HCB-Belastung in Muttermilch „unbedenklich“

Die HCB-Belastung, die das Labor der Agentur für Lebensmittelsicherheit (AGES) in der Muttermilch einer Frau aus dem Görtschitztal gefunden hat, ist laut Umweltmediziner Michael Kundi ohne gesundheitliche Bedeutung. Von Global 2000 hieß es, eine Belastung in dieser Höhe sei „inakzeptabel“.

Der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 wurde dieses Wochenende das Untersuchungsergebnis einer Görtschitztaler Muttermilchprobe zur Beurteilung vorgelegt. Berechnet auf den Milchfettgehalt beträgt die HCB-Belastung dieser Probe zwischen 0,1 und 0,3 Milligramm pro Kilogramm Milchfett, wobei die hohe Schwankungsbreite aus der vom AGES-Untersuchungslabor ausgewiesenen Messungenauigkeit von 50 Prozent resultiere.

GLOBAL 2000: „Zweifellos unerfreulich“

„Egal ob 0,1 oder 0,3 Milligramm, eine Belastung in dieser Höhe ist inakzeptabel“, erklärte Helmut Burtscher, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000 in einer Aussendung. Dieses Ergebnis sei „kurz vor Weihnachten“ „zweifellos unerfreulich“ für die „leidgeprüften“ Bewohner des Görtschitztales, aber dennoch für stillende Mütter wichtig, „um die Entscheidung zwischen Stillen und Fläschchen aufgrund seriöser Informationen treffen zu können“. Bei der vorliegenden HCB-Belastung der Muttermilch zwischen 0,004 und 0,012 mg/kg nehme ein Säugling pro Kilogramm Körpergewicht und Tag bis zu 0,002 Milligramm HCB auf (0,002 mg/kg/d).

Junge Mutter: Bekam zuerst keine Information

„Ich bekam das Untersuchungsergebnis vom Amt der Kärntner Landesregierung, Institut für Lebensmittelsicherheit, per E-Mail vorerst ohne weitere Erklärung zugestellt“, sagte die junge Mutter, Frau M., gegenüber GLOBAL 2000. Umweltmediziner Professor Kundi habe ihrem Vater am Rande der Informationsveranstaltung des Landes Kärnten versichert, dass ihr HCB-Wert im normalen Bereich läge. Vergleichswerte aus Bayern lägen deutlich höher.

Umweltmediziner: Keine gesundheitlichen Bedenken

Es gebe keine Bedenken, dass die Frau ihr Kind weiter stille, sagte der Wiener Umweltmediziner Michael Kundi auf ORF-Anfrage. Bei den HCB-Werten handle es sich nicht um Grenzwerte, sondern um Vergleichswerte mit der Gesamtbevölkerung

Noch vor wenigen Jahrzehnten seien HCB-Konzentrationen von 0,2 mg/kg Fett und mehr in Muttermilch keine Ausnahme gewesen, hieß es von GLOBAL 2000. Einer der Hauptgründe, weshalb HCB ebenso wie Lindan, DDT und neun weitere Schadstoffe als bislang einzige Chemikalien mit einem weltweiten Verbot belegt wurden.

Greenpeace: Kein Dioxin in Milchprodukten

Greenpeace hat am Montag weitere Test-Ergebnisse von Milchprodukten bekannt gegeben, die auf HCB und weitere Umweltgifte wie Dioxin und Polychlorierte Biphenyle (PCB) untersucht wurden. In allen sechs Milchproduktproben seien geringe Spuren an Dioxin-ähnlichen sowie an nicht-Dioxin-ähnlichen PCBs gefunden worden. Dioxine selbst seien in keiner Probe nachweisbar.

PCB-Werte im Detail

Die gefundenen Werte an Dioxin-ähnlichen PCBs in den Milchprodukten liegen zwischen 0,13 und 0,69 Pikogramm pro Kilogramm (pg/kg) Milchfett, üblicherweise werden Werte bis 0,8 pg/kg als Hintergrundbelastung interpretiert. Die Konzentrationen an nicht-Dioxin-ähnlichen PCBs betragen zwischen 1,46 und 4,72 Nanogramm pro Kilogramm (ng/kg), wobei der Grenzwert bei 40 ng/kg liegt.

„Die gefundenen PCB-Mengen in den Kärntner Milchproben sind in der Größenordnung der üblichen Hintergrundbelastung in Europa und stellen kein unmittelbares gesundheitliches Risiko dar“, sagte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster zu den vorliegenden Ergebnissen. Außerdem habe Greenpeace weitere Ergebnisse bekommen: Kürbiskerne aus einem Hausgarten in Wieting enthielten 21 Mikrogramm HCB pro Kilogramm (Grenzwert für Öl-Kürbisse: 50 mg/kg), in einem Maiwipfelsirup aus dem Jahr 2013 konnte kein HCB nachgewiesen werden.

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