Trauerfackelzug der Modine-Mitarbeiter

Nach den gescheiterten Sozialplan-Verhandlungen zwischen dem Modine-Konzern und dem Betriebsrat marschierten die betroffenen Mitarbeiter in einem Trauerfackelzug durch Kötschach-Mauthen. Modine zeigte sich am Donnerstag weiter gesprächsbereit.

Mit der Schließung des Werkes verloren 146 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Am Donnerstagnachmittag nahmen Gewerkschafter und die betroffenen Mitarbeiter an einem „Trauerfackelzug“ durch Kötschach-Mauthen teil. Jede Fackel leuchtete dabei für einen verlorenen Arbeitsplatz. "Unseren Sozialplan müsst ihr uns geben, damit wir hier können weiter leben“ protestierten die Mitarbeiter lautstark gegen Modine. Der Trauerfackelzug führte vom Werk direkt vor das Rathaus in Kötschach-Mauthen. „Wir wollten damit klar zum Ausdruck bringen, dass wir uns Fairness vom Konzern erwarten“, sagte Betriebsratsvorsitzender Michael Gassmayer.

Trauerfackelzug durch Kötschach-Mauthen

Dutzende betroffene Modine-Mitarbeiter und Gewerkschafter zogen am Nachmittag durch den Ort Kötschach-Mauthen

Sozialplan: „Wir sind zu weit auseinander“

Die Verhandlungen für einen Sozialplan waren am Mittwochabend gescheitert. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden, Michael Gassmayer, unterbreitete die Belegschaftsvertretung am Mittwochnachmittag noch ein neuerliches Kompromiss-Angebot. Zunächst hätte am Donnerstag weiterverhandelt werden sollen, nun scheiterte eine Lösung. „Wir liegen einfach viel zu weit auseinander“, so Gassmayer. „Wir sind sehr, sehr weit entgegen gekommen, aber das Angebot war so weit weg von dem, was sich unsere Kollegen erwarten, deshalb konnten wir die Verhandlungen nicht abschließen.“ Um welche Summen es sich dabei handelte, wollte Gassmayer gegenüber dem ORF nicht sagen.

Modine Trauerfackelzug

ORF

Auch ein Sarg wurde symbolisch durch den Ort getragen

Die Mitarbeiter des Werks wurden am Donnerstagnachmittag vom Betriebsrat und der Gewerkschaft über das Scheitern der Verhandlungen informiert. Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach sagte, dass auch der Weg zum Gericht möglich sei, um einen Sozialplan durchzusetzen. „Mit unseren besten Anwälten werden wir hier auftreten.“

Protest Modine Kötschach Mauthen

ORF/Birgit Rumpf-Pukelsheim

Protest und Information für die Mitarbeiter vor dem Werk

Land: Ablehnung „nicht akzeptabel“

Das Land Kärnten reagierte am Donnerstag in einer Aussendung und machte klar, dass es auch eine moralische Verpflichtung gebe, die der Konzern gegenüber seinen stets loyalen Mitarbeitern und ihren Familien habe. Die Ablehnung der Konzernverantwortlichen, sich an einem Sozialplan zu beteiligen, sei für das Land „nicht akzeptabel“.

Modine Trauerfackelzug

ORF

Viele der betroffenen Mitarbeiter zeigten sich beim Trauermarsch verärgert

Die Regierungsmitglieder sagten in der Aussendung: „Wir erwarten, dass sich der Konzern seiner Verantwortung den stets loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihrer Familien gegenüber bewusst wird. Die Geschäftsführung sollte die Augen aufmachen und erkennen, was die von ihr aus Profitmaximierung beschlossene Werksschließung für die Betroffenen bedeutet“. SPÖ, ÖVP, Grüne, FPÖ und Team Kärnten zeigen sich in der Causa geschlossen.

Schaunig: Unethisches Wirtschaften

„Völlig inakzeptabel, wie hier ein Konzern mit langjährigen Mitarbeitern umgeht“, reagierte Landesrätin Gaby Schaunig (SPÖ) erbost. Die Mitarbeiter hätten auch noch nach Bekanntwerden der Schließung die Aufträge abgearbeitet. Bei der Schließung gehe es außerdem nur um Gewinnmaximierung, „der Konzern glaubt, ein größeres Plus sei wichtiger als Menschen.“ Dieses „unethische Wirtschaften“ sei leider eine internationale Entwicklung. Nun gelte es, den Sozialplan und Arbeitsstiftung doch noch umzusetzen.

Die Regierungsmitglieder werden sich nun selbst an den Modine-Konzern wenden, ihm die Situation nochmals auch aus Sicht der Politik verdeutlichen. Man wolle jahrelange Rechtsstreitigkeiten, die weder dem Konzern noch den Betroffenen zuträglich seien, vermeiden. „Klar ist, dass wir alles tun werden, was wir tun können, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ihren Rechten zu verhelfen. Und wir werden unsererseits jede Chance nutzen, um die Konzernverantwortlichen zu überzeugen und in die Pflicht zu nehmen“, so die Regierung.

Modine: „Sind weiter gesprächsbereit“

Modine sagte am Donnerstag gegenüber dem ORF Kärnten, man sei gesprächsbereit, man habe sich nicht gegen einen Sozialplan gestellt, nur liege man jetzt noch bei den finanziellen Vorstellungen weit auseinander. Ziel sei es auch für Modine, einen fairen Sozialplan auszuverhandeln.

Die gesamten Verhandlungen über einen Sozialplan für die Mitarbeiter hatten sich zäh gestaltet. Das Land sagte eine Arbeitsstiftung zu, doch für einen Sozialplan muss auch der Arbeitgeber zustimmen und mitzahlen - mehr dazu in Modine-Schließung: Ringen um Sozialplan. Für die strukturschwache Region Gailtal ist die Schließung eine „Katastrophe“, sagte Bürgermeister Walter Hartlieb. In manchen Fällen arbeiten Ehepaare im Werk, so verlieren die Familien vor Weihnachten beide Einkommen.

Marktführer aus den USA

Modine ist globaler Marktführer in verschiedensten Technologien im Bereich Kühler- und Klimatechnik mit Hauptsitz in Racine im Bundesstaat Wisconsin (USA). Mit Niederlassungen in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und Europa ist das Spezialgebiet die Produktion von Heiz- und Kühlkomponenten als Zulieferer in verschiedene Industriebereiche. Das Unternehmen ist an der New Yorker Börse notiert und erwirtschaftete im Jahr 2017 einen Umsatz von 1.5 Milliarden US-Dollar.

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