man hin will - in einem zeitlich überschaubaren Rahmen.“

Österreich sei zwar ein kleines Land, aber mit seinen Alpenseen sehr gefragt: „Sie sind natürlich anders zu besegeln als die Meeresküsten. Das zieht sich ja auch durch die Chroniken durch: Wer am Wörthersee Segeln gelernt hat, kann überall gut segeln, weil der Wörthersee immer schon sehr eigene Windverhältnisse gehabt hat, wo auf wenigen Metern ganz unterschiedliche Wind- und Strömungsverhältnisse herrschen können als für Boote, die ein paar Meter weiter fahren.“