Görtschitztaler Bürger protestieren wieder

Das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) sorgt im Görtschitztal weiterhin für Wut unter den Bürgern. Am Freitagabend soll wieder ein Protestmarsch im Tal zum Wietersdorfer Zementwerk stattfinden.

Jeden zweiten Freitagabend marschiert Isa Priebernig mit einigen Mitstreitern - zuletzt waren es 24 - von Klein St. Paul zum Wietersdorfer Zementwerk. Auch am Freitagabend wieder: „Wir fordern ein Stopp der Müllverbrennung. Ich als Biobäuerin habe Null Zukunft, wenn die so weiterwirtschaften wie bisher, und ich sehe für meine gesamte Familie mit ihren hohen Blutwerten auch keine Zukunft - dass die Gesundheit in Frage gestellt ist, und ich mir nicht vorstellen kann, hier weiter zu wohnen wenn sich nichts ändert“.

Holub: Brauchen neues Abfallwirtschaftsgesetz

Es sei eine große Gemeinheit, was der Bevölkerung im Görtschitztal angetan wurde, verursacht von einem Systemversagen, sagte Umweltreferent Rolf Holub (Grünen) diese Woche im ORF Kärnten Sommergespräch. Hauptverantwortlich für die Misere sind laut Holub die Giftmülldeponie der Donauchemie in Brückl, das Wietersdorfer Zementwerk, das offenbar Bescheide nicht eingehalten habe und die Tatsache, dass Müll im Zementwerk verbrannt werde: „Wenn man weiß, dass Zementwerke bis zu 90 Prozent Ersatzrohstoffe verwenden - braucht es hier ein neues Abfallwirtschaftsgesetz, dass auch auf Kontrolle und niedere Grenzwerte setzt“.

Acht Sanierungsvarianten werden geprüft

Die Medizinische Universität Wien hat eine Grenzwerttabelle entwickelt, welche Belastungen mit Schadstoffen und Umweltgiften der Görtschitztaler Bevökerung noch zumutbar sind. Darauf aufbauend werden acht Sanierungsvarianten für die Giftmülldeponie in Brückl erarbeitet - die Donauchemie hat die Entsorgung derzeit europaweit ausgeschrieben. Viele Varianten sind möglich, doch Umweltreferent Holub hat einen Favoriten: „Die sauberste Lösung für das Görtschitztal wäre für mich eine Verbringung mit der Bahn und Verbrennung bei hoher Temperatur woanders“ - mehr dazu in HCB brennt weiter unter den Nägeln.

Verbrennung im Görtschitztal auszuschließen

Eine Verbrennung im Görtschitztal wird jedenfalls ausgeschlossen. Denn, so Holub: „Die Donauchemie hat verneint, eine Verbrennung selbst zu machen und wenn die Wietersdorfer sich nicht bewerben - und danach schaut es jetzt aus - dann gibt es keine Verbrennungsanlage im Görtschitztal“.

Zehn bis 15 Millionen Euro kostet die Sanierung der Deponie, bezahlen wird das die Kommunalkredit aus dem Topf der Altlastensanierung. Holub strebt heuer noch eine Entscheidung an, in zwei bis vier Jahren soll die Deponie in Brückl im Idealfall Geschichte sein.

Wenig Vertrauen in Politik

Doch das Vertrauen der Menschen im Görtschitztal in die Politik ist gering, sagte Isa Priebernig: „Also ich würde es mir wirklich wünschen, wenn der Herr Holub sagt, er bekommt es in vier Jahren in den Griff - das wäre das Allerbeste. Das wäre wie Weihnachten.“

Bis alle Wünsche in Erfüllung gehen, will Isa Priebernig weiter marschieren, um mit Kerzen gegen Umweltverschmutzung zu protestieren.

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