Enquete: Menschenhandel trifft vor allem Frauen

Mit einer Enquete zum Thema Menschenhandel sind am Donnerstag die Kärntner Menschenrechtstage im Spiegelsaal der Landesregierung eröffnet worden. Opfer von Menschenhandel sind meistens Frauen und Mädchen.

Laut Schätzungen der UNO sind weltweit 21 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel, diese moderne Form der Sklaverei ist auch in Österreich bemerkbar. Nicht nur im Bereich der Zwangsprostitution, sondern auch als Arbeitsprostitution wie in Bauwirtschaft, Landwirtschaft oder Pflege. In den meisten Fällen ist die „Ware“ dieses riesigen Geschäfts weiblich.

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Viele Schüler waren bei der Enquete im Spiegelsaal

Sexarbeit als „Bezahlung“ für Flucht

Um ihre Flucht über das Mittelmeer zu bezahlen, werde junge Mädchen, oft Kinder, aus Afrika in Europa zur Sexarbeit gezwungen. Prostitution ist die häufigste und auch die am wenigsten sichtbare Form der Sklaverei, sagt Elisabeth Tichy-Fisslberger, die nationale Koordinatorin zur Bekämpfung des Menschenhandels. Arbeitsausbeutung gibt es aber auch in vielen anderen Bereichen: „Das sind meistens schlecht bezahlte Jobs, für die man keine Ausbildung braucht. Zum Beispiel auf dem Bau, der Landwirtschaft oder auch in Pflege und Hotelgewerbe. Überall dort, wo man die Menschen nicht sieht.“

Silke Andrea Mallmann von der Beratungsstelle Caritas sagte, die wenigsten, die zur Prostitution gezwungen werden, würden sich getreauen, auszubrechen: „da gibt es die bedrohung, dass im Heimatland etwas passien könnte, den Eltern oder den Geschwistern, einem Kind. Es ist weniger die Angst um sich selbst.“

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Auch in der Pflege arbeiten Opfer von Menschenhändlern

Auch Bau, Gastronomie oder Pflege betroffen

Auch in vielen anderen Branchen arbeiten Opfer von Menschenhändlern, beispielsweise am Bau, in der Gastronomie, oder als Pfleger oder Haushaltshilfe. Oft werden diese Menschen über Subfirmen angemietet und illegal beschäftigt. Georg Zwerenz vom Sozialministerium: „Das läuft über das Internet oder Agenturen, es werden aber auch ganze Familien oder Clans ausgebeutet.“

Wieviele Betroffene es sind, lässt sich nur schwer ermitteln. Laut Tichy-Fisslberger habe man laut Statistiken rund 200 Fälle pro Jahr, man rechnet aber mit einer viermal so hohen Dunkelziffer. Das hieße für Österreich zwischen 800 und 1.000 Menschen, die als Zwangsarbeiter Opfer von Menschenhändlern wurden. Wobei die Zwangsarbeit auch in die Kriminalität führt. Der Verkauf von Drogen ist ein Bereich.

Bande von Taschendiebstahlskindern

Kinder werden bei Bettelei oder Kleinkriminalität ausgebeutet, sagte Christine Gaschler-Andreasch, von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes. „Kinder werden auch eingesetzt, wenn die Auftraggeber wissen, dass unter 14-Jährige als Drogendealer oder für Kurierdienste straffrei ausgehen.“

Gerold Tatzgern, Leiter zur Bekämpfung des Menschenhandels im Innenminsterium, nennt aber auch ein anderes Beispiel: „Da haben wir seit Jahren intensive Ermittlungen gegen die ‚bosnischen Taschendiebstahlskinder‘, weil die meisten aus Bosnien-Herzegowina kommen. Die meisten sind unter 18, viele auch unter 14 und damit strafunmündig.“ 700 habe man identifiziert, die in ganze Europa dazu verwendet werden, Taschen- und Ladendiebstähle zu begehen. Er gehe in hohem Maß von Opfern von Menschenhandel aus, so Tatzgern.

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Ausstellung zum Thema Menschenhandel in der Landesregierung

Großes Wohlstandsgefälle

Die Hintermänner auszuforschen, ist äußerst schwierig. Die wirklichen Drahtzieher sind oft nicht in Österreich und organisieren über ihre Netzwerk in ganz Europa Diebstähle und Einbrüche. Menschenhandel und Schlepperei hängen unmittelbar mit den Lebensumständen der Asylwerber und Flüchtlinge zusammen. Für Tichy-Fisslberger gilt es deshalb, die Ursachen zu bekämpfen: „Die Hauptursachen sind das große Wohlstandsgefälle zwischen Ländern, die nicht weit von Europa liegen, wo es den Menschen schlecht geht und uns selbst. Das verbunden mit sehr großer Armut, die auch mit mangelnder Bildung und schlechten Regierungsformen und hoher Korruption verbunden ist.“

Eine Ausstellung in der Landesregierung befasst sich mit den Ursachen und Auswirkungen des Menschenhandels, ab Februar werden die Schau auch in mehreren Kärntner Schulen gezeigt.

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