Robert Klinglmair neuer Bildungsdirektor

Der 38 Jahre alte Volkswirt Robert Klinglmair aus Oberösterreich wird am 1. Jänner 2019 seinen neuen Job als Bildungsdirektor aufnehmen. Derzeit ist er Postdoc-Assistent für Volkswirtschaftslehre an der Universität Klagenfurt.

Wirksam wird die Bestellung Klinglmairs als Bildungsdirekor bereits mit 1. August 2018, die Bildungsdirekton als Institution nimmt jedoch erst ab 1. Jänner 2019 ihre Arbeit auf. Sie umfasst alle Schultypen und übernimmt auch die landesschulischen Agenden der Abteilung 6 des Landes. Die Bildungsdirektion löst den bisherigen Landesschulrat ab.

Klinglmair neuer Bildungsdirektor Kärnten

ORF

„Eine neue Person für eine neue Institution“

Für Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) stellt die Leitung der Bildungsdirektion eine wichtige Schlüsselposition dar. Kaiser hatte seitens des Landes das Vorschlagsrecht für die Bestellung, die Entscheidung habe er sich nicht leicht gemacht, sagte er. Drei Personen wurden zum Hearing vor eine fünfköpfige Kommission eingelanden - darunter auch die bisherigen Leiter des Landesschulrates und der Abteilung 6, Rudolf Altersberger und Gerhild Hubmann. Kaiser: „Alle drei wären höchst geeignet gewesen. Ich habe nach Abwägen aller Fakten entschieden, dass eine neue Institution auch eine neue Person an der Spitze haben sollte“.

MINT-Fächer als bildungspolitischer Schwerpunkt

Robert Klinglmair wird am 1. August in Wien von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) offiziell angelobt. Einen bildungspolitischen Schwerpunkt will Klinglmair in Bezug auf die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) legen. „Wir sehen, dass Österreich, nicht nur Kärnten, im internationalen Bereich bei den MINT-Fächern noch Aufholbedarf hat. Hier wird sicher ein Schwerpunkt zu setzen sein“, so Klinglmair.

Gerade die Investition bei Infineon in Villach sei ein Anreiz, sich mehr um zukunftsträchtige Studien zu kümmern und Mädchen für technische Berufe bzw. Studien zu begeistern.

Kleinschulen als Zukunftsthema

Ein Thema, mit dem sich der neue Bildungsdirektor ebenfalls auseinandersetzen wird müssen, sind die Kleinschulen in Kärnten. Klinglmair: „Es gibt ein Schulstandortkonzept, das sich mit diesem Thema befasst. Es gibt auch immer wieder Kritik vom Landesrechnungshof, dass hier hohe Strukturkosten entstehen, weil wir Kleinschulen haben. Aber man muss das im Zusammenhang mit der ländlichen Strukturierung sehen - der Landflucht, dem demografischen Wandel und dem Wachsen des Zentralraumes. Man wird sich das Konzept anschauen müssen, ein Thema ist sicher, dass wir ausreichend Pädagogen brauchen und Schulen, um unsere Kinder mit der besten Bildung versorgen zu können.“

Schulreform und Bildungszentren als Chance

Dass gerade in Kleinschulen Kinder unterschiedlicher Jahrgänge gemeinsam unterrichtet werden, sei ebenfalls ein in Zukunft zu lösendes Thema. Ein Beispiel sei die Kleinschule Edling, die 14 Schüler habe. „Hier hieß es letztes Jahr, diese werde zugesperrt, daran führe kein Weg vorbei. Aber wir haben natürlich eine Chance, die Schulreform bietet die Möglichkeit der Schulclusterung, also der Zusammenfassung von Schulen, bzw. haben wir die Idee, bestehende Bildungszentren weiter auszubauen, damit mehrere Schulstufen bis hin zum Musikschulwesen gemeinsam unterrichtet werden“.

„Bildung“ beginne nicht erst in der Primärstufe, sondern schon vorher, ist der neue Bildungsdirektor überzeugt. Und diese höre auch nicht mit der Matura auf. „Man muss die Weichen zum Tertiärsektor stellen, für den Arbeitsmarkt sind akademische Ausbildungen sehr wichtig, hierfür werden die Weichen schon im Schulsystem gestellt.“

Dissertation: Frühwarnsystem gegen Schulabbruch

Wissenschaftlich hat sich Klinglmair in seiner Dissertation mit sozial benachteiligten Kindern im Bildungssystem beschäftigt. „Ich habe in meiner Dissertation ein Frühwarnsystem gegen Schulabbruch entwickelt - damit man frühzeitig ansetzt, nach neun Jahren Pflichtschulzeit ist es zu spät. Da besteht die Gefahr, dass die Jugendlichen aus dem Bildungsystem und in weiterer Folge dem Arbeitsmarkt fallen.“

Unbestritten sei, dass die soziale Herkunft einen sehr starken Einfluss, nicht nur auf den Bildungserfolg, sondern auch auf den Abschluss der Schülerinnen und Schüler habe. Hier bestehe in Österreich Aufholbedarf. „Die Literatur zeigt, dass die Ganztagesschule in ihrer verschränkten Form hier ein Thema ist - allerdings auch die Gesamtschule als gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen“.

Dem zu erwartenden Widerstand vonseiten der Eltern- und Lehrerschaft möchte der Bildungsdirektor mit Aufklärungsarbeit und regional angepassten Herangehensweisen begegnen.

Für Team Kärnten ein „unerfahrener Bewerber“

Das Team Kärnten kritisiert die Bestellung Klinglmairs. LH Peter Kaiser habe einen „unerfahrenen Bewerber“ ausgewählt und setze damit bei der neuen Bildungsdirektion auf „Experimente“. Köfer: „Aus Sicht des Team Kärnten wäre es wesentlich vernünftiger gewesen, mit dem jetzigen Projektleiter Bildungsdirektion, Rudi Altersberger, auf Kontinuität und Verlässlichkeit zu setzen. Altersberger hat seine Funktion als amtsführender Präsident des Landesschulrates, bzw. als jetziger Projektleiter stets unabhängig und nicht parteipolitisch ausgeführt.“

Ob diese Unabhängigkeit weiter gewahrt bleibe, sei laut Köfer fraglich, weil Klinglmair „als Referent eines SPÖ-Landesrates“ tätig war, wie das Team Kärnten in einer Aussendung schreibt.

FPÖ sieht Hubman parteipolitisch benachteiligt

Die FPÖ sieht in einer Aussendung die langjährige Leiterin der Bildungsabteilung in der Landesregierung, Gerhild Hubmann, aus parteipolitischen Gründen benachteiligt. LH Kaiser selbst habe Hubmanns Kompetenz gelobt. „Aber es scheint bei ihr als einziger Bewerberin das Parteibuch nicht gepasst zu haben“, so FPÖ-Obmann Gernot Darmann, „ohne den neuen Bildungsdirektor Robert Klinglmair in seiner Kompetenz bewerten zu wollen“.